We Insist!
The Babel inside was terrible
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Auf das neue Album The Babel inside was terrible von Frankreichs Finest in Sachen Freak-Rock, We Insist!, durfte man sich zweifelsohne freuen. Denn der Vorgänger Oh! Things are so corruptable war schon ein feines und ausgefallenes Stück Musik. Lange hat die Band ihre Fans auch gar nicht warten lassen. Denn es ist gerade einmal eineinhalb Jahre her, dass ihr fünftes Album erschien. Aber seitdem hat sich innerhalb des Bandgefüges ein bisschen was getan. Saxophonist Cyrille Mechin verließ die Gruppe aus eigenem Antrieb. Fortan ist Francois Wong der alleinige Bläser bei We Insist!, was allerdings noch lange nicht heißt, dass das Klangbild dadurch weniger dicht ist. Dieser jagt sein Instrument mittlerweile durch einen Gitarrenverstärker und zahlreiche Effektgeräte. Zusätzlich bedient Gitarrist Julien Divisia neben seiner Sechssaitigen auch einen Synthesizer. Es gibt also erstmals in der Bandgeschichte Keyboards zu hören, was stellenweise für eine regelrecht psychedelische Komponente sorgt.
Überhaupt unterscheidet sich The Babel inside was terrible ein wenig von seinem Vorgänger, auch wenn der Sound an sich derselbe blieb. Noch immer rangiert das Quintett geschickt zwischen Math Rock, frickeligem Jazz, massiven Hauruck-Rock und noisigen Versatzstücken und sucht sich dort seine ganz eigene, gemütliche Nische. Doch anno 2009 klingt die Band ein ganzes Stück düsterer, dichter und fokussierter. Der durchschimmernde Zorn wird konzentrierter auf den Hörer losgelassen. Eher eine kontrollierte anstatt purer und chaotischer Wildheit. Diese hat Sänger und Schlagzeuger Etienne Gaillochet bereits mit seinem durchgeknallten Nebenprojekt Zarboth ausgelebt, was We Insist! wohl zugute kommt. Denn die elf Songs auf dem Album haben ihren auf der letzten CD noch leicht vorhandenen jammigen Charakter komplett abgelegt. Und das obwohl die einzelnen Songs relativ spontan im Proberaum entstanden sind und nicht, wir früher oft, in langen Studio- und Livesessions geschliffen wurden.
Das zeigt noch viel mehr, wie gut die einzelnen Musiker mittlerweile eingespielt sind und mit welch traumwandlerischer Sicherheit sie die wildesten Kapriolen an ihren Instrumenten vollführen. Denn wenn auch die Songs selbst kontrollierter wirken, vibriert es unter der Oberfläche unglaublich stark, wenn wummernde Bässe auf frickelige Gitarrenparts (meist unverzerrt), schräg wirkende Synthesizer- und Saxophonflächen, sowie gegenläufige Schlagzeugrhythmen treffen. Hier ist einiges geboten und mit Songs wie dem wild rockenden Opener „Déjà Vu“, dem cool groovenden „Custom device“, dem kantigen und unruhigen „Oakleaves“, dem hypnotisch-funkigen „Efficiency and bad habits“, sowie dem unterschwellig brodelnden Abschluss „Biting tongues“ gibt es zahlreiche Highlights zu verzeichnen.
Nicht verschwiegen bleiben darf allerdings, dass The Babel inside was terrible so etwas wie eine Liebe auf den zweiten Blick ist. Denn in das anfänglich ruhiger wirkende Klangbild, wie es das leicht lounge-jazzige „In a maze“ oder die erste von Tastentönen und gezupften Gitarrenklängen getragene Hälfte von „Thoughtful anatomy“ im Endeffekt nur vortäuschen, muss man sich erst hinein hören. Doch dann entwickelt das Album seine ganz eigene und fesselnde Magie, die das Ganze ohne weiteres auf das Niveau des doch recht starken Vorgängers hebt und diesen sogar noch leicht übertrifft. Nach wie vor gilt: Man sollte dem wilden Haufen sein Gehör leihen!
Mario Karl
Trackliste |
1 | Déjà Vu | 4:49 |
2 |
Oakleaves | 5:12 |
3 |
Efficiency and bad habits | 4:22 |
4 |
In a maze | 5:39 |
5 |
Custom device | 3:44 |
6 |
Thoughtful anatomy | 3:58 |
7 |
Dead dog | 3:49 |
8 |
Ancient follies | 3:39 |
9 |
Our countries | 4:05 |
10 |
Cogent stories | 4:38 |
11 |
Biting tongues | 4:35 |
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Besetzung |
Etienne Gaillochet (Lead Vocals, Drums)
Julien Allanic (Bass, Guitar)
Julien Divisia (Synthesizers, Guitar, Backing Vocals)
Eric Martin (Guitar)
Francois Wong (Electric Saxophone)
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