Ronan Keating
Songs for my Mother
Alles Gute zum Muttertag!
Der Tod der eigenen Mutter ist sicherlich ein sehr persönlicher Schicksalsschlag, keine Frage - und wie man diesen verarbeitet, sollte und muss jedem selbst überlassen bleiben. Und ein Album mit neu eingespielten Lieblingssongs seiner vor 10 Jahren verstorbenen Mutter aufzunehmen, ist durchaus legitim - somit geht das neue Solo-Album Songs for my Mother von Ex-Boyzone-Sänger Ronan Keating vom Grundsatz her absolut in Ordnung und muss nicht zwangsläufig in eine Schublade mit Heintjes "Mama" gesteckt werden.
Natürlich gerade noch rechtzeitig zum Muttertag 2009 erscheint nun dieses Coveralbum mit dem Aufkleber auf der CD-Hülle: "Das Nr. 1 Album aus England! Ronan Keating singt die Lieblingshits seiner Mutter. Das ideale Geschenk!". Da fehlt ja eigentlich nur noch der Werbeaufkleber oder ein Werbeflyer für den Fleurop-Strauß zum Muttertag... Beigelegt ist Songs for my Mother ein fettes 24seitiges Booklet, und zumindest die ersten sechs Seiten sind angemessen und interessant: ein Vorwort von Ronan Keating und dann recht persönliche Erläuterungen zu jedem Song, in denen er von seiner Mutter und der Verbindung zu diesem Song erzählt. Alte Fotographien runden diesen autobiografischen Teil des Booklets ab. Die folgendes 17 Seiten dagegen bestehen aus 425 (!) kurzen deutschen Muttertagsgrüßen von wohl überwiegend erwachsenen Kindern an ihre lebenden oder verstorbenen Mütter: "Alles Liebe", "Hab Dich lieb", "Liebe Mutti", "Für die beste MUTTI der WELT.", "Liebe Mama, alles Gute zum Muttertag", "Für die tollste Mama der Welt" und weitere 419 Gedenkkästchen von Anna, Petra, Andreas, Geli, Holger, Hans-Juergen und vielen anderen werden hier geboten. Das ist in etwa so öde wie die Grußanzeigen der regionalen Tageszeitung und wertet die CD wohl auch nur für die 425 beteiligten Familien auf.
Soweit zum Anlass und zum Äußeren der CD, kommen wir doch noch zum musikalischen Inhalt: es wird geboten, was man wohl von Ronan Keating erwartet: gefühlvoller und gut produzierter Pop mit allerhand Streichern, der direkt ins (Mutter-)Herz zielt. Vertreten sind unter anderem bekannte Hits wie Cyndi Laupers "Time After Time" und R. Kellys "I Believe I Can Fly", sowie als Abschluss das von Keating selbst komponierte "This Is Your Song". Leider gelingt es Ronan Keating nicht, den vertretenen Coverversionen etwas Neues oder Interessantes abzugewinnen, zu gleichförmig und eher langweilig kommen die zehn Songs daher - sie sind in etwa so aufregend wie die 425 Muttertagsstatements im Booklet. Die wirklich gute Stimme von Ronan Keating kann dabei nicht verhindern, dass eigentlich jede Coverversion deutlich hinter dem Original zurückbleibt - und eindrucksvoller als bei "I Believe I Can Fly" kann man wohl kaum demonstrieren, wie man einen an sich guten Song den Tiefgang nehmen und in ein oberflächliches Popstückchen verwandeln kann.
Fazit: Anlass und Anspruch der Veröffentlichung sind durchaus akzeptabel und gut gemeint, die Musik erwartungsgemäß und überraschungsfrei: harmlose poppige Songs, die keinem wehtun, die aber sicherlich als Hintergrundmusik für den Muttertagsbesuchs gut geeignet sind. Und für die musikalische Begleitung einer Vatertags-Radtour sind schließlich eher andere Künstler zuständig...
Jürgen Weber
Trackliste |
1 | Time After Time | 4:10 |
2 |
Make You Feel My Love | 3:30 |
3 |
Both Sides Now | 3:58 |
4 |
Vincent | 4:14 |
5 |
Carrickfergus | 4:28 |
6 |
I Believe I Can Fly | 4:44 |
7 |
Mama's Arms | 3:05 |
8 |
The Wild Mountain Thyme | 4:13 |
9 |
Suspicious Minds | 3:37 |
10 |
This Is Your Song | 3:59 |
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Besetzung |
Ronan Keating: Gesang
+ diverse Musiker und Programmierer
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