De Los Ángeles, Arce, Fernán u.a.
El Último Aplauso - Der letzte Applaus (Soundtrack)
UNGESCHMINKT
Ältere Herrschaften, die Musik machen, bevölkern die Kinoleinwände seit dem "Buena Vista Social Club" immer mal wieder. Der Regisseur German Kral erzählt mit seinem jetzt in die Kinos gekommenen Film die Geschichte um eine Bar in Buenos Aires (Argentinien). Dort, in der "Bar El Chino", soll der Geist des echten, ursprünglichen, bodenständigen Tango bis 2001 zuhause gewesen sein. Getragen wurde er von einer Grupper Sänger, denen die Bar über Jahre und Jahrzehnte musikalische Heimat war. Kral begleitete die Musiker von 1999 bis heute. Dabei ist der Wechsel des Betreibers der Bar im Jahre 2001 und der damit verbundene Niedergang dieses besonderen Ortes zugleich pars pro toto für das abgewirtschaftete Argentinien (das zu jener Zeit in eine schwere Wirtschaftskrise geriet) und für die nachlassende Kraft der Sänger. Durch alle Krisen hinweg bewegt die gealterten Tangosänger jedoch ihre Sehnsucht nach der Musik, dem Auftritt und dem (vielleicht letzten) Applaus.
Es ist also ein Film über Musiker und daher natürlich ein Film mit viel Musik. Wer diese pur genießen möchte, kann auf den Soundtrack zurückgreifen, den der Argentinier Luis Borda kreiert hat. Unterstützt vom jungen Orquesta Tipica Imperial (drei Bandoneons, vier Violinen, Cello und Kontrabass) sorgen jene nicht mehr ganz so jungen Sängerinnen und Sänger höchstselbst für die Umsetzung. Die Kompositionen und Arrangements zeigen den Tango - eher untypisch für einen Film - ganz ungeschminkt und ungeglättet in seiner urtümlichen Kraft: rauh, stark, erotisch, melancholisch, seelenvoll, rhythmisch klar. Die Zusammenarbeit der jungen Orchestermusiker mit den erfahrenen Sängern hat auf diese Weise die allerschönsten Tangofrüchte getragen.
Das eigentliche Erlebnis aber sind jene reifen, ausdrucksstarken Stimmen. Sie berühren nicht, weil es sich um Stimmen handelt, die hörbar mit den Menschen gealtert sind, sondern weil in ihnen ein ungeahntes Maß an Kraft, Ausdruck, Emotionalität und Vitalität und schließlich auch der dem Tango eigenen, sexuellen Energie liegt. Vielleicht braucht der Tango alte, gewachsene Seelen, um überhaupt eine solche Intensität und individuelle Färbung zu erreichen.
Mich persönlich berührt dabei der Vortag von Cristina de los Ángeles am meisten, die wirklich völlig in der Musik aufzugehen scheint und deren hingebungsvoller Gesang einer Selbstentblößung gleichkommt. Aber auch alle weiteren Interpreten demonstrieren hier, wie ein echter, ein ehrlicher Tango klingen muss.
Diese CD ist mehr als nur ein Soundtrack: ein authentisches Musikerlebnis und eine der schönsten Tangoplatten der letzten Jahre überhaupt.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
1 | Como dos extranos | 3:06 |
2 |
Cuesta abajo | 3:53 |
3 |
Gallo ciego | 3:26 |
4 |
Desencuentro | 3:10 |
5 |
Duelo criollo | 3:38 |
6 |
De mir barrio | 2:56 |
7 |
Niebla del Riachuelo | 3:02 |
8 |
Por una cabeza | 3:07 |
9 |
A Salvador Allende | 3:40 |
10 |
Verano porteno | 3:25 |
11 |
Mi ciudad y mi gente | 2:46 |
12 |
Soledad | 4:18 |
13 |
Ventarron | 3:02 |
14 |
Romance de Barrio | 2:53 |
15 |
Volver | 4:11 |
16 |
La Chacarita | 2:38 |
17 |
Cuando tu no estas | 1:51 |
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Besetzung |
Cristina de los Ángeles, Inés Arce, Julio César Fernan, Omar Garré: Gesang
Orquesta Tipica Imperial
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