Musik an sich


Reviews
Cowboys from Hell

Monster Rodeo


Info
Musikrichtung: Kraut Jazz

VÖ: 10/2008

(Altrisuoni / DA-Music)

Gesamtspielzeit: 54:23

Internet:

http://www.cowboysfromhell.ch


“Kraut Jazz” trifft dieses Album als Stilbezeichnung vor allem dann, wenn man sich daran erinnert, dass mit Krautrock Anfang bis Mitte der 70er alles bezeichnet wurde, was merkwürdig, schräg, nicht einzusortieren und aus Deutschland war.
Wir haben nicht mehr Anfang der 70er und die Cowboys from Hell stammen aus der Schweiz. Alles andere passt wie Arsch auf Eimer.

Dass die Cowboys from Hell um ihre Schrägheit wissen und nicht den geringsten Wert darauf legen einsortierbar zu sein, zeigt schon der Bandname, ein früher Albumtitel von Pantera, in Verbindung mit dem Hinweis auf weitere Vorbilder wie Frank Zappa, Massive Attack und Rage against the Machine.
Schräg ist auch die Besetzung. Neben der Rhythmus-Gruppe Bass und Schlagzeug gibt es hier nur noch ein Tenorsaxofon, Effekte und gelegentliche Vocals. Jedes klar erkennbare Riff des Albums kann also nur von Richard Pechtas Bass stammen.

Dazu passt es, dass der Opener an nichts von dem bislang Erwähnten anknüpft. Massive Riffs werden sehr schnell von abgehobenen kraut-jazzigen Gitarren abgelöst. Dann setzen deutsche Sprechtexte ein, die zwischen Comedy-artigem Geblödel und Satire positioniert sind, bevor die Riffs vom Anfang das Stück auch wieder beschliessen.
„Dunschtig” ist ein bassiges Kraut-Instrumental, dessen Improvisationen im Jazz wurzeln. „Schiller” setzt das fort, erfreut(?) den Hörer aber mit einzelnen, in den Song hineingeworfenen Worten, wie „Schiller“, „Goethe“ und ähnlichem und knüpft damit wieder am Opener an.

Wer glaubt sich nun eingehört zu haben, muss schnell umdenken. Die „Sounds of Silence“ werden hier keineswegs zersägt. Im Gegenteil. Die Cowboys from Hell liefern eine wunderschön verträumt beginnende Instrumentalversion, bei der das Saxophon die Gesangslinien übernimmt. Der Bass wandelt sich zur gezupften Gitarre. Im zweiten Teil wird das Tempo angezogen. Das Schlagzeug kommt dazu und der Simon and Garfunkel-Klassiker wird mit leichtem Western-Touch in den Sonnenuntergang geritten. Nur ein kurzes abgedrehtes Saxophonsolo erinnert, auf welcher CD wir uns eigentlich befinden.

Nach dem vorüberplätschernden „Lonesome Bill” kommt „Chrampf“. Das leicht orientalisch klingende Saxophon agiert vor den Drums. Das Ganze könnte auch von Guru Guru stammen. Nur die Saiten kommen metallischer, härter und moderner.
Vor dem abschließenden Jazz-Rock-Jam „Iphigenia“ bekommen Rage against the Machine noch schnell ihr Fett ab.
Die treibenden Rhythmen mit George Bush-Samples, der davon schwafelt Amerika jederzeit zu verteidigen, passen ja noch zum Original. Das Ganze klingt irgendwie auch wie RATM, wird im Fall von „Halloween“ aber in ein derart entspanntes und relaxt swingendes Arrangement gekleidet, dass es gleichzeitig meilenweit entfernt ist. „Cowboys against the Machine“ ist – nicht nur im Titel – noch deutlicher RATM. Durch den Kunstgriff, die Satzfetzen der Amerikaner direkt ins Deutsche zu übertragen, wird das Stück zur Satire pur. Herrlich!!



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Crouching Tigger, hidden Cow 5:12
2 Dunschtig 8:43
3 Schiller 5:13
4 Sounds of Silence 5:51
5 Lonesome Bill 4:43
6 Chrampf 6:00
7 Halloween 6:11
8 Cowboys against the Machine 6:00
9 Iphigenia 7:08
Besetzung

Christoph Irniger (Sax, Effekte)
Richard Pechta (B)
Chrigel Bosshard (Dr)


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