Musik an sich


Reviews
Stradella, A. (Fornero)

Santa Pelagia


Info
Musikrichtung: Barock Oratorium

VÖ: 25.04.2008

(Stradivarius / Edel)

Gesamtspielzeit: 66:27



SIEG DER TUGEND

Der Mensch, als Heiliger und Sünder verstrickt in den heroischen Kampf zwischen Himmel und Hölle – das war ein Dauerthema des Barocks, das in unzähligen Kunstwerken in immer neuen Variationen erzählt wurde. Natürlich eigneten sich besonders christliche Heilige als Aufhänger für eine solche Darstellung, hatten sie doch an Leib und Seele alle möglichen Anfechtungen zu bestehen, bevor sie am Ende siegreich in die Ewige Herrlichkeit Gottes eingegangen waren.

Der durch Mörderhand im Alter von 43 Jahren vorzeitig aus dem Leben geschiedene Alessandro Stradella hat in seinem Oratorium Santa Pelagia der heroischen Einsiedlerin gleichen Namens in den 1670er Jahren ein musikalisches Denkmal gesetzt. Die frühchristliche Heilige, mit jungfräulich reinem Sopran gesungen von Laura Antonaz, muss sich angesichts diverser Versuchungen in ihrer Eremitage bewähren. Ständig lockt die „Welt“ (mit leichtem, feurigem Bass und manchmal trompretenverstärkt: Walter Testolin), die die Ex-Tänzerin immer wieder auf die Seite profaner Vergnügungen zu ziehen sucht.
Dagegen halten die „Religion“ (mit muffigem, alle Counter-Tenor-Vorurteile bestätigendem Timbre: der Altist Alessandro Carmignani) und ihr geistlicher Führer und Täufer, Bischof Nonno von Edessa, die Tugend-Stellung (letzterer ein jugendlicher, aber in der Höhe etwas verspannter Tenor: Fabio Furnari). Klar, dass am Ende die rechte Seite siegt und Pelagia ihrer himmlischen Berufung treu bleibt.
Bis es so weit ist, müssen viele schöne Arien gesungen werden, die die Motive der Figuren und vor allem das Seelenleben der Heiligen offenlegen. Die einzelnen Nummern sind meist sehr kurz, bei den Nebenfiguren dauern sie kaum eine Minute, so dass das Werk gleich nach der prächtigen Ouvertüre ein flottes Tempo aufnimmt.
Nach wie vor ist Stradella ein Komponist, den es zu entdecken gilt. Sein Stil ist ausgesprochen abwechslungsreich. Für die einzelnen Affekte findet er immer wieder unmittelbar sprechende Lösungen. Vor allem die Rolle der Pelagia hat er mit reich blühenden melodischen Linien ausgestattet. Die übrigen Figuren werden treffend charakterisiert. Ein dichter, fantasievoller Kontrapunkt macht aus der geringstimmigen Begleitung – kaum mehr als ein continuogestütztes Streichquartett – ein tragfähiges Fundament. Das Vokal- und Instrumental-Ensemble I Musici di Santa Pelagia unter der Leitung von Maurizio Fornero begleitet stilsicher und ausdrucksvoll.

Auch wenn die Produktion insgesamt aus dem barocken Mainstream nicht herausragt, so schließt sie doch eine kleine Repertoirelücke.



Georg Henkel



Besetzung

I Musici die Santa Pelagia
Ensemble Vocale „Festina Lente“

Maurizio Fornero, Ltg., Orgel & Cembalo


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