Posion the well setzen ihren 1998 begonnenen Weg konsequent fort. 300000 Silberlinge konnten sie allein in den USA verkaufen. Ihr Album „Versions“ ist ein voll gepackter Koffer mitreißender Stücke Rockmusik der definitiv härteren Gangart. Aufgepeppt durch Sounds und Arrangements (z.B. zweistimmige Bläserparts in „Slow good morning“), die stark experimentell sind schafft es diese Scheibe abwechslungsreich und dick zugleich sein.
Besonders auffallend finde ich die tadellose Schlagzeugarbeit, die sehr songdienlich ist. Ohne Übergewicht schafft es Chris Hornbrook ein Gerüst zu erschaffen, auf das sich sowohl Jeffrey Moreira (Gesang) als auch Ryan Primack (Gitarre) draufzulegen verstehen. Letzterer ist in der Lage auch ohne das andernorts praktizierte „Brett“ harte Rockmusik zu spielen. Ausflüge in Klänge des Southernrock oder guten alten Blues, gefühlvolle Akkordzerlegungen und dynamisch erstaunlich ausdifferenzierte Phrasen, alles das lässt sich finden. Nicht aus den Augen gelassen werden darf dabei der Gesang. Immer präsent singt er wirklich. Für eine Band, die aus dem Metalcorebereich kommt ist das ja nicht ganz selbstverständlich. Die musikalische Reife dieser Band ist wirklich beeindruckend. Phasenweise möchte ich sie wirklich mit denen von mir überaus geschätzten „Dredg“ vergleichen. Aus meiner Sicht eine Auszeichnung. Wer jetzt befürchtet, seichte Popularmusik genießen zu müssen, dem kann ich die Kopfschmerzen nehmen. Es geht schon mächtig zur Sache. Angeheizte „Core“-Passagen dürfen natürlich nicht fehlen. Besonders beeindruckend finde ich die Nummer „Prematurito el Baby“. Eine derartig moderne und punkige Uptempowucht habe ich schon lange nicht mehr gehört. Alle Achtung.
Für mich sind Posion the Well mit diesem Album eine (Neu-) Entdeckung der besonderen Art.