Sebastian Sturm
This Change is nice
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Die Eltern stammen aus Indonesien und Deutschland. Der musikalische Anfang Sebastian Sturms fand in einer Punk-Band statt. Der CD–Titel This Change is nice ist somit mehr als berechtigt. Von Punk und Aggressionen ist hier genauso wenig zu hören, wie von asiatischen Klängen oder deutscher Volksmusik. Der Sturm, der hier aufzieht, ist karibisch und äußerst entspannt.
Das Einzige, was noch an die Punk-Roots erinnern mag, ist die Kampfansage an die ihn umgebende Gesellschaft, nur dass die jetzt nicht mehr Schweinsystem sondern Babylon genannt wird und die Marihuanapfeife das Dosenbier abgelöst hat. Aber auch wenn Sturm manchmal an Bob Marley und öfter an Hans Söllner erinnert, ist dieser Sturm ein ganz sanfter.
Babylon wird nicht verbrannt; nicht einmal ermahnt. Der „Rootsman“ ist der Angesprochene. Er soll standhaft bleiben, sich nicht verbiegen lassen, dafür sorgen, dass die Kinder das Richtige lernen. Dann, so liest man zwischen den Zeilen, wird Babylon sterben. Die oft sehr eigenen, ungewöhnlichen Texte lohnen den genauen Blick: die Reflexion darüber, wie sich das eigene Denken entwickelt haben wird, wenn man alt ist (“Without a Trace“), die „Erlaubnis“ an einem regnerischen Tag auch einmal über die eigenen Niederlagen und Fehler nachzusinnen (“No Need to be sad“), das wunderschöne, an Wortspielen reiche Lied über die Zeit (“Time“), die Beschreibung der Erfahrung Vater geworden zu sein (“This Change is nice“), das Antikriegslied, das die Erinnerung an den Großvater, der für Deutschland im Krieg war, thematisiert (“Soldierman“) oder das unspektakuläre Liebeslied, in dem Sturm Gott dafür dankt, ihm das Mädchen gezeigt zu haben, in das er sich verliebt hat (“I just want you“).
Musikalisch greift Sebastian Sturm die Reggae-Vibes so souverän auf, dass man kein Blatt zwischen jamaikanische Originale und den deutschen Epigonen bringen kann. Seit Leo’s Den – und vielleicht noch Hans Söllner - habe ich keine derart authentische deutsche Reggae-Scheibe mehr in den Händen gehabt; wobei - darauf sei noch ein drittes Mal in dieser Review hingewiesen - Sturm die sanfte, entspannte Seite des Reggae in den Vordergrund stellt. Das flotte “Without a Trace“ und das mit gelegentlich an Santana erinnernden Gitarren geschmückte “Soldierman“ sind die „druckvollsten“ Songs auf dem Album, wenn man das bei ihrer Entspanntheit so sagen kann.
Die von mir sehr seltene vergebene Überflieger-Kategorie erlaubt sich durch zwei Tracks, die das Zeug zu Ohrwürmern haben: “Back among the Living“ und “Social Living”.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Back among the Living | 3:37 |
2 | Without a Trace | 4:02 |
3 | Tell them the Truth | 4:21 |
4 | Reggae makes the Youth free | 3:57 |
5 | No Need to be sad | 3:30 |
6 | I just want you | 4:40 |
7 | Good Life | 3:47 |
8 | Tíme to say no | 3:27 |
9 | Social Living | 4:04 |
10 | Time | 4:27 |
11 | Soldierman | 3:38 |
12 | This Change is nice | 3:54 |
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Besetzung |
Sebastian Sturm (Voc) Udo Kirch (Git, Back Voc) Manni Kirch (Git) Marc Steinweg (Hammond) Danger Dan (Rhodes) Jan Heine (Rhodes, D6) Christoph Recktenwald (Rhodes, D6) Ali Ottmann (B, Dub Effects) Peter Ralphonso (B) Martin Pauen (Dr) Klaus Niessen (Perc) Markus Scheltinga (Trompete, Posaune) Markus Kmaps (Sax) Jule (Back Voc) eLa (Back Voc) Sponi Wolf (Back Voc) Mikel Freialdenhoven (Back Voc) Dr. Beejay (Back Voc)
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