Musik an sich


Reviews
Mozart, W.A. (Fischer)

Cosi fan tutte (DVD)


Info
Musikrichtung: Oper

VÖ: 09.03.2007

Opus Arte / Naxos (2 DVD, live (AD: 2006) / Best.nr. OA 0970 D)

Gesamtspielzeit: 210:00

Internet:

Glyndebourne Opera House

Opus Arte



EINE RUNDE SACHE

Angenehm unaufgeregt und sich auf das Wesentliche konzentrierend kommt dieser Mitschnitt einer Opernaufführung aus Glyndebourne im Jahre 2006 daher. Regisseur Nicholas Hytner hat sich für eine ganz klassische Inszenierung entschieden. Wie schön, einmal wieder eine Cosi in historischen Kostümen ohne Latexklamotten o.ä. erleben zu dürfen! Dazu findet alles in einem heiteren, schlichten Bühnenbild statt, ausgeleuchtet von einem mediterranen Licht, das ideal zu diesem sommerlichen Opernvergnügen passt.

Hytner lässt bei sensibler Personenregie außerdem den Akteuren genug Raum, um eigenen Spielwitz zu entfalten. Die Sänger sind dafür sichtlich dankbar und haben offenkundig viel Spaß am Spiel mit der Verstellung, was sich unmittelbar auf den Zuschauer überträgt. Kein Zweifel: Mozart hätte seine helle Freude daran gehabt, mit wieviel Esprit und manchmal auch albernem Übermut hier agiert wird.

Und: Auch in musikalischer Hinsicht dürfte diese Aufführung geeignet gewesen sein, den hohen Ansprüchen des Salzburger Meisters zu genügen. Iván Fischer leitet das Orchestra of the Age of Enlightenment sowie das Sängerensemble pointiert und unter Betonung des rhythmischen Elements. Harmlos ist seine Cosi also durchaus nicht, sondern sie bewegt sich auch im Klanggestus ganz bewusst auf dem Grat zwischen menschlichem Drama und Komödie.

Eher schmal im Klang, aber schneidend präzise wie die Degen der Kavaliere führt Fischer den Streicherapparat; die Bläserstimmen werden bewusst als klangliche Glanzpunkte gesetzt. In den entsprechenden Arien nimmt sich Fischer aber dennoch genug Zeit zur lyrischen Entfaltung der Melodiebögen.

Die junge, attraktive Sängerriege zeigt eindrucksvoll, warum es sich lohnt, nach Glyndebourne zu "pilgern":
Mit beweglicher und dennoch volumenreicher Tenorstimme, aber auch mit überzeugendem Spiel präsentiert sich Topi Lehtipuu in der Rolle des Ferrando. Demgegenüber weiß Luca Pisaroni sich mit baritonaler Kraft zu behaupten und der Figur des Gugliemo soldatisches Leben einzuhauchen.

Die Sopranistin Miah Persson gibt die Fiordiligi nicht nur äußerlich, sondern auch stimmlich kühl, aber mit virtuoser Präzision. Den Kontrast dazu bietet Anke Vondungs hochemotionale Darstellung der Dorabella mit samtenem Mezzosopran. Nicolas Rivenq findet für seinen Don Alfonso einen interessanten Ansatz, indem er diesen nicht (nur) als klugen Philosophen anlegt, sondern durchaus mit einiger Aggressivität vorstellt. Bei Ainhoa Garmendia hingegen erreicht die stimmliche Brillanz nicht immer die Höhe ihres darstellerischen Witzes.

Alles in allem eine rundum gelungene Einspielung, die auch in puncto Bild- und Klangqualität keine Wünsche offen lässt und die man sicherlich mehr als einmal genießen wird.



Sven Kerkhoff



Besetzung

Ferrando: Topi Lehtipuu, Tenor
Gugliemo: Luca Pisaroni, Bariton
Fiordiligi: Miah Persson, Sopran
Dorabella: Anke Vondung, Mezzosopran
Don Alfonso: Nicolas Rivenq, Bass
Despina: Ainhoa Garmendia, Sopran

Orchestra of the Age of Enlightenment
The Glyndebourne Chorus

Ltg. Iván Fischer

Inszenierung: Nicholas Hytner



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