Bach, J.S. (v.d. Goltz)
Brandenburgische Konzerte (DVD)
HEIMKEHR
Bachs Brandenburgische Konzerte kehren mit dieser DVD gewissermaßen nach hause zurück: Die Einspielung wurde im Spiegelsaal des Köthener Schlosses aufgezeichnet. Zur Zeit der Entstehung der Werke zwischen 1717 und 1721 war Bach Kapellmeister am dortigen Hofe. Die fürstliche Pracht, die seine Brandenburgischen Konzerte umgibt, findet man, unsere Köthener Leser mögen es mir verzeihen, im nicht unbedingt imposanten Spiegelsaal architektonisch nicht wieder. Dennoch gibt der eher klein dimensionierte Raum einen (auch akustisch) guten Rahmen für die Aufführung ab.
Das Freiburger Barockorchester musiziert, dem historischen Vorbild folgend, ohne Dirigenten und im Stehen. Letzteres scheint noch einmal zusätzlich für den motorischen Schwung zu sorgen, den die Musiker hier durchweg walten lassen. Ihre akurate Interpretation ist, wo nötig, erhaben, weitgehend aber von fröhlich-spielerischem Charakter. Sehr schön organisch gelingt die Einbindung der Solo-Partien in den Orchestersatz; in bester Spiellaune wirft man sich die musikalischen Bälle zu. Dabei bewegen sich die Solisten auf hohem virtuosen Niveau. Hervorgehoben seien hier statt vieler nur Friedemann Immer, der mit strahlendem Trompetenton im zweiten Konzert brilliert und Karl Kaiser, der im Konzert Nr. 5 auf der Traversflöte Höchstleistungen vollbringt. Unter den Originalklangensembles nimmt dieses Orchester weltweit nicht umsonst eine herausragende Stellung ein.
Ob man, um eine solch gelungene Interpetation genießen zu können, unbedingt eine DVD benötigt, ist Geschmacksfrage. Die Begeisterung der Ausführenden und ihre Freude an der Musik übertragen sich zwar durchaus auch über die Bilder, denen aber kein eigener Informationsgehalt zukommt.
Die auf der DVD enthaltenen "Zugaben" belustigen eher, als dass sie begeistern: Hille Perls Darbietung der Sarabande aus der Cello Suite Nr. 5 überzeugt zwar musikalisch, der zugehörige Videoclip ist indes aufgrund seiner den deutschen Edgar Wallace-Verfilmungen nicht unähnlichen Ästhetik unfreiwillig komisch. Das außerdem enthaltene Schlussterzett aus der Kaffeekantate ist kein interpretatorisches Highlight und lässt wegen der bildlichen Umsetzung mit Kaffeebohnen und Zügen die Frage aufkommen, ob der Clip wohl eher von der Deutschen Bahn oder von Jacobs Krönung gesponsort wurde. Das sechsminütige Filmchen "Back(h) in Cöthen" schließlich bietet enttäuschend wenig Bildmaterial vom Köthener Schloss, dem Ort und seiner Umgebung.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
Brandenburgische Konzerte Nr. 1-6 95:00
Bonus: Sarabande aus der Cello Suite Nr. 5, BWV 1011 (Hille Perl) 02:46 "Die Katze lässt das Mausen nicht" aus der Kaffeekantate, BWV 211 (M. Vogt., M. Schubotz, H. Krause, Mitglieder des Gewandhausorchester Leipzig) 04:59 Back(h) in Cöthen 06:00 |
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Besetzung |
Freiburger Barockorchester
Ltg. Gottfried von der Goltz
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