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Reviews
Bellamy Brothers

Angels & Outlaws Vol. 1


Info
Musikrichtung: Country / New Country

VÖ: 29.03.2005

(Curb)

Internet:

http://www.bellamybrothers.com


Auch außerhalb der Countryszene sind die Brüder Howard und David Bellamy ein Begriff, denn schließlich verdanken wir ihnen seit nunmehr 30 Jahren Hits wie "Let your love flow" (Das legendäre Bett im Kornfeld), "If I said you have a beautiful body" oder "Dancing cowboys". Und zu diesem 30-jährigen Jubiläum geben die beiden Herren aus Florida ihr inzwischen 46. (!) Album auf den Markt. Leider dürfte aber auch keine andere Band derart viele "Best of"- oder "Greatest Hits"-Alben produziert haben und – zum Ärger der Plattensammler – immer wieder mal ältere Stücke auf angeblich neue Scheiben gepresst haben. Aber nichtsdestotrotz ist eine derart lange Bühnenpräsenz – honoriert durch zahllose Nominierungen und natürlich auch Prämiierungen für die CMA-Awards – erwähnenswert. Und bevor einem niemand ein Geschenk bringt, macht man sich selber eins. Und heraus kam Angels & Outlaws.

"Ach, schon wieder ein Best of-Album" mag mancher denken, aber das ist es nur oberflächlich betrachtet, denn die Brüder holten sich zur gesanglichen Verstärkung die Crème de la crème der Countryszene ins Studio und gemeinsam machte man sich über die musikalischen Perlen der letzten 30 Jahre her.

Im Einzelnen:

Den Reigen eröffnen darf Alan Jackson mit "You ain´t just whistlin´dixie" in einer atmosphärisch sehr überzeugenden Version mit einer jammernden Harmonica, die einem die Hitze der Südstaaten nahe bringt. Zum Refrain gesellt sich David Bellamy dazu und man schwelgt in einem klassischen Dixie-Song. Der Süden lebt. Beim "Old Hippie" darf man den Jungs von Montgomery Gentry lauschen, wenn sie über den anscheinend letzten Hippie berichten. Die raue Stimme Montgomerys wird durch David gekonnt geglättet. Auch hier ist die Harmonica als Stilelement vertreten. Hal Ketchum darf sich in Zusammenarbeit mit Lisa Brokop über "Let your love flow" hermachen. Miss Brokop darf herbei leider nur im Hintergrund agieren, während Hal Ketchum seine leicht belegte Stimme der fließenden Liebe widmen darf. Kein langes Raten gibt es bei der Frage, wer bei "Guardian Angel" zum Einsatz kommt, denn wer kennt nicht die Stimme von Altmeister Willie Nelson? Und hier wurde augen- bzw. ohrenscheinlich der passende Song herangezogen, denn es hört sich so an, als stamme das Lied aus Willie´s Repertoire. Unvermeintlich auch hier Willie´s alte löchrige Gitarre, die sich gelegentlich bei der Bitte, nicht schneller unterwegs zu sein als der Schutzengel fliegen kann, zu Wort meldet.

Bei "If I said you had a beautiful body (would you hold it against me)" fragt man sich unwillkürlich, wer diesen Body haben soll, und als Antwort wird die glockenklare Stimme von Figurwunder Dolly Parton präsentiert, die – dafür redet sie bekanntermaßen zu gerne – das eine oder andere neben den Originalzeilen zu Gehör bringt. Hier wird im traditionellen zweistimmigen Gesang vorgetragen, so dass niemand den anderen doppeln muss. So erhält man quasi das Original mit der zweiten Stimme, die (typisch Dolly) nun mal nicht überhört werden kann. Über die jungen wilden Damen berichtet bei "Redneck girl" Pat Green, dessen Stimme den zum Song passenden Slang beinhaltet. Wieder mal ein rundes Produkt, ehrlich und locker präsentiert. Die "Dancing cowboys" verdanken wir Trini Triggs, bevor ein weiterer Altmeister den "Sugar daddy" markiert. George Jones ist hier wohl für den Daddy-Part zuständig, während David Bellamy den Sugar-Teil übernimmt. Eine durchaus interessante Mischung im traditioneller gehaltenen Stil.

Bei "Crazy from the heart" gab es anscheinend Gedrängel vor dem Mikrofon, denn neben Chris Hillman fanden auch Herb Petersen und Rhonda Vincent den Weg ins Studio. So ist es nicht verwunderlich, dass ein paar Folk-Elemente Einzug halten und es ab und zu wie bei CSN&Y klingt. Ganz andere Sounds kommen da bei "Reggae cowboy" auf, denn zu Beginn sind verzerrte Sätze von David Allan Coe zu hören, bevor "Miss Sexy Voice" Tanya Tucker die Story von der Jamaica-Country-Connection erzählt. Im Wechsel zwischen Tanya und David, immer wieder unterbrochen durch Mr. Coe, kommt – musikalisch sehr abwechslungsreich umgesetzt – die rechte Mischung der Stilrichtungen zustande. Sicherlich die beste Version dieses Songs. Wieder sind es zwei alte Haudegen, die sich den nächsten Song teilen, denn die "Kids of the baby boom" werden präsentiert von Bobby Bare und Charlie Daniels, die – nach meinem Empfinden - dem Text entwachsen sein dürften. Der letzte Song des Albums, "Alligator Alley", endet atmosphärisch so weit im Süden wie der erste Song begann. John Anderson unterstützt die Sehnsucht nach dem Süden und den Seminole-Girls, und die Musik webt den passenden Teppich dazu. Insgesamt scheint die musikalische Umsetzung des Südstaaten-Feelings den Brüdern aus Florida immer wieder gut zu gelingen, was sie auch auf ihren anderen Alben stets unter Beweis stellten.

Fazit:

Auch wenn bereits viele "Best of"-Alben der Bellamy Brothers existieren, sollte man dies Werk nicht über denselben Kamm scheren, denn die Mitwirkung des "Who´s who" der Countrymusik macht "Angels & Outlaws Vol. 1" zu einem Sampler der besonderen Art, mit dem Howard und David Bellamy auch die Wertschätzung erfahren, die sie sich in den letzten 30 Jahren für die Countrymusik verdient haben. Man hat es geschafft, für jeden Song den oder die geeigneten "Paten" zu finden, um dem bereits in die Jahre gekommenen Lied neues Leben einzuhauchen. Und die Bezeichnung des Albums als Vol. 1 lässt hoffen, dass in absehbarer Zeit ein weiteres Werk dieser Machart zur Verfügung steht. Die Countryfans würden sich freuen, denn Hits haben die beiden noch genug in petto.



Lothar Heising



Trackliste
1You ain´t just whistlin´ Dixie
2Old Hippie
3Let your love flow
4Guardian angel
5If I said you had a beautiful body
6Redneck girl
7Dancin´ cowboys
8Sugar daddy
9Crazy from the heart
10Reggae cowboy
11Kids of the baby boom
12Alligator alley
Besetzung

Produzenten: David Bellamy, Howard Bellamy



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