Manuel Scuzzo
Traumfabrik (LP)
|
|
|
Der schon seit längerem in Hamburg aktive Produzent und Musiker Manuel Scuzzo legt mit Traumfabrik seine zweite Platte vor, die mich gedanklich, und musikalisch, weit zurückführt, in jene Zeit der Neuen Deutschen Welle als auch in Jene, als die Band Kraftwerk aktuell wurde, auch die Musik von Michael Rother fällt mir ein, auch ein Hauch Krautrock weht mitunter durch den einen oder anderen Song.
Mit anderen Worten, Elektronik pur, wie ein Soundtrack für einen imaginären Film, den sich Jede/r wohl selbst drehen könnte. Denn für mehr als hintergründige Klänge dieser Art sehe ich diese Musik nicht als wesentlich geeignet an. Ja, und so geht es aus den Angaben der LP hervor, ist es doch tatsächlich Filmmusik zu einem gleichnamigen Film. Darüber hinaus eignen sich die Songs sicher gut dafür, sich in einer Diskothek in Trance zu tanzen, zum Beispiel mit dem einfach gestrickten Song "Fliegen".
Das mag zwar Alles durchdacht sein und auch entsprechend übereinander geschichtet arrangiert nach einem speziellem Muster, aber ob diese elf Songs für die Gestaltung einer Traumfabrik wirklich ausreichen? Für mich klingt diese Musik wenig zum Träumen verleitend, ein wenig mag die "Mondfahrt" dazu vielleicht verleiten, aber auch das bringt mich nicht dazu, sondern eher dazu, mich zu langweilen, denn oberflächlich betrachtet, ja oberflächlich klingt es oft, ist Vieles doch sehr einfach gestrickt, und ich bemerke einfach zu viele Parallelen zu vergangenen Zeiten, als solche Musik bereits existierte, und das ganz einfach interessanter.
Auch die gelegentlichen Gesangseinlagen können das Ganze nicht retten, sondern bewirken lediglich das eine oder andere Schmunzeln, zum Beispiel bei "Sound Goes Round" mit seinem wie unbeabsichtigtig "cool" klingenden kindlichem Sprechgesang von Lea Gies, die im Übrigen den Song "Blitz" noch "veredelt", mit Gesang und eigenem Text: "Wir fahrn durch die Strasse, wir fahrn......, wir fahrn durch die Strasse die ganze Nacht, aber da kommt ein Blitz, wir fahrn durch die Strasse hin und her, aber da kommt ein Blitz." Herrje, ich fühle mich getroffen...Ach ja, auf einen Fuchs und ein Reh trifft man auch noch....
Ja, Originalität will und kann ich dem Projekt nicht absprechen, aber wenn das "Wasser" nur so dahinplätschert, dann fehlt auch dieser Aspekt. Ansonsten ist diese Musik all Jenen zu empfehlen, die sich nicht an der elektronischen Zurichtung stören und etwas benötigen, dass man gut nebenher laufen lassen kann, ohne das es wesentlich störend ist. Und zwischendurch gibt es ja auch durchaus Passagen, die ein wenig aufhorchen lassen, wie zum Beispiel dieses dezente japanische Feeling der "Süssigkeiten", die ganz niedlich klingen, wie zu Zeiten der ersten Casio-Experimente.
Ehrlich gesagt, wenn ich mich wirklich in solche Träume fallen lassen möchte, würde ich dann doch eher zu Michael Rother greifen, oder noch viel lieber zu Musik von Robert Miles, ich erinnere hier an seinen Hit "Children"! Und, um noch einmal auf die Verknüpfung von Gesang und elektronischer Musik zurück zu kommen, da fällt mir der Song ein, den Tangerine Dream einst einspielte, auch mit Gesang, "Kiew Mission", jederzeit auch vorzuziehen....
Wolfgang Giese
Trackliste |
Seite A:
1 Fliegen (4:43)
2 Schlange (3:30)
3 Mondfahrt (3:07)
4 Sound Goes Round (5:17)
5 Wasser (2:06)
Seite B:
1 Detektiv (2:30)
2 Süssigkeiten (3:08)
3 Blitz (3:56)
4 Banshee (4:07)
5 Traum 12 (1:03)
6 Kirche (4:18)
|
|
|
|
|
Besetzung |
Manuel Scuzzo (guitar, bass, keyboards, drums, electronics, theremin, synths, electronic drums, saz, percussion, vocals, field recordings)
Lea Gies (vocals)
Monika Martin (voice samples)
|
|
|
|