Beethoven, L. v. (Cascioli, G.)

Klaviersonaten Nr.7, 8, 12


Info
Musikrichtung: Klassik / Hammerklavier

VÖ: 16.02.2024

(Arcana / Naxos / CD / DDD / 2022 / A558)

Gesamtspielzeit: 68:14



AUF DER SUCHE NACH DEM RICHTIGEN BEETHOVEN-INSTRUMENT

Beethovens Klaviermusik auf einem historischen Hammerklavier von Walter & Sohn von 1805, in diesem Fall ein etwas modifizierter Nachbau von 2009 von Paul McNulty: Das löst häufig gemischte Gefühle aus.
Gerade bei Beethoven scheint es nicht „das“ richtige Tasten-Instrument zu geben. Die klassischen leichten und zartbesaiteten Fortepianos (oder "Hammerklaviere"), auf denen der Meister noch selbst in die Tasten griff, scheinen den Anforderungen oft nicht gewachsen. Die Geschichten, nach denen Beethoven sie zwecks Verbesserungen an den Hersteller zurückschickte, wenn er sie nicht gleich buchstäblich zuschanden spielte, scheinen das zu bestätigen. Beethoven hat offenbar für ein Klavier der Zukunft komponiert. Allerdings bringen die modernen Flügel à la Steinway wieder eigene Herausforderungen mit sich: Die massiven und tonstarken Instrumente klingen oft zu pauschal und wuchtig, sind eben auch für große Konzertsäle gedacht.

Dabei schlägt sich der Walter-Nachbau unter den beredten Händen von Gianluca Cascioli doch recht wacker. Zwar hört man bei einem Rondo und den Sonaten 7, 8 (Grande Pathetique) und 12, dass die Mechanik dem Spieler einen gewissen Widerstand entgegensetzt. Zumindest wirkt das an sich bewegliche Spiel Casciolis in manchen Momenten etwas unrund.

Dafür kommt die charakteristische zugespitzte Dramatik von Beethovens Musikverständnis pointierter zum Tragen: das Perkussive, ja Aggressive mancher Attacken ebenso wie die verletzliche Sanftheit bestimmter Pianopassagen. Bei letzterem ist ein beim Walter-Flügel ursprünglich so nicht vorhandenes Una-Corda-Pedal sehr dienlich, denn dadurch wird wirklich nur eine einzelne Saite angeschlagen, was dem feinen Ton einen kristallinen Schimmer verleiht. So geraten insbesondere die langsamen und ruhigen Passagen zu Inseln zwischen Augenblicken des Aufbegehrens und – in diesem Fall – mineralischer und seidenmatter Brillanz.

Dank des direkt und detailreich abgenommenen Klangbildes sitzt man bei dieser historisch informierten Beethoven-Exkursion in der ersten Reihe.



Georg Henkel



Trackliste
Rondo op. 51, Nr. 1
Klaviersonanten Nr. 7, 8 & 12

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