D'Virgilio, Morse & Jennings
Troika
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Wenn man die Namen Nick D’Virgilio, Neal Morse und Ross Jennings addiert und die Quersumme zieht, dann kommt irgendetwas heraus, bei dem Prog-Metal vor dem Komma steht. Damit ist eins klar: Mathematisch ist Troika nicht zu begründen. Von Prog-Metal ist hier absolut nichts zu hören.
Selbst Rock ist nur in sehr zurückhaltender Dosierung enthalten. „One Time less“ hätte Neal Morse so auch bei seiner Solo-Band verwenden können. „King for a Day“ würde gut auf das 83er Moody Blues-Album Long Distance Voyager passen. Und „Second Hand Sons” ist eine ziemlich unverhohlene Hommage an Jimi Hendryx.
Und was ist nun hauptsächlich drin? Etwas Beatles, etwas Simon and Garfunkel und ganz viel Westcoast. Und noch etwas, das bei den drei Herren alles andere als überraschen würde, ist bei der Troika nicht zu finden: der Longtrack. Nur drei Stücke knacken die 5-Minuten-Marke mit dem Spitzenreiter „Julia“, der auch bereits nach gut sechs Minuten sein Ziel erreicht hat.
Auch textlich halten sich D'Virgilio, Morse & Jennings, um den Verlegenheits“band“namen doch einmal zu benutzen, zurück. „A Change is gonna come“ darf wohl als hoffnungsvoller Kommentar zur derzeitgen Weltlage verstanden werden und der nette Rhythmiker „My Guardian“ ist zumindest ohne große Schwierigkeiten christlich interpretierbar. Ansonsten schlägt man sich aber eher mit den allgemeinen Tücken des persönlichen Liebes- oder zumindest Beziehungsleben herum. Am interessantesten ist vielleicht das bereits erwähnte „Second Hand Sons”, bei dem die mittlerweile älteren Herren sich fast überrascht mit dem Gedanken vertraut machen, dass sie (bzw. ihre Generation) es sind, die den Karren der Gesellschaft (in/aus/durch) den Dreck steuern. Und man hat nicht das Gefühl, dass sie sich bei dem Gedanken wirklich wohl fühlen.
Ganz anders ist die Situation für den Hörer von Troika. Denn es ist ein echtes Wohlfühlalbum. Dieser Mix aus West Coast Easy Feeling, Beatles Harmonien und Singer Songwriter Unmittelbarkeit lädt zum stressfreien Konsum ein, wobei die Expertise der drei Musiker dafür sorgt, dass das Ganze nie ins Banale oder Seichte abrutscht.
Das Spektrum reicht dabei (die oben genannten rockigeren Stücke ausgeklammert) von der melancholischen Ballade „Julia“ bis zu dem flott lebendigen „If I could“ (kein! Simon and Garfunkel Cover). Bei „Another Trip around the Sun“ habe ich immer wieder das Gefühl, gleich müsse der Refrain von „I saw her standing there“ erklingen.
Tolles Album, das sich nicht dazu zwingt, irgendeine der Erwartungen zu erfüllen, die die Künstlernamen wecken.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Everything I am | 5:41 |
2 | Julia | 6:07 |
3 | You set my Soul on Fire | 3:23 |
4 | One Time less | 4:53 |
5 | Another Trip around the Sun | 4:40 |
6 | A Change is gonna come | 4:24 |
7 | If I could | 4:03 |
8 | King for a Day | 5:48 |
9 | Second Hand Sons | 4:43 |
10 | My Guardian | 3:44 |
11 | What you leave behind | 4:17 |
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Besetzung |
Nick D’Virgilio
Neal Morse
Ross Jennings
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