Miklós Lukács Cimbiosis Trio
Music From The Solitude Of Timeless Minutes
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Heute widme ich mich einem besonderen Instrument, dem Cimbalon, das ist ein mit Klöppeln gespieltes Hackbrett aus dem osteuropäischen Raum. Miklós Lukács und sein Cimbiosis Trio stellen es vor mit der Platte Music From The Solitude Of Timeless Minutes.
Das Trio, zusätzlich mit Bass und Schlagzeug, existiert seit 2014. Die Formation zählt zu den originellsten Bands der ungarischen Jazz-Szene. Doch es ist nicht nur Jazz, der Einzug gehalten hat in diese Fusion. Einflüsse aus traditioneller ungarischer Musik, Gypsy-Klängen und Rock prägen diesen Sound ebenfalls anteilig mit. Als weitere Inspirationsquellen sollen Miklós Lukács klassische Komponisten von Bach über Debussy bis hin zu György Kurtág gedient haben.
Nun, das verspricht wahrhaftig etwas sehr Besonderes! Die acht Songs der Platte sind in zwei Teile aufgespalten, wobei festzustellen ist, dass sich Unterschiede ergeben. Ist der Aufbau der ersten vier Stücke noch strukturierter, so hat man den Eindruck, dass bei den Songs fünf bis acht das Wort Improvisation recht groß geschrieben wird.
Dabei startet es mit "Introduction To A Dream" sehr ruhig und es plätschert eher dahin, mit viel Perkussion, hier klimpert es, dort klopft es, dazwischen die Klänge des Cimbalons, das wirkt eher wie die Einleitung zu einem Film, bei dem zunächst die Namen aller Beteiligten aufgelistet werden und im Hintergrund bereits Wesentliches für den Film abläuft, ohne dass man gerade daran denkt, dass es wesentlich sein könnte. Mit der "Metamorphosis" nimmt die Handlung dann Fahrt auf, Bass, Schlagzeug und Cimbalon verstricken sich wie in eine zänkische Diskussion, bis sich nach und nach eine Struktur entwickelt, die jedoch stets wieder unterbrochen wird. Das sind verdammt nach am Genre der Avantgarde kratzende Klänge.
Music From The Solitude Of Timeless Minutes, so der Plattentitel, also etwa "Musik aus der Einsamkeit zeitloser Minuten". Da bin ich bereits gedanklich wieder bei meinem anfänglich gedachten Film. Zeitlose Minuten? Zeit existiert, unabhängig von Allem, was existiert, sie lebt ein Eigenleben, sie wird nur durch uns bestimmt, reglementiert und festgelegt. Doch wie fühlt sie sich? Offensichtlich einsam! Ja, und ob nun beabsichtigt war, dieses darzustellen für mein und Aller Kopfkino?
Mit dieser Philosophie möchte ich Jede/n allein lassen. Ich lasse die Musik fließen, wie die Zeit, und nach sechsundfünfzig Minuten ist es vorbei. Jazz? Die Freiheit des Jazz hinsichtlich seiner Improvisation, so existiert er hier. Ansonsten bleibe ich dabei, die Musik in die avantgardistische Ecke zu drängen, denn sie verlangt viel ab von Hörern/innen.
Wolfgang Giese
Trackliste |
Part 1
1 Introduction to a Dream (5:14)
2 Metamorphosis (5:11)
3 Nymphaea (8:59)
4 Memento (4:51)
Part 2
5 Ode to a Death Knell (5:40)
6 The Long Life of Ephemera (9:31)
7 Realistic Visions (11:00)
8 Refracted Silence in a Heartbeat (6:06)
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Besetzung |
Miklós Lukács (cimbalom)
György Orbán (double bass)
István Baló (drums)
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