Antonis Antoniou
Kkisméttin
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Antonis Antoniou aus Zypern mag einigen Eingeweihten bekannt sein als Songschreiber und Frontmann der Bands Monsieur Doumani und Trio Tekke. Aufgrund nicht möglicher Tourneen setzte sich der Musiker in sein Studio, um dieses Projekt einzuspielen -Kkisméttin. Hierbei soll es sich um ein Statement zur Lage seiner Heimat Zypern handeln. Die politische – und physische – Trennung seiner Heimatstadt Nikosia, seiner Insel in einen griechischen und einen türkischen Teil, will er nicht mehr länger akzeptieren. Symbol dieser Trennung sind tausende von Ölfässern, die gefüllt mit Beton oder Dreck. Sie trennen Strassen, die ganze Stadt und die angrenzende Landschaft.
Der Künstler versucht dieses auch musikalisch umzusetzen, indem er Betonfässer als Perkussionsinstrumente nutzt, dazu Gitarren, Bass, Synthie und ein zypriotische Laute, abgerundet durch Effekte. Alle Songtexte sind in zypriotischer Sprache abgedruckt, einschließlich der englischen Übersetzungen.
Kkisméttin ist das erste Soloalbum, musikalisch gespeist durch die Musik Zyperns inklusive orientalischer Einflüsse, abgerundet durch Elemente von Rock und hier und da einer Spur Jazz. Aber vorwiegend atmet diese Fusion einen stark folkloristischen und für unsere Ohren einen oft ungewohnten Charakter, mithin Musik zwischen Orient und Okzident.
Durch den Lockdown angesichts der herrschenden Pandemie entstand dieses Album. Und Antoniou nutzt dieses als Vehikel, im Sinne der durch die Pandemie entstandenen Einschränkung der Freiheit, auf die ohnehin bestehenden starken Einschränkungen durch die Politik auf Zypern, insbesondere auch in Nikosia, wo diese Platte eingespielt wurde, mahnend hinzuweisen.
Trommeln bestimmen sogleich die Stimmung des ersten Songs, "Livanin", in der Tat, in Anlehnung an Zypern, mit griechischem als auch türkischem Ausdruck, mit recht orientalischer Ausprägung. Darüber toben sich elektronische Effekte, verzerrte E-Gitarren und ein druckvoller Bass aus und lassen einen wabernden Soundteppich entstehen, melodieführend bleibt jedoch die akustische Laute, ähnlich einer Bouzouki im Klang. Auf zwei Titeln gesellen sich neben dem Protagonisten noch Gastsänger hinzu, einmal auf "Ttappa Kato" ist es Andreas Neocleous und auf dem letzten Song, "Achtina" hören wir Efthymia Alphas auf einem sphärisch schwebenden angelegten Song, der textlich zum Besten gibt. "A ray pierces through the quarantine", also, es gibt Hoffnung zuguterletzt.
Dazwischen wirkt die Musik nicht unbedingt hoffnungslos, sondern ist in ihrer Art sehr unterhaltend, sehr exotisch, sehr fordernd in Verbindung damit, mitunter düster, geheimnisvoll und gelegentlich vielleicht auch ein wenig traurig und melancholisch. Seltsam, angesichts der Wucht so manches Stückes, wie zum Beispiel bei "Livanin" oder "Doulia" fallen mir spontan Songs einer Band aus einer ganz anderen Gegend ein, und zwar Songs der schwedisch-finnischen Band Hedningarna, die auch durch ihre besondere Art Folk und Rock miteinander vermengten.
Der Titelsong fällt auf durch seinen betörenden Rhythmus und den fast sprechenden Gesangsbeitrag, da muss man schon fast an Elemente des Reggae denken, und insgesamt ist es eigentlich stets dieser lebendige Rhythmus, der ein sehr wichtiges Element dieser Musik darstellt. Diese ist außerordentlich ungewöhnlich, befremdlich, faszinierend und absolut individuell, eine Seltenheit in der heutigen Musikszene.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Livanin
2 Ttappa Kato (Ft. Andreas Neocleous)
3 Kkismettin
4 Angali
5 Yelia je Ttelia
6 Baris
7 Doulia
8 Varella
9 Djinourkes Meres
10 Achtina (Ft. Efthymia Alphas)
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Besetzung |
Antonis Antoniou (vocals, Betonfässer, e-bass, e-guitars, synthesizer, zypriotische Laute, sound effects)
Andreas Neocleous (vocals - #2)
Efthymia Alphas (vocals - #10)
Simge Akdogu, Sertunc Akdogu, Anastasia Demetriadou, Andreas Neocleous, Lefteris Moumtzis, Yiannis Christides, Demetris Yiasemides, Antonis Antoniou (choral vocals - #6)
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