Far More
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Lari Basilio ist trotz bislang bereits drei Veröffentlichungen hierzulande immer noch nahezu unbekannt. Dass die Brasilianerin das nicht verdient hat, zeigt bereits der erste Blick auf die Namen der übrigen an Far More beteiligten Musiker. Oder glaubt jemand ernsthaft, Stil-Chamäleon Vinnie Colaiuta würde sich für einen Nichtskönner hinter sein Drumkit klemmen? Na also!
Dabei klingt der Einstieg noch eher typisch für das Solowerk eines Gitarristen. Könnte am prominenten Gast Joe Satriani liegen! Jedenfalls gibt „Glimpse Of Light“ mit seiner technischen Ausrichtung die Grundstimmung dieser eigentlich überhaupt nicht frickeligen Platte nicht wieder.
Im weiteren Verlauf nimmt dieser Aspekt kontinuierlich ab; in gleichem Maße tritt dafür das Besondere in Basilios Spiel immer stärker zutage. Die stilistisch nicht festgelegte Gitarristin zeichnet insbesondere ein warmer, runder Ton, der sahnig wie Karamell aus den Boxen fließt, sowie ein sanfter Anschlag locker aus dem Handgelenk aus.
Folgerichtig steht bei den meisten Titeln nicht halsbrecherische Griffbrett-Artistik – die viel zu oft eh nur dem Selbstzweck dient –, sondern ein vollmundiger Klang und ein angenehmer Ton im Vordergrund. Beeindruckend!
Neben acht facettenreichen Instrumentalstücken hat auch ein Song mit Gesang den Weg auf diese leider nur 35 Minuten lange Platte gefunden. Für Michael Jacksons von Basilio neu arrangiertes „Man In The Mirror“ konnte sie mit Siedah Garrett keine Geringere als die Texterin des Stückes für den Gesang gewinnen!
Das instrumentale Material ist allerdings noch eine Stufe besser und kulminiert im extrem spannenden „Violet“. Hier zeigt das Wechselspiel aus atemlosen rockigen Parts und lässig eingestreuten Melodien Basilios Entwicklung seit ihrer selbstbetitelten EP von 2012 und The Sound Of My Room (2015) besonders eindrucksvoll auf.
Far More bietet dem Fan von Instrumentalmusik ein wechselweise spannendes und entspanntes Hörerlebnis und dokumentiert zudem den logischen nächsten Schritt in der Entwicklung einer bemerkenswerten Gitarristin. Klasse!
Michael Schübeler
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