WarKings
Reborn
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Gähn. Ein neues Bandprojekt, das traditionellen Metal spielt, Kriegsthematiken verarbeitet und aus vier anonym bleiben wollenden Mitgliedern besteht. Also Sabaton meets Ghost oder so. Gähn.
Das eben Beschriebene wäre eine durchaus verständliche Reaktion auf die der Realität entsprechenden Fakten. Natürlich sind die WarKings nicht wirklich originell, läßt man mal den Einfall außer acht, dass sie ihre Alter Egos aus vier völlig unterschiedlichen kulturellen Epochen beziehen und wir hier also einen trommelnden Spartaner, einen bassenden Wikinger, einen gitarrespielenden Kreuzritter und einen singenden römischen Tribun (war es bei denen eigentlich üblich, sich nicht nur einen Wolfspelz, sondern gleich einen ganzen Wolf um die Schultern zu hängen, oder hat hier jemand zuviel „Game of Thrones“ geschaut?) vor uns haben. Die Identität des letztgenannten ist mittlerweile halbwegs offiziell bekannt – es handelt sich um Georg Neuhauser von Serenity, was anhand der markanten Stimme relativ einfach zu erkennen ist: Der Mann singt hier nicht wesentlich anders als bei seiner Hauptband, klar, halbhoch und ausdrucksstark, und damit stellt er schon mal einen nicht unbedeutenden Trumpf der WarKings dar. Zudem handelt es sich bei ihm um einen studierten Historiker, so dass das Konzept wohl auf seinem Acker gewachsen sein dürfte, verschiedene Aspekte des Krieges in unterschiedlichen Epochen darzustellen. Zwar möchte man angesichts des Appells „Give Em War“ im gleichnamigen Opener am liebsten Ernst Blochs „Kampf, nicht Krieg“ als Parole dagegensetzen, aber soziologische Aspekte blendet das Konzept zumindest hier auf dem Debütalbum Reborn noch konsequent aus und die negativen Folgen des Krieges erst recht. Wer jetzt freilich in der Gegenrichtung Glorifizierung wittert, liegt angesichts der schauspielerischen Inszenierung des Gesamtkonzeptes gleichfalls ein Stück neben der Spur, wobei kulturhistorische Korrektheit auch nicht in jedem Fall zu erwarten ist – beispielsweise wird keiner der 300 Spartaner erwartet haben, noch am gleichen Abend in der Hölle zu dinieren. Ob künftige Alben das Spektrum erweitern bzw. ob es überhaupt solche geben wird (Georg hat ja auch noch Serenity, und die drei Instrumentalisten sind nicht nur in einer anderen Formation beschäftigt), darf man mit einer gewissen Spannung verfolgen.
Selbige erklärt sich aus der musikalischen Qualität etlicher der zehn Songs auf Reborn, die weitere Werke erhoffen läßt. Schon der genannte Opener bläst mit munterer Hochgeschwindigkeit etwaige Wolken am Horizont des Hörers weg, im folgenden „Never Surrender“ versteht man nach zehn Durchläufen endlich den Tonartwechsel von der Strophe zum Refrain, und das schleppende „Hephaistos“ gerät zur großen Hymne, ähnlich „Battle Cry“ mit einer großartigen Gitarrenuntermalung des Refrains. In „Gladiator“ freilich muß man aufpassen, im Refrain nicht plötzlich „Let’s go, Power Rangers“ statt „I am Gladiator“ mitzusingen. An anderen Stellen stolpern die WarKings allerdings über das Problem, dass das Konzept musikalische Lösungen der 1b-Kategorie erfordert und die plötzliche Verharrung in „Holy Storm“ den Fluß der Komposition ziemlich unterbricht. Das passiert in „Sparta“ gleich nochmal: So verständlich es ist, dass im Hauptsolo die 300 Spartaner alle sterben, ihnen der Lebenssaft entfließt und dadurch auch die Komposition zum Stillstand kommt, so unbefriedigend ist diese Situation im Gesamtbild des Songs, der ja nicht etwa mit dem Tod der 300 endet (und auch nicht mit den beiden Entflohenen, die mit Schimpf und Schande in Griechenland empfangen wurden). Dafür fällt dieser Song anderweitig aus dem Rahmen, denn Georg singt hier im Duett mit dem in der Tracklist auf der CD-Rückseite explizit erwähnten, also offiziell benennbaren Mr. Debauchery, also Thomas Gurrath, und auch wenn man dessen sonstiges Schaffen und Gehabe eher peinlich findet, muß man anerkennen, dass sein halbhohes Gegrowl hier eine gute Wirkung entfaltet. Kurioserweise gibt es aber noch eine bessere Variante, und diese hat die Band für das Video zu diesem Song gewählt: Dort übernimmt die als ständiger Gast bei Serenity bekannte Melissa Bonny in der Rolle der Queen of the Damned die herben Vocals, singt diese etwas höher und überzeugt damit in eindrucksvoller Weise (dass sie Herrn Debauchery natürlich auch im Optikfaktor in den Schatten stellt, sei nur am Rande erwähnt). Auch einige der anderen in zweiter Reihe Beteiligten kann man anhand der Nennung in den Credits problemlos identifizieren, etwa den Gastkeyboarder Sir Jan of Vacik oder Eikus Freesus, der Mix und Mastering erledigte und ein ausgewogenes, druckvolles und dennoch den Melodien Raum lassendes Klangbild erschuf.
Die vorliegende Pressung enthält mit „Die Flut“ einen Bonustrack unklarer Zuordnung (also welche Pressung ihn hat und welche nicht), der die Gesamtspielzeit noch auf über 40 Minuten schraubt – im Gegensatz zu Serenity arbeiten die WarKings also arrangementseitig deutlich kompakter. Besagtes „Die Flut“ ist eine äußerst pathetische Klavier-Orchester-Ballade, die in der Größe nicht an der Originalfassung von Manowars „The Crown And The Ring“ vorbeikommt, deren Neueinspielung aber deutlich aus dem Feld schlägt. Auch hier darf man wieder gern und lange über die textliche Ausrichtung diskutieren, wenn man das möchte, aber das macht man ja bei Amon Amarth oder Bolt Thrower, um nur mal zwei von zahlreichen Beispielen zu nennen, auch nicht. Wir haben also ein durchaus nicht uninteressantes schauspielerisches Projekt vor uns, das in musikalischer Hinsicht durchaus hoch zu punkten weiß und jetzt vor der Aufgabe steht, den frischen Wind auch auf eventuelle Folgewerke zu übertragen. Vielleicht ist dann auch ein nicht ganz so klischeeüberladenes Cover drin.
Roland Ludwig
Trackliste |
1 | Give Em War | 4:48 |
2 |
Never Surrender | 3:30 |
3 |
Hephaistos | 4:06 |
4 |
Gladiator | 4:17 |
5 |
Holy Storm | 4:25 |
6 |
Battle Cry | 4:24 |
7 |
Fire Falling Down | 3:37 |
8 |
Sparta | 3:27 |
9 |
The Last Battle | 4:36 |
10 |
Die Flut | 4:29 |
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Besetzung |
The Tribune (Voc)
The Crusader (Git)
The Viking (B)
The Spartan (Dr)
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