Debussy, C. - Ravel, M. (Moog, J.)
12 Études - Gaspard de la nuit
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Info |
Musikrichtung:
Impressionismus Klavier
VÖ: 11.01.2019
(Onyx / Note 1 / CD / DDD 2017 / Best. Nr. Onyx 4204)
Gesamtspielzeit: 61:04
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PIANO VARIETÉ!
Die Douze Études, die Claude Debussy 1915 in für ihn ungewöhlich kurzer Zeit zu Papier brachte, hatte er buchstäblich als Warnung gedacht: Möge sich kein Pianist an sein Instrument wagen, bevor er nicht die nötige Fingerfertigkeit für dieses höchst schwierige Repertoire erworben hat!
Dass der 1987 in Ludwigshafen geborene Joseph Moog über die nötigen Fertigkeiten verfügt, demonstriert er eindrucksvoll mit seiner jüngsten Einspielung. Stupende Geläufigkeit und eine bestechende Klarheit in der Artikulation lassen die vielschichtige Musik ausgesprochen durchsichtig und geradezu eingängig erscheinen. Das kommt insbesondere den mitunter sperrigen ersten sechs Etüden zu Gute. Das höhenbetonte, ausgewogene Klangbild unterstützten diesen Eindruck: Es geht nicht um ein oberflächliches Glitzern des Klaviersatzes, sondern um die innere Balance der oft komplex verschachtelten Stücke, in denen der Komponist dynamische, harmonische, agogische und rhythmische Spezialprobleme auf spielerische und poetische Weise auf die technische Spitze treibt. Dass Ganze dann auch durchaus augenzwinkernd, wenn z. B. gleich in der ersten Etüde "Für die fünf Finger" der brave Etüdenmeister Carl Czerny, Langweiler in so mancher Überstunde, parodiert und in virtuose pianistische Kapriolen umtransformiert wird.
Moogs Einspielung, die auch die posthum entdeckte Alternativ-Fassung von Etüde Nr. 11 berücksichtigt, zeichnet sich durch eine gewisse Modernität, ja "Coolness" aus, die einzelne Phrasen, Gesten, Bewegungen gleichsam in Nahsicht herausstellt - Debussy ist bei Moog eindeutig ein Meister des 20. Jahrhunderts. Der Pianist erzielt mit seiner technischen Bravour zudem immer wieder eine geistreiche, ja manchmal akkrobatische, humorvolle Wirkung. Es ist vielleicht kein Zufall, dass in dieser Heransgehensweise z. B. extrem virtuose Stücke wie die die Nr. 7 "Für die chromatischen Fortschreitungen" an die Etüden György Ligetis vom Ende des 20. Jahrhunderts erinnern: Man hört, dass Debussy mit seiner Auslotung spieltechnischer Grenzen und neuartiger Klangwirkungen den ungarischen Avantgarde-Komponisten inspiriert hat.
Gleichwohl verliert Moog über dieser Herangehensweise den großen Bogen und die Zusammenhänge nicht aus den Augen, so dass jedes Stück seine Geschlossenheit bewahrt. Andere Interpreten mögen mehr atmosphärische Nuancen in der Musik entdeckt haben, Moogs geschliffener Nachklang zum Debussy-Jubiläum aber enthüllt eine weitere, wesentliche Dimension dieser Musik: dezenten Witz, Ironie, ja, Jongleur- und Zauberkünste wie in einer Art "Piano Varieté".
Der zweite Teil des Programms ist einem nicht weniger virtuosen Markstein des Repertoires aus der unmittelbaren Nachbarschaft Debussys gewidmet: Maurice Ravels Triptychon Gaspard de la nuit gehört zu den chef-d'œuvres des Repertoires, dessen Interpretation mit Interpreten wie Arturo Benedetti Michelangeli, Martha Argerich, Ivo Pogorelich oder Jean-Efflam Bavouzet verbunden ist. Auch hier besticht Moogs technische Beherrschung, die Ausgewogenheit seines Spiels.
Was der Einspielung indes fehlt, ist jene atmosphärische Sättigung, die die Einspielungen der genannten Interpreten auszeichnet: die irisierend und wogenden Wasseflächen der Ondine, in denen die geheimnisvolle Nixe erscheint und verschwindet; das trostlose Kirchglockengeläute, das dem Galgen mit dem Gehenkten in Le Gibet sekundiert; der dämonische Furor des vampirischen Gnoms in Scarbo - dies alles ist in den anderen Interpretationen präsenter und sorgt dafür, dass die immensen spieltechnischen Herausforderungen beim Hören in den Hintergrund treten. Sie sind lediglich ein Mittel für die Realisation von packenden Klangimaginationen, die den Hörer unmittelbar in den Bann schlagen wollen.
Georg Henkel
Trackliste |
1 | 01-13 Debussy, 12 Etüden | 41:22 |
2 |
14-16 Ravel, Gaspard de la nuit, | 19:42 |
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Besetzung |
Joseph Moog, Klavier
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