Musik an sich


Reviews
Pink Turns Blue

The Aerdt - Untold stories


Info
Musikrichtung: Goth Rock / Post Punk / Dark Wave

VÖ: 15.04.2016

(Orden Records)

Internet:

http://www.pinkturnsblue.de/


Pink Turns Blue gehören zu den Bands, welche ich quasi seit ihren ersten veröffentlichten Klängen kenne. Das liegt in diesem Fall daran, dass eines ihrer Gründungsmitglieder - Tom Elberm (später gründete dieser Escape with Romeo) - gleichzeitig Radiomoderator war und sich natürlich erlaubte auch seine damalige Band zu spielen. Und weil sie natürlich genau meinen Geschmack damals trafen. Tom Elbern war nur beim ersten Album dabei, undd der Truppe um Kopf Mic Jogwer stand eine sehr abwechslungsreiche Karriere bevor.

Es wurden einige, etwas erfolgreicher werdende Scheiben veröffentlicht, als die Band dann Ende der 80er Jahre auseinander zu fallen drohte. Genau in dieser Situation nahm sie ihr in meinen Augen bis heute stärkstes Album Aerdt auf, welches mit seiner gotischen, elektronischen Kälte und seinen straffen, treibenden Beats zu überzeugen wusste. Mich prägte dieses Album, welches für mich immer das einzige Album war das es mit The Cures Faith aufnehmen konnte. Ich höre es bis heute immer wieder gern.

Pink Turns Blue zerfielen nach dem Versuch Mic Jogwers die Band mit einer internationalen Produktion in England erfolgreich zu machen (was das nicht eben schlechte Album Sonic Dust und das schwächere Perfect Sex hervorbrachte) trotzdem. Die Band reformierte sich schließlich 2004 und brachte seitdem drei durchweg starke Alben zwischen Dark Wave und Post Punk auf den Markt.

Nun erscheint mit The Aerdt - Untold Stories nach fünf Jahren ihr neues Album und der Titel ließ mich natürlich sofort zusammenzucken. Jedoch knüpfen Pink Turns Blue mit dem Album eher an die Alben vor ihrem Meisterwerk an, obwohl sie die Stimmung von Aerdt durchaus wieder erreichen. Es fehlen jedoch die dunklen, den Hörer einsaugenden elektronischen Beats und Keyboardsounds.

Das neue Album ist wesentlich gitarrenorientierter. Songs wie “The Clown“ oder das abschließende “Devil“ sind richtige gute, einfach gestrickte Rocksongs mit melancholischer Note und mit für den Postpunk typische Basssounds und Gitarrenläufe. “Here is to you my love“ hingegen fängt die finstere Stimmung Aerdts voll ein. Dunkle Wall-of-Sound-Gitarren, ein dumpfer Bass und ein einfaches Schlagzeug umranden den dunklen Gesang. Das mag oldschool klingen, doch manchmal ist oldschool halt auch nicht zu toppen.

Auch “Tomorrow Never Comes“ trifft die Stimmung sehr gut. Eine dunkle, sich stehts wiederholende Gitarrenmelodie gibt die melancholische Grundfigur vor. Das Schlagzeug treibt ebenso dezent wie der Bass. Die doomigen Keyboards fehlen zwar, aber das fast schon lockere Keyboardspiel das geboten wird, ist auch sehr effektvoll.

Insgesamt bietet die Band auf dem neuen Album zehn starke Songs mit starken Referenzen an ihre eigene Vergangenheit. Die Stücke wirken spröde und eher simpel, bei genauem Hinhören findet man aber immer wieder interessante und passende Einfälle. Das Album ist in sich nicht ganz so geschlossen wie Aerdt, aber bildet trotz seiner zum Teil sehr unterschiedlichen Songs ein ganzes, in sich stimmiges Album.

Wer nach Innovation sucht, ist hier sicherlich falsch, aber wer nach dem perfekten Dark-Wave- / Postpunk-Album des Jahres 2016 ist, wird hier sicherlich fündig. Für Fans der Cure der 80er jahre und ähnlicher Musik unverzichtbar.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Something Deep Inside
2 Dirt
3 Give Me Your Beauty
4 The Clown
5 Here Is To You My Love
6 Tomorrow Never Comes
7 NYC Breakdown
8 Roads
9 I Believed
10 Devil
11
Besetzung

Mic Jogwer: Gesang, Gitarre, Piano
Ruebi Walter: Bass, Keyboard
Paul Richter: Schlagzeug


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>