Peter Lenz
Lithium
|
|
|
Der 1987 geborene Schlagzeuger Peter Lenz stammt aus Österreich und lebt in New York. Zunächst fühlte sich der junge Mann den Genres Pop und Rock zugeneigt, bevor er sich dann dem Jazz zuwandte im Alter von neun Jahren.
Nach zwei Jahren Aufenthalt in den Niederlanden siedelte er schließlich über nach New York. Dort ist er aktuell auch Mitglied im BMI Jazz Composers Workshop.
2012 erschien sein Debütalbum, “Peter Lenz Silent Flow / It Is But It's Not”, für mich ein vielversprechender Beginn.
Die neue Platte ist in anderer Besetzung eingespielt worden, mit dem 1967 in Seattle, Washington geborenen Saxofonisten Chris Speed, dem 1985 in Hilversum geborenen Gitarristen Reinier Baas und einem weiteren Niederländer als Bassist, der 1964 geborene Stefan Lievestro.
Zusammen haben sie ein sehr modernes Bild zeitgenössischen Jazz‘ entworfen, dass bei Jazzpuristen nicht unbedingt Freude auslösen dürfte, denn hier werden ständig Grenzen überschritten, vieles ist vertreten, angefangen von Stücken, die erheblich an den Nerven zerren bis hin, die dieselben aufs Schönste beruhigen. Momente aus der klassischen Musik, aus Independent Rock, alles fließt mit ein und ergibt ein in der Tat ungewöhnliches Klangbild, das nie langweilt, sondern fordert. Und so sind es eben viele Details, denen man Aufmerksamkeit zuteil werden lassen sollte.
Verschoben, verschroben, verschachtelt, holpernd, statisch, abgehackt, null Swing, welche Art von Jazz soll das sein? “Trance Dance“, der Eröffnungstitel, wirkt verstörend, wirkt nicht entgegenkommend und man benötigt erst einmal Zeit zum Sammeln. Kein typisches Solo erhebt sich aus der Masse des Kollektivklanges.
“Can’t See“ ist ruhiger und beschaulich leiten Saxofon und Gitarre ein, und bestimmen eigentlich durchgehend das Geschehen, auch mit Solobeiträgen und Bass und Schlagzeug wirken im Hintergrund gestaltend mit, Ruhe vor dem nächsten Sturm. Was sonst noch?
Auf “The Curious Life Of Monsieur M & Madame Mi“ schlägt die Klarinette ihre Kapriolen, als agiere sie in einem Zauberwald, später löst sich der Gitarrist kurz aus dem Dickicht und lässt ein kurzes schräges Statement einfließen. Überhaupt ist es Reinier Baas, der mit seinem Instrument für ganz soundbildende Elemente sorgt, als elektronischer Gegenpol zu Saxofon und Klarinette, ein gutes Beispiel erklingt mit “Convex Realities“. Bass und Schlagzeug spielen auf diesem Song losgelöst von rhythmischen Strukturen und mit dieser Kollektivleistung ist sicher eines der interessantesten Stücke der Platte gelungen. Ja, man muss das mögen, diese Musik ist nicht bequem, und das ist auch gut so, denn auf diese Weise wurde etwas geschaffen, das sich wohltuend abhebt vom Mainstream jeglicher Art. War ich bei der ersten Platte bereits gespannt, wie es weitergehen mag, bin ich es jetzt um ein Vielfaches und hoffe, genau diese Formation wird ihren Weg weiter beschreiten, auf der Suche nach weiteren zu öffnenden Türen, mit Verdichtung der jetzt vorhandenen Strukturen.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Trance Dance
2 Can’t See
3 Leaving
4 The Curious Life Of Monsieur M & Madame Mi
5 Convex Realities
6 Sweet Motion
7 Arrows And Errors
8 Breeze
|
|
|
|
|
Besetzung |
Chris Speed (tenor saxophone & clarinet)
Reinier Baas (guitar)
Stefan Lievestro (bass)
Peter Lenz (drums)
|
|
|
|