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The Celebration Tour: Letz Zep lassen Rocklegenden auferstehen
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Led-Zeppelin-Coverbands gibt es sehr viele, die mittlerweile in regelmäßigen Abständen durch die deutschen Clubs touren. Die wohl bekannteste davon könnte Letz Zep sein, die von allen noch lebenden Led-Zeppelin-Mitgliedern bereits angeschaut und für gut befunden wurde. Sänger Billy Kulke hat noch den Vorteil, dass er Robert Plant sehr ähnlich sieht. Alles keine schlechten Voraussetzungen für einen tollen musikalischen Abend!
Das Wetter ist gut und der Biergarten im Hirsch ist proppenvoll. Sehr viele junge und mittelalte Rockfans haben sich auf den Weg gemacht, um die Musik von Led Zeppelin zu genießen. Die Bühne ist klassich im Stil der 70er Jahre gestaltet. Es gibt keinen besonderen techischen Schnickschnack - alles ist auf das Wesentliche reduziert. Das Schlagzeug von Simon Jeffrey ist wuchtig und mit den Symbolen von John Bonham verziert. Auf der linken Seite steht eine Orgel und der Bassverstärker, rechts das Gitarrenequipment von Andy Gray. Am meisten bin ich auf Sänger Billy Kulke gespannt. Wie nah ist er am Gesang von Robert Plant?
Als die Band die Bühne betritt, ist die Spannung im Hirsch deutlich zu spüren. „Good Times, Bad Times“ eröffnet die Party. Der Sound ist sehr schwammig und basslastig. Ich gehe ein paar Meter weiter hinter und es wird ein bisschen besser. Optisch ist das Ganze schon ein ziemlicher Hammer: Billy Kulke bewegt sich genau so wie Robert Plant, er sieht ihm unglaublich ähnlich und hat die Posen und Eigenheiten seines Vorbildes bis ins kleinste Detail genau einstudiert. Noch dazu hat er sich jetzt auch einen Bart wachsen lassen - mehr Robert Plant geht nun wirklich nicht. Doch wie sieht es mit dem Gesang aus? Beim Opener passt noch alles, es klingt sogar gut. Als es aber zu Songs kommt, bei denen er höher hinauf muss, wird es seltsam. Die Luft wird merkbar knapper, ihm fehlt dann der Druck in der Stimme und es hört sich für mich dann mehr wie eine Mischung aus Robert Plant mit Bronchitis und David Surkamp, dem Sänger von Pavlovs Dog, an. Im Publikum wird dies ähnlich aufgefasst. Manche finden ihn vom Gesang her absolut genial, anderen gefällt er überhaupt nicht. Der Applaus zwischen den Songs fällt dann auch entsprechend gemischt aus. Einige applaudieren aus Begeisterung, andere aus Höflichkeit heraus. Für meinen Geschmack dauert es sehr lange, bis der Funken zum Publikum überspringt.
Gitarrist Andy Gray spielt fantastisch. Er hat Klamotten an die aussehen, wie die, welche Page zu seinen Hochzeiten bei Led Zeppelin auf der Bühne getragen hat. Von den Instrumenten her hat er alles dabei, was man von Jimmy Page auch kennt. Das markanteste ist sicher der Geigenbogen und die doppelhalsige rote Gibson SG. Gray beherrscht die akustischen Parts genauso gut wie die wuchtigen, elektrischen Stücke. Die Rhytmusfraktion ist sehr gut aufeinander eingespielt. Schlagzeuger Simon Jeffrey bringt die Wucht und Präzision von John „Bonzo“ Bonham ganz gut rüber, zerknüppelt die Songs dabei jedoch nicht. Zusammen mit Shaun Herd verleiht er den Songs eine wuchtige Note. Bassist und Keyboarder Shaun Herd ist der musikalische Tausendsassa in der Band. Er spielt Keyboard, Bass, elektrischen Kontrabass und alles dabei noch sehr gut.
Mich nervt jedoch zusehends Billy Kulke. Sein aufgesetztes Stageacting und sein selbstherrliches, gockelhaftes Getue gehen mir im Laufe des Abends doch sehr auf die Nerven. Originalität ist das eine, aber ein übertriebenes „Nachgeäffe“ braucht es in meinen Augen nicht. Vor allem: Wenn jemand auf der Bühne so tut, als wäre er Robert Plant, dann soll er auch so singen!
„Moby Dick“ wird mit einem Schlagzeugsolo garniert das jedoch erfreulicherweise nicht ganz so lang gerät, wie bei Bonzo. Auch „Dazed And Confused“ kommt mit Geigenbogen daher, bleibt jedoch in einem erträglichen Maße. Vieles wird kaschiert, Songs bei denen Kulke höher hinauf muss, bewusst ausgespart. Am besten gefällt mir der akustische Part mit „Going To California“, „That’s The Way“ und „Bron-Y-Aur-Stomp“. Hier singt er wirklich klasse und kommt beängstigend nahe an Robert Plant hin. Bei den höheren Sachen tut er sich jedoch sehr hart und liegt häufig neben der Spur. Dies wird besonders bei den Zugaben deutlich. „Rock and Roll“ ist grenzwertig, „Immigrant Song“ hätte man sich leichter gespart und „Whole Lotta Love“ geht gerade noch so in Ordnung.
Nach zwei Stunden ist Schluss, Letz Zep bekommen viel Applaus vom Nürnberger Publikum. Ich bin sehr hin- und hergerissen. Von den Instrumentalisten her war das ein absolutes Hammer-Konzert. Die Stimme von Billy Kulke hat mich jedoch enttäuscht und ich frage mich, ob die Kommentare auf der Homepage der Band wirklich alle so stimmen.
Fazit: Etwas weniger Posing und dabei etwas mehr Konzentration auf den Gesang hätte mir wesentlich besser gefallen.
(ungefähre) Setliste:
Good Times Bad Times
Heartbreaker
What Is and What Should Never Be
Misty Mountain Hop
Since I've Been Loving You
No Quarter
Dazed and Confused (Jake Holmes cover)
Ramble On
Going to California
That’s The Way
Bron-Y-Aur-Stomp
Babe I’m Gonna Leave You
Kashmir
Tangerine
Stairway to Heaven
Moby Dick
Black Dog
Whole Lotta Love
Rock & Roll
Immigrant Song
Stefan Graßl
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