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Savoy Brown: Oldies live noch immer eine Bank
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Im Rahmen der diesjährigen Rother Bluestage sind in meinen Augen neben Peter Frampton und Jon Lord Blues Project die selten in Deutschland auftretenden Savoy Brown eines der absoluten Schmankerl. Ihre unnachahmliche Mischung aus bluesigem Rock'n'Roll ist einzigartig und ich war von daher sehr gespannt, wie sich diese Band live anhört. Mein Kumpel Michael, der diese Band schon sehr lange kennt und auf der Make Me Sweat-Tour 1988 (was für ein Titel!) in München live gesehen hatte, schwärmt in den höchsten Tönen. Von daher musste ich mir diese Band live anschauen. In Roth angekommen fällt auf, dass bedeutend weniger los ist als noch vor ein paar Tagen bei Jon Lord, bei dem alles ausverkauft war. Aber deswegen muss es ja bekanntlich nicht schlechter sein.
Als Vorband fungiert die fränkische Institution RUDI MADSIUS BAND . Rudi Madsius fungiert hier im Stile eines klassischen Bandleaders wie seinerzeit Jake & Elwood bei den Blues Brothers. Vom Sound her klingt die Sache wirklich sehr cool. Insgesamt ist mir die Musik doch etwas zu langatmig und einschläfernd - vor allem „Waiting For A Train“. Außerdem finde ich einige Mitglieder der Band etwas zu routiniert und teilweise scheinen mir einige Musiker regelrecht gelangweilt zu sein. Der dumpfe Geruch in der Halle (wofür die Band natürlich nix dafür kann) tut sein Übriges und ich verziehe mich nach draußen. Das Publikum honoriert die gezeigte Leistung mit viel Applaus, den ich den Jungs um Rudi Madsius, der eine hervorragende Gitarre spielt, natürlich trotzdem gönne. Es ist halt nicht so ganz meine Richtung.
Von der einstigen Urbesetzung von SAVOY BROWN ist mittlerweile nur noch Kim Simmonds, Gitarrist und teilweise Sänger, übrig geblieben. Unterstützt wird er mittlerweile von Sänger Joe Whiting, Bassist Pat De Salvo und Garnet Grimm (Schlagzeug). Mit dem schmissigen „Meet The Blues Head On” legen die Jungs los, dass einem Hören und Sehen vergeht. Der Sound ist der Hammer, glasklar und druckvoll. Der Song ist als Opener mehr als gut geeignet und heizt dem Publikum von Anfang an ein. Kim Simmonds, der alte Haudegen spielt mit seiner coolen Gibson Les Pauls mit einer enormen Spielfreude, die sich natürlich auf die anderen Bandmitglieder und auf das Publikum, das die Amis frenetisch begrüßt, überträgt. Pat De Salvo und Garnet Grimm sorgen für ein druckvolles Rhythmusfundament und im Zusammenspiel mit Kim Simmonds und Joe Whiting verbreiten sie große Begeisterung im Publikum. Besonders gut gefällt mir, wenn sich Joe Whiting und Kim Simmonds Duelle mit Gitarre und Saxophon, das Whiting ausgezeichnet beherrscht, liefern. Dabei laufen sie förmlich zur Höchstform auf und spielen sich in einen regelrechten Rausch. Sänger Joe Whiting ist überhaupt eine Marke für sich. Er sieht dem legendären US-Schauspieler Charlton Heston doch sehr ähnlich. Wenn man eine Kreuzung aus Dan Mc Cafferty (Nazareth) und Charlton Heston bräuchte - in Joe Whiting gibt es sie. Bewaffnet mit einem Westernhemd, das er stilecht in die Hose gesteckt hat, sieht er auf den ersten Blick schon ziemlich abenteuerlich aus. Sein ausgezeichneter, rauer Gesang machen dies jedoch wieder wett. Kim Simmonds’ Gitarrenspiel ist über jeden Zweifel erhaben. Er spielt die lauten und harten Songpassagen genauso überzeugend wie ruhigere Parts. Begleitet wird dies von einem authentischen Lächeln, das ihn einfach sympathisch macht.
Die alten Kracher haben Substanz und coole Melodien. Der neue Song „Voodoo Moon“ fügt sich nahtlos in die alten Klassiker ein und zeigt, dass die Band noch immer im Stande ist, gute Songs zu schreiben. Ein Highlight ist für mich definitiv „Little Red Rooster“, bei dem die Band ihr ganzes Können und Kim Simmonds eine ausgezeichnete Slide-Gitarre unter Beweis stellt. Der Höhepunkt der Show ist jedoch die Überhymne „Hellbound Train“, bei dem Kim Simmonds förmlich über sich hinauswächst und in anderen Sphären zu schweben scheint. Der Zugabenblock rundet mit dem lässigen „Tell Mama“ und „Leavin Again“ das Konzert ab und beendet den absolut kurzweiligen Abend nach etwa 110 Minuten. Roth applaudiert den US-Rockern und dies völlig zu recht. Das waren wirklich 110 Minuten authentischer und ehrlich gespielter Musik einer Band, bei der man von der ersten bis zur letzten Minute merkt, dass sie es richtig genießt, auf der Bühne zu stehen.
Der Band ist der Kontakt zu ihren Fans ein sehr großes Anliegen. Bereits von der Bühne aus schenkt Bassist Pat De Salvo jedem Fan, der möchte eine kopierte Setlist des Abends. Diese wird ca. 20 Minuten nach Konzertende am Merchandise-Stand von sämtlichen Musikern signiert. Ich finde dies eine absolut coole Sache, die für mich Vorbildcharakter hat. Etliche Fans wollen Autogramme, einige haben ihre komplette Savoy Brown-Plattensammlung mitgebracht. Kim Simmonds nimmt sich für jeden Zeit - auch für einen schwer alkoholisierten Fan aus München, der den Gitarristen fragt, wie er denn jetzt bitteschön wieder zurück nach München kommen soll... Fazit: Savoy Brown ist eine sehr gute Live-Band, die jeder Rock-Fan einmal antesten sollte.
Setlist:
Meet The Blues Head On
Lookin’ In
Natural Man
Street Corner Talking
Little Red Rooster
She’s Got The Heat
I’m Tired
Train To Nowhere
Poor Girl
Wang Bang
Voodoo Moon
Look At The Sun
Hellbound Train
Tell Mama
Leavin’ Again
Stefan Graßl
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