Birds Of Passage - Alicia Merz und das Geheimnis ihres Mikrofons
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Mit Without The World hat die Neuseeländerin Alicia Merz unter dem Namen Birds Of Passage ein großartiges Debütalbum beim Denovali Records vorgelegt. Mit den Labelkollegen Her Name Is Calla ist sie momentan auf Europatour. Eine gute Gelegenheit, ein paar Fragen an Alicia Merz zu stellen.
Hallo Alicia, könntest Du uns etwas zunächst einmal etwas über Dich und Deine musikalische Karriere erzählen, da Du den meisten unserer Leser eher unbekannt sein dürftest?
Meine Musik begann damit, dass ich seit vielen Jahren Gedichte schreibe. Dann habe ich angefangen Musik zu schreiben und zu spielen die ich selbst hören wollte, weil ich nichts gefunden habe, das ich selbst auch wirklich hören wollte. Nachdem ich einige Demos auf MySpace eingestellt hatte, wurde ich von einem wirklich kleinen aber coolem Label – Futurerecordings - angesprochen, welches ein Album mit einem Buch meiner Gedichte veröffentlichen wollte und das dann auch machte. Etwas später machte Denovali dasselbe, allerdings zusätzlich mit einer Vinyl-Ausgabe. Meine Musik ist wirklich einfach, weil ich das so mag. Alles ist da, was notwendig ist. Nicht mehr, nicht weniger, nach meiner Meinung. Meine Musik ist liebenswert und ich weiß nicht, ob das gut für mich ist, aber es ist so, weil ich alle meine Geheimnisse in der einen oder anderen Form mitteile. Manchmal ist es das Thema eines Liedes und nicht so einfach zu interpretierten, manchmal ist es ganz offensichtlich. Meine Texte sind metaphorisch, so dass sie jeder für sich selbst interpretieren kann. Meine Musik ist rein, direkt aus meiner Innersten.
Ist Musik Dein Beruf?
Ich denke schon. Ansonsten kümmere ich mich um meinen 3 Jahre alten Sohn. Ich studierte einige Fächer wie Naturheilkunde, Lehramt, Politikwissenschaft und Philosophie, habe aber nichts davon zu Ende gebracht. Jetzt bin ich in der Lage, das zu machen, was ich will; meinen Sohn großziehen und Musik machen.
Wie sind die bisherigen Reaktionen auf die Veröffentlichung von Without The World (ich denke es ist eine fantastische Platte)? Bist Du mit diesen Reaktionen zufrieden?
Ich denke, im Großen und Ganzen sind die Reaktionen gut. Danke für Dein Kompliment :) Ich denke die Reaktionen sind sehr positiv was das Publikum angeht. Von den Kritikern sind sie ebenfalls meist ziemlich gut vor allem wenn man bedenkt, dass ich diese Platte ohne einen Gedanken an Kritiker und Leute, die es Stück für Stück auseinandernehmen würden – sowohl negativ als auch positiv - vor etwa 3 Jahren aufgenommen habe. Ich hätte niemals gedacht, dass die CD jemals angehört wird, geschweige denn rezensiert würde! Aber, die Leute können schreiben was sie wollen, um mich und meinen Sound zu kritisieren, ich mache dennoch, was ich macht, es ist was es ist. Die Meinung der Kritiker ist für mich nicht wichtig, denn ich hätte nicht alles so gemacht und eingespielt, wenn ich es nicht genau so gewollt hätte.
Aber insgesamt bin ich sehr glücklich und zufrieden mit den Reaktionen, denn was ich so gesehen habe, war sehr gut.
Wie würdest Du deine Musik selbst beschreiben? Ich denke ‚Lo-Fi minimalistic Shoegaze‘ (wie es im Promo-Flyer stand) ist keine schlechte Beschreibung.
Nun, ich würde sagen es ist definitiv minimalistisch und auch Lo-Fi. Shoegaze, da bin ich mir nicht so sicher, vielleicht auch das, denn manches hat auch einen Shoegaze Sound. Ich hätte eher noch etwas in der Beschreibung, welches die lyrische Seite beschreibt. Dieser Teil der Musik ist sehr wichtig für mich. Ebenfalls die Rückkehr zur Reinheit und Innerlichkeit. Es ist viel wichtiger, dass meine Musik rein ist und direkt aus meinem Innersten kommt und die Seele anspricht. Begriffe und Etiketten sind nicht wirklich wichtig für mich.
Was sind Deine Einflüsse?
Einflüsse sind für mich eher im Unterbewussten. Erinnerungen und Gefühle, Jahreszeiten etc. Die Bronte Schwester und viele der klassischen Dichter: Alfred Lord Tennyson und William Blake. Daneben auch Leonard Cohen, Nick Drake und Nina Simone. Diese Menschen beeinflussen mich in meinen Gefühlen, die sie auslösen, wenn ich sie lese oder sie anhöre.
Du hast so ziemlich alles selbst aufgenommen. Hast Du ein Home-Recording Studio? Welches Equipment benutzt Du?
Jeder Song den ich bisher aufgenommen habe (außer “Fantastic Frown“) wurde in einem Zimmer bei mir zuhause aufgenommen. Es ist kein Aufnahmestudio; einfach ein Platz mit einem Imac, einem Tisch und einem Stuhl, Gitarre und Keyboard (kürzlich habe ich mir ein Interface zugelegt, um die Gitarre besser aufnehmen zu können). Kein Mikrofon außer dem Mikrofon im Imac! Ich weiß nicht, ob ich dieses Geheimnis wirklich hätte verraten sollen. Ich habe das Mac-Mikrofon benutzt, um Without The World aufzunehmen. In der Zwischenzeit habe ich ein anderes Mikrofon, aber ich liebe den Klang meiner Stimme wie ihn das Mac-Mikrofon aufgenommen hat.
Die Zeichnungen deines Bruder Bruon Merz sind fantastisch und passen perfekt zur Musik und zu den Texten. Was ist zuerst vorhanden, die Zeichnungen oder die Lieder und Texte oder arbeitet Ihr beide getrennt und schaut dann, was zusammen passt?
Auf jeden Fall sind zuerst die Gedichte und Texte vorhanden. Danach die Musik. Dann habe ich meinen Bruder Bruno gefragt, das Buch für mich zu illustrieren, denn er ist der beste Künstler, den ich jemals gesehen habe. Ich habe ihm gesagt, wie ich es gerne hätte, gab ihm ein paar Beispiele und er machte dann in ganz kurzer Zeit alles absolut perfekt!
Bruno spielte die Musik von einem Song ein, den Du geschrieben hast. War es ihm freigestellt, die Musik auf seine Art zu spielen?
Der Song ist ziemlich kompliziert zu erklären. Ich habe ihn ziemlich genauso geschrieben und eingespielt, wie er es dann auch gemacht hat, obwohl ich ihm sagte, dass er ihn auf seine Arte ändern und besser machen solle, als ich ihm den Titel zugeschickt habe. Aber als ich ihn zurückbekam, war es so ziemlich dasselbe, was ich auch gemacht hatte. Es war überhaupt mein erster Song, den ich aufgenommen habe und ich hatte noch keine Gitarre, die man richtig aufnehmen konnte. So war der Sound wirklich schrecklich mit dem Mac-Mikrofon. So habe ich ihm den Song geschickt, wie ich ihn aufgenommen hatte und er nahm ihn dann neu und in guter Qualität auf. Und dann habe ich darüber in einem Aufnahmestudio gesungen. Seine Version ist ziemlich identisch zu meiner ursprünglichen Version, außer natürlich, dass er die Gitarre viel besser gespielt hat als ich und hat den Song schön unterbrochen, ich glaube das ist zwischen dem Chorus und dem letzten Vers. Er hat den Song auch deutlich schneller gespielt.
Du lebst in Neuseeland, aber Deine Plattenfirma – Denovali Records – ist in Deutschland. Wie kamst Du in Kontakt mit Denovali?
Eines Tages habe ich meine E-Mails durchgesehen und der nette Besitzer von Denovali, Timo, hatte geschrieben um mich zu fragen, ob ich Without The World nicht mit ihnen nochmal veröffentlichen wolle. Ich war absolut glücklich! Er fand mich über Futurerecordings, das andere Label, bei dem ich war.
Ich denke, das Internet ist eine große Hilfe für Dich als Künstlerin. Was denkst Du darüber?
Das Internet war eine riesige Lernerfahrung für mich. Ich habe es eigentlich nicht gemocht und im Prinzip ist das auch heute noch so, denn es macht alles für jeden so einfach. Manchmal wünsche ich mir, ich könnte alles von mir aus dem Internet nehmen und nur noch mit Briefen und physischen Produkten arbeiten, was wie eine viel größere Leistung erscheinen würde. Ich habe das aber nicht getan weil ich nicht weiß, ob das nicht einfach nur ein dummes Gefühl ist. Ich sollte dankbar über das Privileg des Internets sein und was es für mich getan hat. Ich bin mir sicher, dass ich in meinem Zimmer nur eine Schachtel voller Texte hätte und CDs mit Musik von mir, die aber niemand hören könnte, wenn es das Internet nicht geben würde. Es ist auch sehr gut und schön mit anderen guten Musikern und netten Leuten die mir schreiben, in Kontakt zu sein. Es ist wirklich ermutigend wenn Leute sagen, dass ihnen meine Musik auch tief in ihnen irgendwie hilft. Es ist nicht nur ermutigend, sondern macht es mich glücklich zu wissen, dass ich ihnen vielleicht in irgendeiner Weise helfe.
Zur Zeit bist Du auf Europatour mit den großartigen ‚Her Name Is Calla‘. Wie läuft es bisher?
Es ist eine sehr interessant Zeit für mich. Sie sind ein paar wirklich wunderbare Menschen. Es war wirklich traurig sich von Sophie verabschieden zu müssen, die uns überraschend aus familiären Gründen verlassen musste. Musikalisch genieße ich es, für andere Menschen zu spielen. Es ist eine befriedigende Erfahrung, auch wenn es für mich recht schwierig ist. Ich bin wirklich sehr schüchtern was auch etwas beängstigend ist, wenn man mit 6 anderen Jungs in einem kleinen Bus zusammengequetscht unterwegs ist. Aber sie sind wirklich reizend, so dass es viel Spaß macht und sie bringen mich oft zum Lachen. Sie sind wirklich erstaunliche Musiker und jede ihrer Shows ist perfekt und erfolgreich. Größtenteils mag ich Europa und die Leute die ich treffe.
Spielst Du Deinen Live-Set alleine oder hast Du Hilfe von anderen Musikern?
Ich spiele alles alleine. Idealerweise hätte ich gerne etwas Hilfe von jemandem. Alles alleine zu machen limitiert mich etwas darin, welche Songs ich spielen kann. Es gibt viele die ich gerne spielen würde, aber ich kann es nicht, weil es alleine nicht machbar ist. Wäre ich im technischen Bereich etwas effizienter, könnte ich jeden Song alleine spielen, aber ich denke, das ist nur eine Frage der Zeit, bis ich mehr über die Technologie die es so gibt lerne, was es mir ermöglichen würde, alles ohne Einschränkung alleine zu spielen (sofern ich mit das leisten und kaufen kann).
Möchtest Du unseren Lesern noch etwas mitteilen?
Danke, dass ihr das hier lest :) Heute sind wir noch in Polen und fahren gerade in die Tschechische Republik um dort heute Abend in Brünn und dann in Prag zu spielen. Ich hoffe, eines Tages kann ich auch für Euch spielen :) xxx
Ingo Andruschkewitsch
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