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Reviews
The Seer

Heading for the sun


Info
Musikrichtung: Rock

VÖ: 23.04.2010

(F.A.M.E. Recordings/Edel)

Gesamtspielzeit: 51:23

Internet:

http://www.theseer.de
http://www.myspace.com/theseermusic


Zwanzig Jahre gibt es jetzt bereits The Seer aus Augsburg. Dass der Fünfer auch in seinem Jubiläumsjahr die absolute Nummer 1-Band aus der Fuggerstadt ist (wer sind schon Anajo?), wird eindeutig mit dem neuen Album Heading for the sun unterstrichen. The Seer wurden immer gerne mit den Hooters, Runrig oder Big Country (nach deren drittem Album sie sich benannten) verglichen. Wegen dem Folkeinschlag in ihrem Sound war das auch vollkommen richtig. Aber anno 2010 klingen The Seer einfach nur noch nach The Seer. Und mit Heading for the sun wirkt die Band auch so frisch und kraftvoll wie noch nie. Selten prangte das Banner Rock so deutlich auf einer Scheibe der Band. Liegt es nur an der hervorragenden Produktion von Chris Wolff (u.a. Rage, Sub7even, 4Lyn), die trotz ihrer Perfektion nicht alle Ecken und Kanten abgeschliffen hat, oder doch an den tollen Songs?

Auf Heading for the sun wimmelt es geradezu von tollen Liedern und Melodien. Das schwungvolle „What we are“ und das richtig rockende „Where do we go“ sind ein Eröffnungsdoppel wie es seit dem dritten Album Liquid nicht mehr gab. Auch „The borderline“ und „Wasted“ sind ein ebenso famoses Duo. Ersteres ist ein leicht melancholisches und mitreißend arrangiertes Lied mit kraftvollem Refrain, zweiteres ein richtig modern wirkender und treibender Rocksong, der mit seinem Elektroeinsatz an die experimenteller Phase der Band erinnert. Schöne Balladen haben The Seer natürlich auch wieder an Bord. Kandidaten für eine Abend zu zweit hören dieses Mal auf die Namen „Setting sails“ und „Rain down on me“. Absolut urtypisch sind dagegen Titel wie das ebenso gute „Wishful thinking“ oder „Dive in to the blue sky“ - melodieverliebt und leicht genießbar.

Das gilt insbesondere für „Raining“. Wenn die Vorabsingle nicht im Radio gespielt wird, dann weiß ich auch nicht mehr. Im einprägsamem Refrain will Sänger Shook richtig weit hinaus, was man so von ihm noch nicht kennt. Überhaupt legt der Mann hier wieder eine tolle Leistung an den Tag. Seine angenehme Stimme, seit jeher Kennzeichen der Band, klingt besser als je zuvor. Ein anderes Merkmal hat man allerdings größtenteils der Studiotür verwiesen. Multiintrumentalist Jo Corda ließ seine Geige zu Hause, griff lieber wieder zu Mandoline, Bouzouki und elektrischer Sitar. Und auch sonst erkennt man die Folkeinflüsse mit Ausnahme der sparsamen, akustischen Ballade „Rain down on me“ eher dezent im Hintergrund, wie zum Beispiel bei „The borderline“, wo man den sonstigen Livegast Konrad Stock mit seinen (keltischen) Blasinstrumenten auch mal im Studio hören darf.

Insgesamt ist The Seer mit ihrem sechsten Studioalbum ein wirklich famoses Stück gelungen (das beste seit 1998!) - ein etwas überraschendes noch dazu. Wo die Band früher vielleicht leicht bieder klang, tönt sich heute auch auf Platte durchgehend mitreißend. Irgendwie kommt Heading for the sun einem perfekten (Pop-)Rockalbum sogar ziemlich nahe. Zeitloses und perfekt auf den Punkt gebrachtes Songwriting, einprägsame Melodielinien, toller Gesang, nette spielerische Details und Hits, Hits, Hits. All das findet man hier. Damit sollte man endlich die Anerkennung bekommen, die man verdient. Fans von The Hooters, über U2 und Travis bis zu Fury in the Slaughterhouse sollten ihre Ohren weit aufsperren!



Mario Karl



Trackliste
1What We Are4:47
2 Where Do We Go4:35
3 Fallen Leaves4:06
4 Wishful Thinking4:13
5 Raining4:07
6 Eyes Gone Blind3:31
7 Setting Sails4:53
8 The Enemy4:03
9 The Borderline4:09
10 Wasted5:14
11 Dive Into The Blue Sky4:24
12 Rain Down On Me3:21
Besetzung

Jürgen „Shook“ Seipt (Gesang, Gitarren)
Peter Seipt (Keyboards, Akkordeon, Backgroundgesang)
Jo Corda (Mandoline, Bouzouki, Lapsteel, Elektrische Sitar)
Jürgen Nils Müller (Bass)
Michael Nigg (Schlagzeug)

Gast:
Konrad Stock (Uilleann Pipe, Tin Whistle)


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