Musik an sich


Reviews
Kafkas

Paula


Info
Musikrichtung: Deutscher Indierock/Pop-Punk

VÖ: 16.04.2010

(Domcore/Broken Silence)

Gesamtspielzeit: 48:40

Internet:

http://www.sklavenautomat.de
http://www.myspace.com/diekafkas


Lange hat's jetzt doch gedauert, bis man mit der Paula ins Bett steigen darf. Dabei hatte uns Bandkopf Markus Gabi Kafka bei der letzten EP LD50 die Veröffentlichung bereits für Anfang 2009 angekündigt. Aber gut Ding will bekanntlich Weile haben. Noch dazu, wenn man alles selbst macht, wie die Kafkas. Punkübliches „do it youself“ ist bei der Band nach wie vor gefragt. Da ist es schon fast ein Wunder, dass eine derartig unabhängige Gruppe es sogar ins zeitgenössische Musikfernsehen geschafft hat.

„Klatscht in die Hände“ war der Song, welcher sich einige Zeit in der MTV Rockzone breit machte. Der Titel war auch schon auf der Vorab-EP zu hören und darf Paula zünftig eröffnen. Wer damit klar kommt, dass Punks auch Pop machen wollen, mit der Neuen Deutschen Welle flirten und Synthies rattern lassen, der bekommt hier einen lässigen Tanzbodenknüller. „Leben ist gut“ und „... wenn ich mal ein Tattoo habe“ schlagen da gleich noch einmal in die gleiche Kerbe. Ansonsten gibt es hier einfach geradlinigen Indie-Deutschrock, der irgendwie zwar die die Punkwurzeln nicht ganz verleugnet, aber durch seine Eingängigkeit ziemlich massentauglich ist. Aber das muss ja beileibe nicht schlecht so. Und so macht das Album über weite Strecken einfach Spaß und bringt so einige Ohrwürmer mit sich. Neben dem Opener vor allem „Wenn es keine Hölle gibt“. Ein toller Pop-Punker mit energiereicher Sehnsucht. Als Kontrastprogramm gibt mit es mit „Der Kuchen ist gegessen“ etwas Ska oder mit „Zwei Hände reichen nicht“ einen Hauch von Melancholie. Stilistisch zu 100 % festlegen wollen sich die Kafkas glücklicherweise nicht.

Textlich bewegt man sich im Bereich zwischen Sozialkritik und Alltäglichem. Stets mit einem Stück an Selbstironie versehen, was Zeilen wie „in Sachen Chaos bin ich der Kaiser, das ist der Fluch der Hosenscheißer“ schön deutlich machen. Wirklich anzuecken versucht die Band aber nicht. Man lebt halt irgendwie in seiner Welt. Vergleiche zu Kettcar oder Tomte darf man da schon mal ziehen.

Die lockere Beschwingtheit haben die Kafkas diesen aber voraus. Darum greift der Verfasser lieber zu Paula und hat damit seinen Spaß. Viele andere dürften diesen auch haben. Das längere Warten hat sich schon gelohnt!



Mario Karl



Trackliste
1Klatscht in die Hände3:16
2 Deine Lippen schweigen3:20
3 90 Minuten3:05
4 Leben ist gut3:23
5 Wenn es eine Hölle gibt3:10
6 Ich will kein Kumpel von euch sein2:45
7 … wenn ich mal ein Tattoo habe2:59
8 Die Götter versagen3:46
9 Hell oder dunkel3:00
10 Der Kuchen ist gegessen3:05
11 Zwei Hände reichen nicht3:46
12 Warum kann die Welt keine Scheibe sein?2:19
13 Irgendwas ging schief3:39
14 2000 Hände3:41
15 Nur noch eine Raste3:26

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