Geist
Galeere
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Dunkle und mächtige Perkussion, dröhnend und unmerklich, jedoch auch unaufhaltsam schneller werdend, eröffnen das neue, dritte Album der Bielefelder Dark / Black Metalband Geist. Nun, sie sehen sich selber ja nicht so gern in dieser(n) Kategorie(en), aber in Ermangelung besserer Bezeichnungen bleiben wir mal dabei. Denn der Gesang und das mitunter explodierende Drumming sowie die irrwitzigen Gitarrenläufe sind klar (Black)Metal und die kratzigen, dem Growling nahen Vocals ähneln aber doch irgendwie mehr Sprechgesang, sind auch deutlich diesem Genre zuzurechnen. Aber die Band aus meiner Heimatstadt geht zum Glück weiter, und liefert nicht einfach den nächsten Brocken Metall ab. Nein, sie haben dunkle Keyboards und Programmings integriert und kreieren mit den fünf Stücken, von denen das kürzeste 8:26 Minuten ist, zwischen den Eruptionen in Metal tiefschwarzer und eiskalter Atmosphäre. Bereits bei dem Pre-Listening vor einigen Wochen zeigte sich, das hier ein progressives Werk Kurs auf uns nimmt, und das bestätigt sich nun auch beim intensiveren Hören der Scheibe. Langsam baut sich unter den Gitarrenwänden die nautisch kalte Atmosphäre auf, es dröhnt unter „Durch lichtlose Tiefen“ bedrohlich, die Gitarrenwände lassen einen erstarrt in die Tiefe rauschen und gebannt den sich am Ende herausschälenden Echoloten lauschen. Dann wird man mit dröhnenden, unwirklich dunkel und verloren klingenden Sounds in "Helike" gezogen. Hier setzt dann ein einfaches Rockdrumming ein, Echolote blitzen erneut auf und man merkt – nach allen Untiefen haben wir erneut Fahrt aufgenommen und einen neuen Kurs gesetzt – doch niemand weiß, wohin. Nur Augenblicke später weiß man es, es muss die Hölle sein, denn es explodiert eine Metalwand, mit verzweifelten Sirenen, und das ist der Punkt, wo sich Geist zusätzlich deutlich von vielen Metalkollegen, die immer nur auf finsterer, schneller, lauter und schreiender aus sind unterscheiden, selbst in diesem Moment des scheinbaren Chaos erkennt man noch die melancholische Melodie des Songs. Bruchteile später setzt zum verzweifelten Gesang und Gitarrenwänden eine Violine, so unsagbar traurig ein, man überhört sie fast, und doch ist sie so essentiell. So arbeitet Galeere auf den wichtigsten und auch stärksten Track „Unter toten Kapitänen“ zu. Wieder durchsetzt von nautischen Klängen, driftet man minutenlang durch dunkle, kalte Gewässer. Diesen unglaublichen Track, der vor Atmosphäre nur so platzt und der einen bei jedem Hören aufs Neue fasziniert habe ich bereits in meinem Bericht zur Pre-Listening Session ausgiebig beschrieben. Die Nähe zu den finsteren Fürsten der Fields of the Nephelim bestätigt sich mir hier erneut.
Der einzige Negativpunkt, der mir auffällt ist die wirklich weit nach hinten gemischte Stimme, aber auf der anderen Seite sorgt das dafür, dass die Atmosphäre, die hier kreiert wurde, noch intensiver ist.
Ich lasse mich jetzt, nachdem ich das Album noch mal schnell allen Genre Fans und solchen, die ein offenes Ohr haben, empfohlen habe, nochmals auf das dunkle Gespräch mit den toten Kapitänen ein um nach ca. 15 Minuten das sich nach dem Sturm beruhigende Meer unter den morschen Planken des Schiffes, das mich zu finsteren, unbekannten Orten trägt, zu spüren.
Wolfgang Kabsch
Trackliste |
1 | Galeere | 8:30 |
2 |
Einen Winter auf See | 9:40 |
3 |
Durch lichtlose Tiefen | 8:50 |
4 |
Helike | 8:26 |
5 |
Unter toten Kapitänen | 15:44 |
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Besetzung |
Alboin - Bass
Cypher D. Rex - Vocals
Faruk - Synthesizer & multimedia
Hedrykk - Guitars
Larva B. Caneer - Guitars
Marlek - Drums
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