Cottonbomb
Sidman
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Von der alten Bezeichnung Bluescore, mit der Cottobomb vor dreieinhalb Jahren ihr Whirlwind-Debüt Mississippi Coma an den Start gebracht haben, ist im Waschzettel zu Sidman nichts mehr zu finden. Das ist gut so. Denn die Chemnitzer sind deutlich ruhiger, weicher, ja poppiger geworden. Wo man zu Beginn noch dicke Hosen, fette Tattoos und herunter gestimmte Gitarren gesehen hat, sind jetzt gelegentlich sogar lange, gut geföhnte Haare, weiche Jacketts und gebügelte Oberhemden zu hören.
Mit anderen Worten: Die 80er Jahre haben mit David Bowie, Depeche Mode und ähnlichen Vertretern Einzug in den Sound von Cottonbomb gehalten. Aber gleich mal Entwarnung: Das klingt schlimmer, als es ist. Der dreckige Sound und die raue Produktion tun einiges dazu, dass der Wagen in der Garage bleibt. Und zu Beginn holen uns Cottonbomb auch erst mal da ab, wo wir sie verlassen haben.
„Damned to boogie“ ist mein absoluter Liebling auf dem Album, ein 25-Punkte-Song für die Ewigkeit. Geiler, dreckiger, verschwitzter Boogie – genau die Art von Musik, mit der man die New Romantic Bubies gerne aus den Discotheken vertrieben hat. Das eröffnende „Make up your Mind“ hat zwar nicht diese Power, kommt aber ebenfalls recht rau rüber, ein leidender Gitarren Rocker, eine Art Akustik Stoner. Nach einem dritten dreckigen Song wird der Garagensound von „Calm down“ mit poppigem Refrain und Chorgesang weich gespült. Steffen Schürer, der auf dem Debüt noch nicht dabei war, ergänzt den Sound mit einer tollen Orgel.
Und dann geht es los. „Cold Winds whistle“ klingt als habe David Bowie 'ne 80/15-Stoner-Nummer eingesungen. „Cruel World so beautiful“ ist gut tanzbar, aber mehr Disco, als Boogie. Auch hier klingt wieder Bowie durch, allerdings mit reichlich Garagen-Sound. „Black Night“ stößt dann endgültig zu Depeche Mode durch – durchaus gekonnt und ohne Schmalz oder Kitsch.
Völlig aus dem Rahmen fällt die Western-Nummer „The Patter of his Horse“, die richtig Spaß macht.
Im Weitern bleibt man dann bei dem rau produzierten, manchmal etwas weinerlichen 80er Jahre Sound, ohne sonderliche Höhepunkte. Nur „Pride and Cowardice“ ist ein echter Ausfall. Die endlich mal wieder auftretenden harten Grooves verlieren sich in einem völlig zerrissenen Sammelsurium merkwürdiger Soundschnipsel.
Fazit:
Cottobomb haben mit Sidman einen interessanten, viel versprechenden neuen Weg eingeschlagen, den zu verfolgen lohnend sein dürfte. Die Umsetzung ist allerdings noch unausgegoren. Spannend wären Tracks, die die entschlackten rauen New Romantic Sounds mit der Power der Groove-Rocker am Anfang verbinden würden. Nach Bluescore dann Romaticcore? Einen Versuch wert wäre es.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Make up your Mind | 3:51 |
2 |
Damned to boogie | 2:29 |
3 |
Dialog of a Drunk | 4:52 |
4 |
Calm down | 4:21 |
5 |
Cold Winds whistle | 3:59 |
6 |
Cruel World so beautiful | 3:09 |
7 |
Black Night | 4:29 |
8 |
Someday I'll burn | 4:37 |
9 |
The Patter of his Horse | 3:30 |
10 |
Down there by the River | 3:16 |
11 |
Hold on | 4:28 |
12 |
Pride and Cowardice | 5:47 |
13 |
The Choir of the Weak | 4:58 |
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Besetzung |
Martin Scheiter (Voc)
Mario Uhlig (Git)
Carsten Kunriß (B)
Axel Kunz (Dr, Perc)
Steffen Schürer (Keys, Trompete)
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