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To-Mera
Delusions
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Schlagen wir doch mal im Duden nach was wir dort unter dem Begriff „progressiv“ finden: stufenweise fortschreitend, sich entwickelnd, fortschrittlich. Paradox ist es dabei heutzutage, dass dieses Wort im Zusammenhang mit Rock und Metal als eine reine Stilschublade für Bands mit (meist überlangen) Songs dient, deren einzige Progressivität darin zu bestehen scheint, dass sie möglichst viele Breaks beinhalten und sich damit dem standardmäßigen Radioformat entziehen, dieses im Endeffekt aber doch schon wieder ein ziemlich alter Hut und damit wenig progressiv ist.
Was das jetzt mit To-Mera und ihrem zweiten Album Delusions zu tun hat? Auch die Engländer passen wunderbar in dieses Schema. Doch geben sie anders als so mancher Konkurrent doch ein wenig mehr als einen Klon von Genregrößen wie Dream Theater oder Fates Warning ab. Harter und moderner Metal trifft auf ausgedehnte, oft auch chillige, Jazz-Passagen und einen Hauch Symphonic und pendelt nicht nur einmal unerwartet von dem einen Extrem ins andere. Das Ganze verpackt in hochkomplexe Songs mit geschickt eingeflochtenen Melodiebögen, die sich dem Gelegenheitshörer nicht so schnell erschließen wollen. Doch das allein hebt To-Mera noch nicht ganz von den Genremitbewerbern ab. Dafür sorgt vor allem Sängerin Julie Kiss, deren Stimmlage sich irgendwo zwischen der ehemaligen The Gathering Frontfrau Anneke van Giersbergen und Gothic-Sängerinnen wie Amy Lee liegt. Allerdings glücklicherweise ohne weinerlich und dominant zu klingen.
Die Musik von To-Mera klingt melancholisch und auch düster, aber nicht sofort erdrückend. Auf der anderen Seite ziemlich heavy und modern. Auch wenn sich die Band sehr um Abwechslungsreichtum bemüht und die verschiedensten Einflüsse in ihre Songs packt, ist es oft ein wenig zuviel, so dass der rote Faden auch innerhalb der Songs etwas schwer zu finden ist und man doch nicht selten einen durchgehenden Fluss vermisst. Also so gesehen doch wieder progressiv? Das mag jeder für sich selbst beurteilen. Fest steht auf jeden Fall, dass Delusions nicht gerade einfaches Ohrenfutter und eher für den fortgeschrittenen Hörer, als für den Neuling im Prog-Sektor zu empfehlen ist. Zusammenfassend ein interessantes, aber wie gesagt, ein alles andere als einfaches Album hervorragender Musiker und sicher nichts für den täglichen Genuss.
Mario Karl
Trackliste |
1 | The lie | 7:29 |
2 |
Mirage | 7:11 |
3 |
The glory of a new day | 8:23 |
4 |
Inside the hourglass | 8:18 |
5 |
A sorrow to kill | 8:02 |
6 |
Asylum | 5:40 |
7 |
Fallen from grace | 8:18 |
8 |
Temptation | 8:39 |
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Besetzung |
Julie Kiss: Vocals
Tom MacLean: Guitar
Paul Westwood: Drums
Mark Harrington: Bass
Hen: Keyboards
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