Musik an sich


Reviews
Dark Tranquility

Fiction


Info
Musikrichtung: Melodic Death Metal

VÖ: 20.04.2007

(Century Media)

Gesamtspielzeit: 45:46

Internet:

http://www.darktranquillity.com


Ein neues Album der Göteborg-Helden Dark Tranquility war bis jetzt immer ein Fest für Freunde des Melodic Death Metals. Fiction nimmt sich hiervon ebenfalls nicht aus und bietet wieder zahlreiche Gründe zum Jubeln. Dabei tönt das Album beim ersten Hördurchlauf etwas unspektakulär. Von Liebe auf den ersten Ton kann also nicht die Rede sein. Aber hier haben wir keine Band die ihre Brillanz gleich von Anfang an offenbart. Denn wo ihre Kollegen von In Flames auf möglichst schnelle Wirkung setzten und damit ohne Umwege begeistern können, gehen Dark Tranquility generell mehr in die Tiefe. So auch hier.

Fiction beginnt gewaltig mit dem heftigen „Nothing to no one“, welches die auf dem Vorgänger eingeschlagene Richtung konsequent fortsetzt. Während „The lesser faith“ den Fuß ein wenig vom Gaspedal nimmt, wandern die folgenden Songs wieder auf den anfangs eingeschlagenem Pfad und bieten ebenfalls heftigen und modernen Melodic Death Metal á la Dark Tranquility. Kennzeichnend hierfür die rasante und dynamische Gitarrenarbeit des Duos Sundin/Henriksson, eine dezente Keyboard- und Elektronikunterlage, sowie vor allem die kratzbürstigen Growls von Mikael Stanne. Es ist immer wieder wunderbar mit wie viel Kraft und purer Leidenschaft dieser schmächtige Bursche seine Texte vorträgt.

Die Mitte des Albums stellt sich als die vertonte Form des Albumcovers dar. „Icipher“ und „Inside the particle storm“ klingen groß, bedrohlich, schleppend und düster. Schweben wie tongewordene Monolithen über im Nebel versunkene Gebirgshänge und man kann sein Gehör davon einfach nicht abwenden. Das folgende verspielte „Empty me“ kehrt danach wieder Brachialität zurück und kann auch mit einem mitsingbaren Chorus glänzen. Diesen weist ebenso „Misery’s crown“ auf. Hier kramt Mikael Stanne nach längerer Abwesenheit wieder seine klare Gesangsstimme hiervor um das Gänsehauterlebnis noch ein wenig zu verstärken. Man fühlt sich glatt (positiv) an alte Projector-Zeiten erinnert.

Das sich anschließende „Focus shift“ dürfte bereits als Video hinreichend bekannt sei. Ein entfesselter Song, dessen Chorus „I think I have lost my language“ sich ohne Umschweife sofort in die Hirnrinde frisst. Das dramatisch klingende „The mundane and the magic“ führt Fiction zu einem harmonischen Ende. Hier bekommt der Sechser weibliche Verstärkung von Nel Sigland (Theatre of Tragedy). Gepaart durch die abermals eingesetzte Klarstimme (dieses Mal nur im Refrain) und der leicht gotischen Pianobegleitung kommt ein Paradise Lost-ähnliches Feeling auf. Nur mit dem Unterschied, dass Dark Tranquility heute mindestens um eine Liga höher als die Briten spielen.

Insgesamt ist der Band ein weiteres Spitzenalbum geworden, welches der Konkurrenz abermals zeigt wie der Göteborg-Sound heute zu klingen hat. Fiction lässt sich ohne Bedenken zwischen Damage done und Character einordnen. Damit sind Dark Tranquility also auch noch im 18 Jahr ihres Bestehens die Referenzband in diesem Bereich. Dieses Album dürfte auch Diejenigen zurück ins Boot holen, die mit der brachialen und kalten Ausrichtung des Vorgängers so ihre Probleme hatten. Ohne Einschränkungen absolut empfehlenswert.


Anspieltips: „Blind at heart“, „Misery’s crown“, „Inside the particle storm“, „Focus shift“



Mario Karl



Trackliste
1Nothing to no one4:10
2The lesser faith4:37
3Terminus (Where death is most alive)4:24
4Blind at heart4:21
5Icipher4:39
6Inside the particle storm5:29
7Empty me4:59
8Misery’s crown4:14
9Focus shift3:36
10The mundane and the magic5:17
Besetzung

Mikael Stanne (v)
Martin Henriksson (g)
Niklas Sundin (g)
Michael Nicklasson (b)
Martin Brändström (key)
Anders Jivarp (dr)


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>