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Anchieta, J. de (Cabré)
Missa Sine Nomine
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Info |
Musikrichtung:
Geistliche Musik
VÖ: 01.12.2003
Naxos Spanish Classics / Naxos (CD DDD (AD 2000) / Best. Nr. 8.555772)
Gesamtspielzeit: 67:23
Internet:
Naxos
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GEISTLICHE MUSIK VOM ENDE DES "GOLDENEN ZEITALTERS" AUS SPANIEN Prachtvoll klingt diese Messe "ohne Namen" des spanischen Komponisten Juan de Anchieta (1462-1523), einem Meister der Spätrenaissance: ausgreifend in den ausschließlich mit Männerstimmen besetzten vokalen Partien, klangsinnlich durch die Orgelverstärkung bzw. die Zinken und Posaunen der Ministriles. Musikalisch balanciert die Komposition dabei subtil zwischen spätmittelalterlicher Archaik und frühneuzeitlicher "mystischer Empfindsamkeit". Mit der Mischung aus Innigkeit, glühender Devotion, technischer Virtuosität und gelegentlicher imperialer Geste dürfte sie durchaus die Mentalität des spanischen Katholizismus am Ende der Renaissance repräsentieren.
Das "ohne Namen" bezieht sich auf den anonymen Cantus firmus, der dem Werk Anchietas zugrunde liegt. Traditionell war dies ein Gregorianischer Choral, nach dem eine Messe dann auch benannt wurde. Anchieta verzichtet auf solch eine sakrale Stützstimme (nur das Gloria basiert auf einem Thema aus der 15. Messe des Graduale Romanum). Statt dessen benutzt er neben eigenen Erfindungen in vier Sätzen einen zu seiner Zeit sehr berühmten Schlager als Fundament: das anonym überlieferte französische Lied L'homme armé, dessen Beginn sich durch einen markanten Quartsprung auszeichnet. Diesen Ohrwurm, der zu jener Zeit am häufigsten auf diese Weise parodiert wurde (so das Fachwort), hat das Ensemble Capilla Peñaflorida seiner Einspielung der Messe vorangestellt. Derlei "Verweltlichung" galt damals durchaus als Ausdruck kompositorischer Freiheit und künstlerischer Selbstbestimmung, sollte aber hundert Jahre später im Zuge einer Reinigung der Kirchenmusik von allem Weltlichen und Lasziven verboten werden.
Das berühmte Lied begegnet auch in einem weiteren Stück dieser Aufnahme, dem anonymen volkssprachlichen Marienlob Reyna muy esclareçida, das einen kraftvollen, volkstümlichen Akzent im fiktiven liturgischen Geschehen setzt. Anchietas Messe wird hier nämlich nicht einfach als geistliches Konzert, sondern eingebettet in einen virtuellen liturgischen Kontext dargeboten. So ist das Kyrie I die Orgelfassung eines Stücks von Josquin Desprez, während Anchietas berühmter Rivale Francisco de Peñalosa durch Mater istud agas in einer Instrumenalfassung vertreten ist. Zusammen mit einer Reihe gregorianischer Choräle ergänzen sie Anchietas Ordinarium zu einer Fest-Messe zu Ehren der Jungfrau Maria. Anchitas reichen, technisch ausgereiften Stil kann man z. B. im Agnus Dei oder dem auf einen glanzvollen Höhepunkt zusteuernden Credo bewundern, während das Ave Sanctissima Maria schlichter gesetzt ist.
Die Darbietung durch die Capilla Peñaflorida und die Ministriles de Marsias unter Josep Cabré ist mustergültig: volltönend, dabei klar in der Zeichnung der musikalischen Linien. Wirkungsvoll werden die Kontraste herausgearbeitet und rhythmischen Konturen geschärft. Die falsetti des Chores sorgen ebenso wie die angerauhten Bläserstimmen der Ministriles für einen markanten, obertonreichen Klang. Sehr empfehlenswert.
Georg Henkel
Trackliste |
1 | Anon.: L'homme armé | 01:12 |
2 | Anon./Anchieta: Introitus Salva Sancte Parens | 04:41 |
3 | Anchieta: Kyrie eleison | 04:20 |
4 | Des Près: Kyrie I (Orgel) | 01:28 |
5 | Anchieta: Gloria | 06:08 |
6 | Anon.: Graduale Bendeicta et venerabilis es | 02:44 |
7 | Anon.: Reyna muy esclareçida | 02:42 |
8 | De Peñalosa: Sancta mater istud agas (Ministriles) | 02:44 |
9 | Anon.: Offertorium Ave maria | 02:04 |
10 | Anchieta: Ave Sanctissima Maria | 03:26 |
11 | Anchieta: Sanctus - Benedictus | 06:08 |
12 | Urreda: Hymnus Pange lingua (Orgel) | 02:51 |
13 | Anchieta: Virgo et Mater | 03:04 |
14 | Anchieta: Agnus Dei | 03:55 |
15 | Anon.: Communio Beata viscera | 00:56 |
16 | Achieta: Antiphon Salve Regina | 09:35 |
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Besetzung |
Capilla Peñaflorida Ministriles de Marsias Loreto Fernández Iamz (Orgel)
Ltg. Josep Cabré
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