Shogo Seifert / Rauke

Causes Of Imagination
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"What is the force that lets us create an inner world - our imagination?" So schreibt der 1993 in Heidelberg geborene deutsch-japanische Trompeter und Komponist in den Liner Notes seines Debüt-Albums Causes Of Imagination. Shogo Seifert lebt in Berlin und begann im Alter von sechs Jahren Unterricht in afrikanischer Perkussion, im Alter von acht Jahren mit Trompetenunterricht und im Alter von sechzehn Jahren mit Klavierunterricht, es schloss sich dann ein Studium der Trompete an.
Causes Of Imagination ist sein Debütalbum, veröffentlicht worden ist es im Rahmen der Serie "JazzThing Next Generation". Ein Jazzquartett trifft hier auf ein Streichquartett. Rauke, so ist die beteiligte Band genannt worden. Im Auftaktsong hört man asiatische Einflüsse im Spiel des Protagonisten, die Streicher umschmeicheln den Song, bis sich dann plötzlich eine ganz andere Stimmung ergibt, die sehr ungewöhnlich klingt, das ist Arseny Rykov, der mit einem Solo für Synthesizer einsetzt, und darüber hinaus löst sich die Rhythmik auf, Drummer Metzger spielt sich mittels solistischer Gestaltung stark mit in den Vordergrund. So ist mit "Uso" bereits ein aufregender und ungewöhnlicher Auftaktsong gelungen.
Nicht weniger spektakulär erklingt "No Stress, Diggi". Angesichts des wilden Auftakts könnte so manch Eine/r jedoch durchaus Stress bekommen, hält der Song doch Spuren aus dem Bereich des Free Jazz bereit. Insofern, und das gilt für die ganze Platte, bewegt sich die Musik in einem großen Umfeld, von klassischen Jazz-Klängen inklusive der Hinzunahme aus Weltmusik, Klassik, dabei dann mitunter in Richtung Freiheit ausufernd, stets scheint etwas Neues aufzutauchen, derart interessant und umfang- und ereignisreich sind die Arrangements und deren Ausfertigung gestaltet. Auch der Einsatz von Elektronik, der mit den vier Streichern konkurriert, vermittelt ein gemeinsames Erlebnis der ganz besonderen Art. Emotion und Intellekt bilden hierbei eine Einheit, mal klingt es recht emotional, dann wieder recht avantgardistisch. Und zwischen diesen Stühlen bewegt sich Shogo Seifert auch mit seinem Stil, oft recht rau, er erinnert mich so am ehesten an Kollegen wie Enrico Rava oder Tomasz Stańko.
Ich sehe das Ergebnis als ein recht mutiges Experiment an, dass auf diese Weise einzigartig dazustehen scheint. So gewinnt man nicht nur einmal den Eindruck, dass etwas Neues geschaffen wurde, und das ist absolut beeindrucken in dieser Form, doch verlangt diese Musik ein intensives Zuhören, für "nebenbei" ist das nicht unbedingt geeignet. Wenn man dann auch genau hinhört und versucht, spontan zu reagieren und zu analysieren, dann bemerkt man eine gewisse Form von Spiritualität und gewiss auch einen "japanischen Anteil" in der Musik. Ganz faszinierend empfinde ich es persönlich, wenn sich die Streicher einbringen in die Gestaltung des improvisierten Spiels, beispielhaft sei hier zu nennen "Arakawa", einer meiner Lieblingssongs des Albums. Allerdings sind alle Songs auf ihre Weise einzigartig und sehr gelungen, Musik, die auf ihre Art und Weise ganz besonders klingt, so bin ich gespannt auf hoffentlich weitere Veröffentlichungen, die sich vielleicht in dieser mutigen Ausführung fortführen lassen.

Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Uso (7:44)
2 No Stress, Diggi (8:27)
3 Arakawa (8:39)
4 W(hole) Intro (1:45)
5 W(hole) (5:46)
6 Receive (5:48)
7 Lina (6:18)
8 Lina (Reprise)(3:18)
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Besetzung |
 Shogo Seifert (trumpet)
Mathilde Vendramin (cello)
Philine Höhnisch (viola)
Almut Wolfart (violin)
Alexandra Buchmüller (violin)
Arseny Rykov (piano, synthesizer)
Vincent Niessen (double bass)
Johannes Metzger (drums)

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