Stefan Karl Schmid / Lars Duppler / Hilmar Jensson
Blídur (Blíður)
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Soviel ich auch überlegt habe, mir fielen tatsächlich nur zwei Jazz-Veröffentlichungen in der Zusammensetzung Saxofon/Piano/Gitarre ein, einmal ist das die Platte "Trinity" von Hans Koller, Attila Zoller, Roland Hanna und dann noch "Zoller-Koller-Solal" von Attila Zoller, Hans Koller, Martial Solal. Und nun haben Stefan Karl Schmid, Lars Duppler und Hilmar Jensson mit Blíður ein weiteres Exemplar in dieser Besetzung vorgelegt.
Apropos Stefan Karl Schmid, ihn hatte ich zuletzt mit der Produktion You Are The Universe vorgestellt, hier dann gemeinsam mit einem großen Ensemble. Auch hinsichtlich der davor liegenden Produktionen gibt es nun diese ganz neue Formation, deren Musik ich demnach völlig losgelöst betrachten kann.
Stefan Karl Schmid und Lars Duppler spielen bereits seit etwa zehn Jahren zusammen, beide sind Halb-Isländer, und hieraus entstand dann auch wohl die Idee, sich mit der Musik Islands auseinanderzusetzen. So entstand auch ein gemeinsames Album, “Hringferð”. Anfang 2023 reisten beide nach Island, um das neue Album, Blíður, aufzunehmen. Der in Reykjavik lebende Gitarrist Hilmar Jensson wurde für die Aufnahmen hinzugezogen.
Die dreizehn Kompositionen, von Schmid stammen die Tracks 2, 3, 5, 7, 8, 10, 12, und von Duppler die Tracks 4, 6, 9, 11, 13, und Track 1 (von Bergþóra Árnadóttir) wurde arrangiert von ihm, sollen die einzigartige Atmosphäre des isländischen Winters widerspiegeln. Und wenn dann der erste Song läuft, dann spiegelt er sich bereits, der mir unbekannte isländische Winter, und dennoch kann ich in diese Atmosphäre eintauchen und mir die ganze Szenerie sehr gut vorstellen. Gitarrist Hilmar Jensson ist es zunächst vorrangig, der mit elektronischen Effekten der Gitarre diese klirrende Kälte gut darzustellen weiss, und Schmid spielt Klarinette und setzt sehr lyrische und märchenhaft klingende Akzente in diese Winterlandschaft, unterstützt vom ebenso klingenden Spiel des Pianos. Ja, das ist wahrhaft zauberhafte Musik, die über den engen Begriff von Jazz hinausgeht, Anklänge an New Age inbegriffen.
Auch im Titelsong setzt sich diese märchenhaft klingende Stimmung fort, und bereits nun ist es klar, dass hier absolut keine vergleichbare Musik zu den von mir oben eingangs erwähnten Platten vorliegt. Selbstverständlich sind Jazz-Anteile vorhanden, sogar in großem Masse, vornehmlich von Stefan Karl Schmid / Lars Duppler geschaffen, denn Jensson wirkt hier eher wie ein Gegenpol oder besser - eine Ergänzung und Erweiterung, obwohl er eigentlich auch als Jazzgitarrist bekannt wurde.
So ergibt sich ein bezauberndes Zusammenspiel der drei Protagonisten, Musik, die stets viel Ruhe und Beschaulichkeit ausstrahlt, bisweilen kammermusikalisch wirkend. Dabei kommt es zum Auslösen ganz verschiedener Gefühlsregungen, von wirklich schön klingenden Passagen kann es auch in Richtung Melancholie abtreiben oder das eine oder andere Mal erscheinen Momente von nachdenklicher Traurigkeit, und auch die Begriffe von Romantik oder Wärme sind oft nicht von der Hand zu weisen. Es fällt mir schwer, einen bestimmten Song gesondert hervorzuheben, weil mir die komplette Einspielung wie eine Art Suite erscheint. Auf jeden Fall ist es den drei Musikern gelungen, eine sehr gelungene und individuelle Musik vorzustellen.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Frá liðnu vori (4:58)
2 Blíður (6:31)
3 Illusionist (4:10)
4 Hólfið (4:12)
5 In Presence of the Absent (6:25)
6 Sólsteinn (5:16)
7 Transformation of a Star (part 1) (3:07)
8 Transformation of a Star (part 2) (2:30)
9 Hverful sýn (3:13)
10 Sadness (5:29)
11 Tuginn (4:04)
12 Augnablik (2:57)
13 Hólfið Reprise (2:11)
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Besetzung |
Stefan Karl Schmid (tenor saxophone, clarinet)
Lars Duppler (piano)
Hilmar Jensson (guitar)
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