Gibrish

Mykorrhiza


Info
Musikrichtung: Rock-Fusion

VÖ: 26.01.2024

(Paraply Records)

Gesamtspielzeit: 35:20

Internet:

https://www.facebook.com/gibrish2/
https://www.paraplyrecords.se/
https://www.hemifran.com/news/


Die Band Gibrish aus Schweden hatte ich bereits 2021 vorgestellt mit ihrem seinerzeit fünften Album Ådalsbanan. Und nun wird nachgelegt mit Mykorrhiza. Erneut wird auf Schwedisch gesungen, so dass mir nur die Konzentration auf die Musik verbleibt. Die Besetzung ist die gleiche geblieben und es werden elf neue Songs präsentiert.

Ein geheimnisvoll anmutender Titel ziert das Cover - Als Mykorrhiza wird eine Form der Symbiose von Pilzen und Pflanzen bezeichnet, bei der ein Pilz mit dem Feinwurzelsystem einer Pflanze in Kontakt ist. Also stellen Pilze und Pflanzen die Basis für diese Musik? Stellt sich die Frage: was ist Pilz und was ist Pflanze?

Nun, die Wurzeln der Band sollen ja im Blues, Jazz und Rock liegen, das Wenige, was ich von der Sprache Schwedisch verstehen kann, sagt mir, dass im ersten Song, "Mykorrhiza AI", ganz offensichtlich auch von dieser Symbiose gesprochen wird. Und dann erscheint das düstere "Det Vi Lämnar Kvar", und es schwingen Klänge früherer Jahrzehnte mit, die Achtziger und in etwa solche Musik, wie sie auch The Stranglers oder Sisters Of Mercy gespielt wurde, fallen mir spontan ein.

"Allt Eller Inget", "Alles oder Nichts", da schwingt gar unterschwellig ein wenig Surfmusik und der Sound einer weiten Prärie mit, ja, diese Musik in eine Schublade packen zu wollen, muss zwangsläufig scheitern. Alternativ - zumindest das passt, klingt doch jeder Song fernab jeglicher Kategorisierungen, in der Basis ist es Rock, doch wenn sich ein "Schleicher" wie "Drömmarens Dröm", der "Traum des Träumers" vorstellt, dann springt das gar sehr versöhnlich entgegen, klingt so richtig "hübsch", ein wenig nach Pop riecht diese Ballade, wäre da nicht wieder der Begriff "alternativ", hier eigentlich in Gestalt der Stimme von Christer Sunesson.

Ein Akkordeon leitet "Kall, Kall,Kallt" ein, im Verbund mit der sonstigen Ausrichtung des Songs klingt das merkwürdig, man wandert hinsichtlich der Melodieführung dann auch noch ein wenig in Richtung Folk. Und nun wird ein Vogel interviewt: "Intervju Med En Fågel", ganz beschwingt im Walzerrhythmus, und erneut ist das Akkordeon dabei, der akustische Bass bringt einen (entsprechend passend) einen dumpf "singenden" Klang ein, und wir bleiben im Tierreich, "Ut med hunden" - "Raus mit dem Hund", und das klingt ein wenig bluesig und erinnert mich spontan an The Doors.

"Tränen aus Terpentin"(#10) werden verschüttet in einem mystisch klingenden Umfeld mit Chorgesang und einer Mundharmonika, dumpfes Trommeln wie zu einem Stammesritual eines indigenen Volkes, ein obskurer Song, der aufhorchen läßt, wann bitte sehr, hört man solche Klänge in einer solchen Zusammensetzung??? Wenn mein Übersetzer mich nicht verläßt, dann wird die Platte mit einem Kuckuck ("Göken") beendet. Nur Gesang und Piano, das klingt schon fast wie eine Moritat.

Wie ich las, wird die Band zwischenzeitlich auch wohl international geschätzt, tourte man doch bereits in den USA, England, Dänemark und Finnland. Doch hinsichtlich dieser neuen Veröffentlichung, die wieder in schwedischer Sprache erscheint, könnte es fraglich sein, ob man sich so tatsächlich international einbringen kann? Was ich zum Vorgänger bemerkte, trifft auch für Mykorrhiza vollumfänglich zu, das Überschreiten musikalischer Grenzen, ein Wechselspiel der Stimmungen und die Unmöglichkeit einer musikalischen Einordnung. Genau das muss ich loben!



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Mykorrhiza AI (0:52)
2 Det Vi Lämnar Kvar (3:39)
3 Allt Eller Inget (3:57)
4 Drömmarens Dröm (3:48)
5 Massor Av Ingenting (3:10)
6 Kall, Kall, Kallt (3:37)
7 Cesium 137 (2:41)
8 Intervju Med En Fågel (3:21)
9 Ut Med Hunden (2:41)
10 Tårar Av Terpentin (4:05)
11 Göken (3:24)
Besetzung

Christer Sunesson (vocals, guitar)
Klas Ullerstam (keyboards, piano, accordion)
Erik Barthold (drums, percussion)
Thomas Östensson (guitar, vocals)
Johan Selin (bass, vocals)



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