Cassol, F. - Monteverdi, C. - Nomadengesänge u. a. (Cassol, F.)
i silenti
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Info |
Musikrichtung:
Barock Crossover Weltmusik
VÖ: 09.04.2021
(Instinct Collection / Note 1 / CD / DDD / 2020 / Best. Nr. OUT 665)
Gesamtspielzeit: 77:42
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DAS GROSSE ZAPPING
Fragmente von Monteverdis Madrigalen, Violinspiel & Vocals eines berühmten blinden Roma-Geigers, Gesänge der Nomaden, Akkordeon-Avantgarde, Kontrabassriffs, Percussion-Beats und exotische Kaval-Flöte – die CD „i silenti“ geht in ihren Quellen und Bezügen quer durch Europa und darüber hinaus. Spiritus rector Fabrizio Cassol bringt in drei Akten Orient und Okzident holografisch zusammen. In allen Details dieser mit überbordender Musikalität und handwerklicher Kunst kreierten Aufnahme vernimmt man sozusagen die Essenz, das Beste und Fantasievollste, was die jeweiligen Kulturen zu bieten haben. Monteverdis fruchtige Dissonanzen laden wie von selbst dazu ein, sie weiter auszuschmücken und in imaginierte volksmusikalische Kontexte zu stellen. Auskomponiertes und Improvisiertes geht bruchlos zusammen, dabei durchaus nicht nur im Sinne von Easy-Listening, sondern die Arrangements sind Harmonie- und Stimm-Schrägkeiten nicht abgeneigt (man höre nur das in extremen Akkordeon- und Flöten-Höhen flirrende "Luci Luci" - das kitzelt nicht nur die Trommelfelle). Transgression, Grenzüberschreitung im Instrumentalen wie Vokalen, leidenschaftlich bis zum Exzess, alle hören aufeinander und verbinden sich zu einem fantasievollen Ausdrucks- und Klang-Theater.
Und doch bleibt bei aller Fülle, bei allem ausgestellten Reichtum das Gefühl einer gewissen Kulissenhaftigkeit. Diese CD ist wie ein Power-Zapping durch die unendlichen Youtube-Welten der Musik. Man hört so viel und doch nichts richtig, alles spielt sich assoziativ an und aus und über und ineinander. Und am Ende – was war es? Wo war man? Wozu das?
Es besteht die Gefahr, dass denjenigen, die mit dieser Aufnahme eine Stimme bekommen sollen (jene, die in der Geschichte zum Schweigen gebracht wurden), nicht wirklich gehört werden, sondern lediglich als Material verbraucht.
Schönheit kommt immer auch aus Strenge und Begrenzung; sie entsteht in einem kulturellen, geschichtlichen Kontext, der nicht über alles verfügt, sondern notwendig beschränkt ist. Das ist im Zeitalter der Datenbank-Allverfügbarkeit schnell vergessen. Alles wird zum Zitat. Alles wird passend gemacht.
Wieso dann nicht gleich die Originale ohne alle Crossover- und Worldmusic-Collage? Oder ganz was Neues? Nicht Schick, sondern echter Schock! Und dann gerne mit der musikalischen Kraft, Energie und Perfektion wie auf dieser Aufnahme!
Georg Henkel
Besetzung |
Tcha Limberger: Vocals und Violine
Philipp Thuriot: Akkordeon
Vilmos Csikos: Kontrabass
Simon Leleux: Percussion
Georgi Dobrev: Kaval
Claron McFadden: Sopran
Nicola Wemyss: Mezzo
Fabrizio Cassol: Musik
Jonatan Alvarado: Tenor
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