Constance Hauman

High Tides


Info
Musikrichtung: Electro-Pop

VÖ: 15.02.2019

(Isotopia Records)

Gesamtspielzeit: 49:31

Internet:

https://constancehauman.com/
http://www.gordeonmusic.de/
https://isotopiarecords.com/


Welch eine edle Aufmachung! Wie ein kleines Buch, eingebunden in Pappe, rot mit weißer Prägung, dazu im Booklet alle Texte, und weise Sprüche berühmter Persönlichkeiten, von Plato über Nietzsche hin zu Helen Mirren. Die US-Amerikanerin Constance Hauman, Pianistin, Sängerin, Texterin und Produzentin, als letztere für die Indie-Soul-Rock-Band Miss Velvet And The Blue Wolf, ist nicht nur im Pop-Bereich bekannt, sondern auch in der klassischen Musik. Als Opernsängerin hat sie bereits etliche Aufführungen bestritten und wird in diesem Jahr an die Wiener Staatsoper zurückkehren, um dort die Rolle von Queen Elizabeth I. zu übernehmen in Olga Neuwirths Adaption von “Orlando“ von Virginia Wolff.

2015 erschien eine Debüt-Platte, das war “Falling Into Now“. Und so kann man nun einiges erwarten von dem neuen Album High Tides, Klassik, Oper, Pop, Funk – ob das eine gelungene und passende Mischung ergeben wird? “Fluctuat nec mergitur” – auch diesen Satz kann man im Booklet lesen, ein Motto in Paris seit 1358. In etwa: „Sie ist durch die Wellen geschüttelt, aber sie geht nicht unter“, ein vielleicht bedeutungsvoller Ausspruch?

Ja, eine schmucke Verpackung, doch leider lässt sich die CD nicht so einfach herausholen, ganz unbeschadet dürfte der Silberling beim häufigen Nutzen nicht bleiben. Auffällig ist, dass die Instrumentierung sehr knapp und spartanisch gehalten wurde. Und so klingt es beim Auftakt auch sogleich sehr künstlich und synthetisch, die Begleitung betreffend. Doch darüber erklingt diese glockenklare Sangesstimme der Protagonistin. Das verhallte Schlagzeug nimmt allerdings auch einen nicht unerheblichen Raum ein, weniger wäre hier mehr gewesen. Und so ist der Sound recht aufgeblasen. Leider geht es so weiter, die achtziger Jahre lassen grüßen, Elektro-Pop war ja damals unter anderem angesagt. Das erscheint insofern wie ein Retro-Versuch, und das mag Einige begeistern, andere stören.

Nicht immer ist klar und eindeutig zu erkennen, dass es sich bei Constance Hauman um eine Opernsängerin handelt, denn oft stellt sie ihre einwandfreie Stimme in den Dienst der elektronischen Begleitung, und damit limitiert sie sich sehr. Wie man es anders und ausdrucksvoller gestalten kann, zeigt uns die finnische Kollegin Tarja Turunen bereits eine Weile. Hinsichtlich der Arrangements kommen mitunter Assoziationen zu Kate Bush ins Spiel, denn sie hatte einst auch stark elektronisch untermalt. Die Art dieser Popmusik ist grundsätzlich nicht schlecht, doch auch nicht überragend. Zu oft wirken Stimmung und Atmosphäre recht oberflächlich. Schöne Songs, wie zum Beispiel “Lonely Xmas (Hold Me Tight)“, bleiben da eher die Ausnahme. Hier schwebt die Musik wie auf einer Wolke, getragen vom verhallten Piano und darüber im emotionalen Einklang die ausdrucksstarke Stimme. Ähnlich eindrucksvolle Songs liefert die Lady mit “Waiting For You“ und “Everlong“ ab.

Sehr opernhaft agiert Constance auf Französisch, mit dem Song “Les Chemins de l’Amour“, doch dieses pappig wirkende Schlagzeug hätte nicht sein müssen. Im letzten Song klingt es eingangs gar, als würde jemand mit einem Holzstückchen als Schlagzeug agieren, sehr langweilig und so etwas wie Groove und Swing in der Musik eliminierend. So bleiben die grundsätzlichen Einflüsse aus anderen Bereichen etwas oberflächlich und untergebuttert, eine Annäherung an Soul, Funk findet insofern wirklich nur in homöopathischen Dosen oder sehr am Rande angekratzt statt. Auch die Songs können sich so eingeschnürt nicht unbedingt entfalten. Unbestritten schön bleibt der Gesangsbeitrag, daran gibt es nichts zu rütteln. Wer allerdings auf die elektronischen Achtziger steht und sich mit jenen Grooves und New-Wave-Attitüden gut steht, könnte hier auf interessantes Neuland stoßen.



Wolfgang Giese



Trackliste
I High Tides
II Run Sister
III Mystic Vision
IV Love Burns
V Lonely Xmas (Hold Me Tight)
VI Les Chemins de l‘Amour
VII Painful Strangers
VIII Waiting For You
IX Everlong
X Golden Thread
Besetzung

Constance Hauman (vocals, piano)
Nord Ross Pederson (drums, midi, bass)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>