Heavyrock-Gourmetpaket der Extraklasse: Pink Cream 69 zusammen mit den Pretty Maids
Pink Cream 69 und die Pretty Maids an einem Abend – ein Muss für jeden Heavy-Metal-Fan der alten Schule! Für einen Gesamtpreis von gerade mal 30 Euro für das Ticket kann man bei ansonsten steigenden Preisen wirklich nicht meckern. Entsprechend groß ist der Andrang am Spectrum. Es ist lange her, dass der Kult-Club so voll war. Etliche eher ältere Rockfans sind vor Ort, um sich die beiden Live-Granaten anzuschauen. Pink Cream 69 beginnen den Abend mit „We Bow To None“, einem Stück des neuen Albums Headstrong. Die Gitarren röhren amtlich, auch sonst geht der Song steil nach vorne. Sänger David Readman ist wie immer vom Fleck weg hervorragend bei Stimme und haut mich mit seiner Power fast aus den Latschen. Überhaupt fällt auf, dass die Band heute äußerst ruppig zu Werke geht. In Interviews war zu lesen, dass man musikalisch wieder etwas mehr Gas geben möchte – dieses Vorhaben ist gelungen! Der Gesamtsound ist äußerst klar und sauber, man kann die Musik regelrecht genießen. Um diesen Genuss zu vervollständigen werden gleich zu Beginn einige Klassiker vom Stapel gelassen. Der Doppelschlag „Welcome The Night“ und das textlich leider nach wie vor aktuelle „Keep Your Eyes On The Twisted“ lassen keine Wünsche offen. Die beiden Gitarristen Alfred Koffler und Uwe Reitenauer sägen wie die Axt im Walde und hauen die Riffs dem bestens aufgelegten Publikum nur so um die Ohren. Zuhause habe ich mir vorher noch das Promo-Video von „Shame“ angeschaut – man waren die damals noch jung! Readman, der ja nie um einen lässigen Spruch verlegen ist meint, dass sich die ersten Reihen bei ihm im Gegensatz zu früher wohl häufig ein Doppelkinn anschauen müssen… Am meisten hat sich offensichtlich Bassist Dennis Ward verändert. Mit einem amtlichen Bart ausgestattet könnte er sofort bei der Band Down einsteigen – ich hätte ihn wirklich nicht wiedererkannt. Und der Bass hängt im Vergleich zu dem Video auch einige Etagen tiefer… Etwas ungewohnt für mich ist das Fehlen von Original-Schlagzeuger Kosta Zafiriou. Sein Nachfolger Chris Schmidt knüppelt sich weit über Gebühr den Arsch ab und bildet einen formidablen Ersatz für den sympathischen Griechen. Auf das neue Album ist die Truppe mächtig stolz. Ganze fünf Stücke werden live gespielt, die allesamt beim Publikum sehr gut ankommen. Die Band spielt wie entfesselt auf und freut sich sichtlich, wieder live unterwegs zu sein. Ich habe mir das neue Album noch nicht zugelegt und bin daher eher mit den älteren Stücken vertraut. Als die Band mit „Do You Like It Like That“ und dem bärenstarken „Break The Silence“ auf die Zielgeraden einbiegt, bin ich schon richtig in Partystimmung. Als Abschluss wird noch „Shame“ gespielt, dass die Band wesentlich rockiger als früher präsentiert. Nach satten 60 Minuten ist Schluss, Pink Cream 69 bekommen verdammt viel Applaus des bestens aufgelegten Augsburger Publikums. Ich fand den Auftritt große Klasse – mit dieser Band ist jederzeit wieder zu rechnen. Daumen hoch für die Pinkies! Setlist Pink Cream 69: 1. We Bow to None 2. Welcome the Night 3. Keep Your Eye on the Twisted 4. Path of Destiny 5. Talk to the Moon 6. Lost In Illusions 7. Man of Sorrow 8. Walls Come Down 9. Livin' My Life for You 10. Bloodsucker 11. Do You Like It Like That 12. Break the Silence 13. Shame Die Pretty Maids habe ich länger nicht mehr live gesehen – zuletzt vor ein paar Jahren auf dem Bang Your Head-Festival. Ich denke aber, da wird es mir gehen wie den meisten: Einen schlechten Auftritt der Dänen habe ich zumindest überhaupt noch nie gesehen, die Typen rocken immer! Nach einer kurzen Umbaupause kommt das Intro der Mother Of All Lies-Scheibe – und dann geht’s auch schon genau mit diesem Stück los! Nach und nach kommen die Musiker auf die Bühne. Der Jubel ist riesengroß, als Sänger und Urvieh Ronnie Atkins auf die Bretter steigt. Der lässt sich auch nicht lange bitten und zeigt ab der ersten Sekunde vollen Körper- und Kehlkopfeinsatz. Wie Jim Morrison bei den Doors singt er nicht nur die Stücke – er durchlebt sie regelrecht. Dabei peitscht er unablässig die Fans an und schafft es mühelos, das Energie- und Feierlevel auf höchstem Niveau zu halten. Die Band rattert wie ein Düsenjet durch das Set und präsentiert sich in bester Verfassung. Ur-Mitglied und Gitarrist Ken Hammer hat gewichtmäßig um einiges zugelegt, lässt sich davon jedoch nicht im Geringsten beeindrucken. Er lässt wie eh und je seine geschmackvollen Solos vom Stapel und bildet zusammen mit seinem Keyboarder und Gitarren-Kompagnon Chris Laney ein starkes Tandem. Ich bin froh, heute Abend dabei zu sein. Die Pretty Maids waren in den letzten Jahren nicht sehr häufig bei längeren Touren zu sehen. Von daher ist dieser Abend – vor allem auch in dieser Kombination – schon etwas Besonderes. Die Hammer-Ballade „Eye Of The Storm“ kommt saustark daher, hier gibt Ronnie Atkins alles und zeigt, dass er ein sehr facettenreicher Sänger ist. Memo an mich: Zieh Dir wieder mal die alten Scheiben rein! „Rodeo“ kommt phantastisch an, auch hier heißt es: Klassikeralarm! Ich bin trotzdem überrascht, wie wenig alte Stücke letztlich gespielt werden. Die Band geht hier keineswegs auf Nummer sicher, sondern präsentiert etliche Stücke aus den neueren Alben. Eine sehr mutige Entscheidung, die jedoch zu 100 % aufgeht. Das Spectrum gleicht einem Tollhaus und Ronnie Atkins setzt immer noch einen drauf. „Little Drops Of Heaven“ ist mittlerweile eine Art Publikumsliebling geworden, ohne den die Band nicht von der Bühne darf. Ältere Balladen wie „Savage Heart“, „Walk Away“ oder „Please Don’t Leave Me“ werden hingegen komplett außen vorgelassen. Für viel Bewegung auf der Bühne sorgt Bassist Rene Shades, der im Team mit dem bulligen Drummer Allan Sørensen das Quintett wuchtig nach vorne peitscht. „Red Hot And Heavy“ beendet das umjubelte reguläre Set, bevor es zu den Zugaben geht. Das bedrohliche Intro „Fortuna“ von Carl Orff leitet das pfeilschnelle „Back To Back“ ein, bei dem Ronnie Atkins noch einmal alles aus sich und den Fans herausholt. „Future World“ macht dann endgültig den Sack zu, hier werden definitiv keine Gefangenen gemacht. Das softere „Love Games“ bietet Band und Publikum zum Schluss noch einmal die Möglichkeit, den fulminanten Abend gemeinsam und etwas bedachter ausklingen zu lassen. Auch hier wird mitgegrölt, die Fäuste schnellen nach oben und ich bin mir sicher, dass ich heute nach dem Konzert eine gut fettende Handcreme auflegen muss. Nach 90 Minuten ist Feierabend, Band und Publikum schweben im 7. Hardrock-Himmel. Ich bin überwältigt von dieser bombastischen Leistung. Hey, Ronnie Atkins und Ken Hammer gehen mittlerweile stramm auf die 60 zu, aber das scheint beide nicht im Geringsten zu interessieren. Vor allem Atkins sprüht vor Energie und ist für mich der ultimative Sänger in diesem Bereich. Er schwitzt, röhrt, singt und heizt dabei noch mächtig ein – keiner leidet so schön wie er. Jungs – ihr wart ganz große Klasse! Setlist Pretty Maids: 1. Mother of All Lies 2. Kingmaker 3. We Came to Rock 4. It Comes at Night 5. Face the World 6. Needles in the Dark 7. Eye of the Storm 8. Rodeo 9. Pandemonium 10. I See Ghosts 11. Bull's Eye 12. Little Drops of Heaven 13. Red, Hot and Heavy 14. Back to Back 15. Future World 16. Love Games Stefan Graßl |
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