„Hippie-Rock“ der besonders guten Sorte: Wolvespirit
Auf die Band Wolvespirit aus Würzburg bin ich durch Berichte diverser Musik- und Konzertmagazine (da waren wir hier natürlich auch gut dabei... - Anm.d.Red.) aufmerksam geworden. Der Style der Musiker und die Tatsache, dass sie auf Konzerte eine originale Hammond-Orgel dabei haben, hat mich neugierig gemacht. Das Golden Nugget liegt direkt in der Nähe der leider erst vor kurzem geschlossenen Rockfabrik. Viele Leute passen nicht in den ziemlich kleinen, aber feinen Club. Vielleicht 150. Aber dann ist hier alles gestopft voll. Ich schätze dass beim Beginn von Wolvespirit vielleicht 70 Leute am Start sind. Es gibt zwei Vorbands, von denen ich aber nur noch die Erlanger WILLOW CHILD mitbekomme. Der Sound der Truppe haut mich förmlich aus den Latschen. Die versierten Musiker spielen eine Art Hippie-Rock mit teilweise psychedelischen und sehr melodischen Einschüben. Die blonde Frontfrau spielt eine original Gibson Flying V, die schon einige Jahre auf dem Buckel zu haben scheint. Dabei singt sie hervorragend und sehr gefühlvoll. Mit ihrer natürlichen und sympathischen Art kommt sie dabei sehr gut beim Publikum an. Am meisten beeindruckt mich der Bassist, der hier völlig in der Musik versunken zu sein scheint und dabei äußerst sicher die abenteuerlichsten Basslinien zupft. Das I-Tüpfelchen wird jedoch vom Organisten geliefert, der einen feinen Hammond-Sound spielt und so sehr viel zum tollen Klang der Truppe beisteuert. Die Band hat vor kurzem eine eigene Maxi-CD veröffentlicht, die nur empfohlen werden kann. Umbaumaßnahmen sind zwar nicht notwendig, aber eine halbstündige Pause darf dann trotzdem sein. Danach legt dann die Hauptband WOLVESPIRIT los. Den Bühnenhintergrund ziert ein riesiges Banner, auf dem das Coverbild der vorletzten Veröffentlichung „Free“ zu sehen ist. Die von Sängerin Debby Craft gemalten Bilder und die dazugehörige Musik bilden eine imposante Einheit. „Holy Smoke“ startet den Abend, bereits hier tanzen in den ersten Reihen etliche Fans. Dreh- und Angelpunkt der Truppe ist definitiv Sängerin Debby Craft, die sich selbst im Laufe des Abends immer wieder als Witch bezeichnet und sich von ihrer Bühnenpräsenz und ihrem Stageacting her mit dieser Rolle sichtlich sehr stark identifiziert. Der Mischer braucht ein bisschen, bis er alles soweit geregelt hat. Ein aufgrund irgendwelcher eingeworfenen Substanzen etwas neben der Kappe stehender Fan weist ihn sonderbarerweise darauf hin. Die Band präsentiert von ihrem neuen Album Blue Eyes satte sieben Songs, von denen mir „You Know That I’m Evil“, „I Am What I Am“ und das herausragende „I Want to Love“ mit am besten gefallen. Die Band setzt ihr Hippie-Konzept sehr konsequent um. Das Quintett sieht aus wie direkt aus den 70er Jahren entnommen. Doch aufgesetzt ist das Ganze keineswegs. Die leben diese Musik und das dazugehörige Drumherum. So macht Musik Spaß. Vor allem Oliver Eberlein an der Hammond und sein Bruder Richy „Rio“ Eberlein setzen auch optisch zusammen mit Craft den Sound der Musik um. Die Stimmung ist während des kompletten Gigs sehr gut, etliche tanzen und einige singen sogar die Texte mit. Das muss man als Newcomer-Band auch erstmal schaffen! Auch die anderen an dem Abend gespielten Songs haben es durchaus in sich. Ich bin sogar so enthusiastisch, dass ich mir nach dem Konzert die zweite Scheibe Free mitnehme. Der Song „Shining“ ist auf der CD ein Highlight der Extraklasse. Als Gastsänger ist hier kein Geringerer als Mark Slaughter mit von der Partie. Den kann man auf der Bühne natürlich nicht ersetzen, aber Debbie Craft gleicht hier viel mit ihrer kraftvollen und markanten Stimme aus. Gleich danach kommt „Time Lord“, das die gute Stimmung problemlos weiterführt. Das wie ein Indianer-Kriegsgesang originell intonierte „Moonlight“ zeigt noch einmal die ganze Klasse der beteiligten Musiker, die sich während der kompletten Spielzeit als bestens eingespielte Combo präsentieren. Als Zugabe wird „I’m Free“ in einer sehr schmissigen Version rausgehauen. Hier gibt Debby Craft noch einmal alles und zaubert ein Strahlen in etliche Gesichter der anwesenden Fans. Nach 90 Minuten ist dann Schluss. Wolvespirit bekommen verdientermaßen Applaus von ihrem begeisterten Publikum. Ich fand den Auftritt klasse, die Band hat was. Die stehen hinter der Musik mit jeder Note und das spürt man. Außerdem haben sie live echt was drauf und dürften vielleicht auch bald in etwas größeren Clubs spielen. Was mir noch sehr gut gefallen hätte: Mit „My Best Friend“ haben Wolvespirit eine bärenstarke Akustikballade am Start, die sie ruhig auch mal live bringen könnten! Setlist Wolvespirit: 1. Holy Smoke 2. You Know That I'm Evil 3. I Am What I Am 4. Shining 5. Time Lord 6. Soul Burn 7. Space Rockin' Woman 8. Love Is All I Need 9. Witchcraft 10. Arise 11. Road of Life 12. I Want To Love 13. Knocking On Your Door 14. Moonlight 15. I Am Free Stefan Graßl |
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