30 Jahre im Zeichen des Tridents; Mein persönliches Jubiläum mit der wohl fleißigsten und interessantesten Band der Welt - The Legendary Pink Docs Teil 5: The Tower
The Tower 1984 Veröffentlichungsformen: 1.) Vinyl Album 2.) CD Album 3.) Download 4.) Musikkassette Legendary Pink Dots - Faces In the Fire – EP 1.) Vinyl Mini-Album UK Im Phaze Album PHA 3 1984 UK Terminal Kaleidiscope / Play it again Sam 1985 TK003 (Alternate Cover) Soleilmoon SOL 42 (1996 - alternatives Cover, Lullabies fort he new dark ages) 2.) CD Album US CD Soleilmoon SOL42 (1996 - alternatives cover) US CD Soleilmoon SOL 42 (1996 - alternatives Cover, Lullabies fort he new dark ages) PL CD Big Blue TK 02-4 (2006 - alternatives Cover) 3.) Download Bandeigene Remaster-Version veröffentlicht über Bandcamp 2012 4.) Musikkassette PL CS Big Blue TK02-4 (1996) Titelliste Vinylalbum, CD und Download: - Seite 1 Black Zone Break Day Tower One Vigil Anti A Lust for powder Poppy Day - Seite 2 Tower Two Astrid Rope and Glory Tower Three Tower Four Tower Five Musiker: Sybil Strange-Cargo (April IIiffe): Keyboards, Gesang Che Banana (Edward Ka-Spel): Gesang, Keyboards, Elektronik Stret Majest Alarme: Gitarren Phil Harmonix (Phil „Silverman“ Knight): Keyboard, Elektronik, Perkussion Patrick Paganini Q: Keyboard, Perkussion, Geige, Perkussion Roland Calloway: Bass Lilly Ak: Gesang auf "Astrid" Armin Bliss: Gast Produziert von Pat Bermingham und den Legendary Pink Dots Vinyl-Version in zwei unterschiedlichen Covern. Soleilmoon veröffentlichte es ebenfalls mit anderem Cover als CD und später auch Vinyl in der Lullabies for the New Dark Ages-Box. Platteninschrft: KLENEHHZ LEEBRAKIZH Dedicated to the deviant... we still stick together, yes? Fakten zum Album: Auch The Tower lässt sich nicht viel Zeit und erscheint wenige Monate nach dem Minialbum Faces in the Fire. Es darf getrost als das erste Konzeptalbum der Band bezeichnet werden, wenn auch die Stücke nicht immer ineinander übergehen. Ob geplant oder nicht, ist nicht überliefert, jedoch findet das Album 1986 seine Fortsetzung mit dem Island of jewels-Album. Patrick Q Paganini findet auf The Tower erstmals als festes Bandmitglied Einzug, auf der anderen Seite geben sich die Bandoberen Edward Ka-spel und The Silverman andere Namen und fehlen so scheinbar in der Besetzung. Kritik: The Tower bringt den Missmut Edward Ka-Spels über seine Heimat, England, in den frühen 80er Jahren zum Ausdruck. Das Album behandelt Themen wie die eher unsoziale Politik Magret Thatchers ebenso wie den kalten Krieg und die immer stärker zu Tage tretende Gesichtslosigkeit und Einsamkeit in der Gesellschaft. Und diese Themen werden recht deutlich und weniger verschachtelt und auch weniger humorlos als man es von der Band kannte und aus einem sehr privaten Blickwinkel angegangen. So startet das Album mit dem gotisch-dunklen Dark-Wave-Stück “Black List“ das mit dunklen Keyboardharmonien und scharfen Gitarrenklängen arbeitet. Ein sehr straightes und wenig verspieltes Stück mit faszinierenden Gitarren. “Break Day“ schlägt dann den bei den Dots sehr beliebten Walzerrhythmus ein, der sehr elektronisch vor sich hin marschiert. Darüber singt Edward sehr agressiv und es schlagen einem regelrechte Gitarrenkasskaden entgegen. Am Ende wird das Stück nahezu grotesk, psychedelische Klänge arbeiten gegen disharmomnische Gitarrenlicks, den pumpenden Walzerrhythmus, breiten Keyboardflächen und den inzwischen lakonischen Gesang Kaspels. Treibende elektronische Perkussionen setzen dann zu “Tower One“ ein. Dunkle, sehr zeitgemäße (aber auch heute noch interessante) Dark-Wave-Keyboards füllen den Sound. Darüber singt Ka-Spel von dem dunklen Turm, der über allem thront, für den niemand einen Schlüssel hat. Das Ganze ist mit so vielen wunderbaren Soundeffekten versehen und verziert und bleibt trotzdem immer sehr straight, fällt in einen Kindereim, hinterlässt den Hörer mit der Aufzählung verschiedener Namen ratlos. “Vigil-Anti“ war lange Zeit ein fester Bestandteil des Livesets der Band. Kein Wunder, ist es doch ein treibender Mix aus Wave und Psychedelia und tobt sich hier doch Mr. Pagannini ausschweifend auf seiner Violine aus. Dazu pocht ein strammer elektronischer Beat, militärischer Rhythmus wird ebenfalls eingesetzt und Edward Ka-Spels Gesang thront über allen. Die perfekt eingearbeitete Gitarre will ich natürlich auch nicht verschweigen. “A Lust for powder“ arbeitet dann mit sehr viel Perkussion. Ein pumpender Bass, pochende programmierte Rhythmen und selbst das Keyboard und die Gitarre geben perkussive Klänge vor. Hieraus entsteht ein psychedelisches Rhythmusmonster über dem Edward Ka-Spel seine Wut über die kalten Zeiten hinaussingt. Daraus entsteht mit “Poppy Day“ eine der wohl ergreifensten Balladen die ich kenne. Eine trauriges Keyboard spielt leidend vor sich hin, darüber legt Patrick Pagannini eine sehnsuchtsvolle Geige die zu Tränen rührt und Edward singt dazu verloren Zeilen wie „We’ll remember when you’re no more than a poem on a grave - a sideline for the guy who writes the birthday cards but never signs his name. He’s got your number, feels your pain… though you’re smiling from the mantel-piece and you’ve got your rifle trained.“ Seite zwei des Albums wird mit den dunklen Keyboardharmonien von “Tower 2“ eröffnet. Die Sequenzerklänge hallen durch den Raum, während eine dunkle Keyboardmelodie den ebenso dunklen Gesang begleitet. Danach startet ein typischer Pink-Dots-Walzer-Sound der den teils versponnenen, aber ebenso manchmal agressiven Gesang pusht und tiefe Keyboardharmonien, welche den Song “Astrid“ eröffnen. Dieses hymnische Stück wird von weiblichem Gesang verziert, was die dunklen Keyboard- und Sequenzersounds, die an "Love Puppets" erinnern, perfekt konterkarieren. Mit “Rope & Glory“ wird dann das Finale des Albums eröffnet. Das Stück schließt sich mit einer Soundcollage aus Telefontuten, Stimmen, Rauschen, pumpenden Klängen direkt an “Astrid“ an und Edward gibt den kurzen Text wieder, der in etwa den Beginn einer Revolution beschreibt. Hieraus erwächst das pumpende “Tower 3“. Elektronische Perkussion, hymnische Gitarren, ein pumpender Bass und erzählender Gesang treiben das Stück zwischen Progrock und New Wave voran. Es schraubt sich langsam in immer hymnischere Höhen, bevor es dann abrupt in den klirrende Keyboardsounds aufgeht. Aus diesen Klängen entwächst dann “Tower 4“ mit treibendem Schlagzeugspiel, verschachtelter Perkussion und pumpendem Bass. Schwebende Keyboardklänge werden von E-Gitarrensounds flankiert und darüber breitet sich der agressive Gesang Edwards aus. Damit nicht genug, gibt sich auch noch die Geige die Ehre und vollendet dieses perfekte Stück. Es klingt in gotischen Klängen aus und mündet in einem Keyboard mit einer versponnenen und doch sehr einfachen Melodie über die Edward die philosophischen Worte “You wanted easy answers. You want a tidy end. Don’t you know you’ve got a lot to answer for? You wanted shining heroes. You wanted sparkling knights. BUT THEY’RE GONE. You chose your grave. Lie there.“ singt. Und so ernsthaft und ironisch sie damals gemeint waren, und so zutreffend sie damals auch auf die Situation in England waren, so erschreckt bin ich darüber, wie zutreffend diese Worte auch heute wieder sind. So endet das erste Konzeptalbum der Band, welches nicht ihr einziges bleiben sollte. Leider blieb auch diesem Album der große Erfolg versagt, was ich nicht verstehen kann, denn es repräsentiert eigentlich perfekt den Sound und die Stimmung der damliegen Zeit. Was wohl fehlte, war der eine große Somg, der es auch als Single hätte schaffen können. Auf der anderen Seite war The Tower in seiner Vielfalt auch schon ein Ausblick auf den Sound der Band der späten 80er Jahre. Zwar mussten sie sich bis dahin noch durch Elektrowave mit klassichen Violinen (The Lovers), dunkle und kalte, elektronische Sounds (Asylum), und extrem maschinell wirkenden Elektropunk (Island of Jewels) arbeiten (wobei die aufgeführten Eigenschaften immer nur den Gesamteindruck der Alben, aber nicht deren tatsächliche Soundfülle wiedergibt), jedoch entwickelten die Dots hier tatsächlich ein Stückweit ihr breit aufgestelltes Trademark. Fazit: The Tower ist definitiv das erste Album der Band, das vor eigenem Selbstbewustsein nur so strotzt, obwohl es eigentlich eine ganz andere, düstere Geschichte erzählt. Musikalisch jedoch hat die Band hier all ihre Ideen, und einige hiervon waren bereits auf diversen DIY-Kassetten veröffentlicht, zusammengeworfen und daraus ein komplettes Album entworfen. Und nebenbei auch mal so eben das Hauptrademark der Band für die 80er Jahre definiert. The Tower baut erstmals einen Spannungsbogen über das komplette Album aus, welcher sich dann auf der zweiten Seite fokussiert und in der dreiteiligen Tower-Suite zum Abschluss des Albums entlädt. So perfekt wie auf diesem Album hatte es die Band vorher noch nicht geschaft, ihren Mix aus Elektronik und Akustik zusammen zu bringen. Einen Hauptanteil hieran hatte sicherlich die extrem dichte elektronische Perkussion auf dem Album, zu welcher der Geiger Patrick Q Wright alias Paganini sehr viel beigetragen hat. Ein weiter Grund für die relative Erfolglosigkeit des Albums dürfte auch die Tatsache sein, dass die Band mit dem Album einerseits auf zu diesem Zeitpunkt eher unattraktive Elemente des Progressive und Artrocks zurückgegriffen hat und eben damit andererseits ihrer Zeit wieder um einige Jahre voraus war. Für mich persönlich ist The Tower nach wie vor einer der Highlights im nicht eben kleinen Output der Band. Finden sich auf vielen Alben durchaus bessere und auch einprägsamere Songs, ist The Tower eines der Alben, welche generell nur durchgehört Sinn ergibt. Ein Gesamtkustwerk eben. Und auch wenn einige der Sounds des Albums heute ein wenig „80's“ klingen, hat es insgesamt wenig Staub angesetzt. Und textlich, wie oben erwähnt, ist es leider aktueller denn je. Cover: Das originale The Tower-Cover von In Phaze trifft den Titel nicht wirklich und ist hässlich und wenig verkaufsfördernd. Es zeigt auf einem blauen Hintergrund gemalt den Bandnamen in einer japanisch / chinesisch wirkenden Schrift vor einem gelben Mond (selbe Farbe wie die Schrift) und den Albumtitel in einem dreidimensional geschriebenen Text (erinnert ein wenig an die Einleitungstexte bei Star Wars). Weder die Frben, noch die Schrift geben in irgendeiner Weise einen Hinweis auf den düsteren Inhalt des Albums. Trotzdem ist diese Fassung ein gesuchtes und teures Sammlerstück. Die Veröffentlichung über den bandeigenen Verlag Terminal Kaleidiscope und Play It Again Sam erschien erst Anfang 1985, aber dafür mit dem Stilprägenden Cover von Steven Barbiri. Dieses trifft mit seiner gotischen Schwarz-Weiß-Darstellung eines Turms und ebensolchen Monstern die Stimmung der Scheibe nahezu perfekt. Die späteren Cover von Soleilmoon und Big Blue tragen das selbe Trademark wie die der zuvor besprochenen Alben: sie sind unpassend und auch nicht wirklich schön. Das Cover der Sleilmoon-Veröffentlichung zeigt eine kleine Kirche oder Kapelle hinter der ein paar Bäume stehen und hat wenig Bezug zur enthaltenen Musik. Das Big-Blue-Cover trifft das klaustrophobische und kalte Thema des Albums schon eher. Es zeigt das innere eines Raumes das seltsam und einengend wirkt. Aber insgesamt gliedert es sich in die eher belanglos wirkenden Cover dieser Widerveröffentlichungsserie ein. Wolfgang Kabsch |
|
|
|