JPEK
The Long Goodbye
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Wir haben es hier mit einer Band unter Beteiligung des 1961 in Bad Kissingen geborenen Schlagzeugers Michael Keul zu tun. Der Buchstabe “K“ im Bandnamen steht also für ihn, die anderen Drei sind Tizian Jost, Bernhard Pichl und Rudi Engel.
An der Besetzung mit Vibrafon, Piano, Bass und Schlagzeug fällt sofort auf, dass es so etwas in dieser Kombination schon einmal gegeben hat, und zwar ist das eine Band mit legendärem Status – das Modern Jazz Quartet. (MJQ).Möglicherweise mag daher auch die Wahl der vier Buchstaben resultieren, vielleicht, um das Erbe dieser möglichen Vorbilder zu würdigen und zu pflegen. Und genau diese Vermutung bestätigt sich dann auch nach Lesen der von Keul verfassten Liner Notes.
Aufgenommen wurde am 31.Juli und 1.August 2013 im Realistic Sound Studio, München.
Mit einem treibenden Walking-Rhythmus startet die Platte mit einem Klassiker, A Night In Tunesia, auf sehr individuelle Weise interpretiert und somit ein Einstieg nach Maß, der neugierig macht. Der Rhythmus wechselt zwischendurch und bei etwa zweieinhalb Minuten sind wir bei einem mitreißendem Swing gelandet inklusive eines feurigen Solos auf dem Vibrafon.
Neben weiteren Fremdkompositionen, ebenfalls mit Herzblut umgesetzt, stellen sich eigene Titel entgegen, die jedoch zusammen ein perfektes Gesamtbild ergeben.
Diese Musik atmet, ja, sie wirkt befreit, sie bleibt stets elegant, ohne akademisch zu wirken, aber es brennt ein leidenschaftliches Feuer, wenn die Band, angetrieben vom fein differenzierten Schlagzeug, Ideen aufgreift und sich alle vier Musiker dann zu einem Ganzen vereinen und diese Freude und Einheit weiter vermitteln können. Ja, dieser Funke springt, er springt direkt in den Solarplexus und heizt dort ein geschmeidiges Feuer der Zufriedenheit und Freude an.
Dieses sensibel gestaltete Einfühlungsvermögen vereint sich mit hochqualitativer Technik, eine Einheit, die ich heute nicht mehr unbedingt als selbstverständlich im Jazz sehe.
Dabei schöpft die Musik aus der Tradition, ohne alt zu wirken, denn es klingt sehr modern. Diese Spielfreude ist ansteckend und wenn das Vibrafon zu solistischen Höhenflügen ansetzt, dann jauchzt die Seele und die Füße können nicht ruhig bleiben. Denn Keul ist ein großartiger Schlagzeuger, der es versteht, sein Spiel vielseitig zu gestalten und über die normale Rhythmusrolle hinausgeht, ja, er gestaltet, er kreiert und treibt und swingt und begeistert mich…
Um noch einmal auf das MJQ zurück zu kommen, ja, JPEK kann die qualitativen Vorgaben der Vorbilder durchaus erfüllen, umschließt auch deren Ausdruck, geht aber weiter.
So verabschiede ich mich mit den abschließenden Worten von Michael Keul im Booklet:
In der Hoffnung, dass dieser Jazz mit Passion, Eleganz und Konzept Sie erfreut, verbleibe ich “yours truly“ und wünsche allen ein schönes Hörerlebnis mit JPEK.
Ja, es hat mich sehr erfreut!
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 A Night In Tunisia [Dizzy Gillespie/Frank Paparelli] (7:29)
2 The Long Goodbye [Bernhard Pichl] (4:59)
3 Eight Four [Bobby Hutcherson] (4:38)
4 Pra Machucar Meu Coracao [Ary Barroso] (6:45)
5 I‘m Getting Sentimental Over You [George Bassman/Ned Washington] (4:56)
6 Refuge [Tizian Jost] (5:45)
7 Soon [George Gershwin/Ira Gershwin] (6:12)
8 For Django - Django [Joe Pass/John Lewis] (9:51)
9 Softly As In A Morning Sunrise [Sigmund Romberg/Oscar Hammerstein II] (7:31)
10 Warm Valley [Duke Ellington] (5:18)
11 Santa Claus Is Coming To Town [John Frederick Coots/Haven Gillespie] (6:41)
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Besetzung |
Tizian Jost (vibraphone)
Bernhard Pichl (piano)
Rudi Engel (bass)
Michael Keul (drums)
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