Musik an sich


Reviews
Awolnation

Run


Info
Musikrichtung: Synthrock, Crossover-Pop

VÖ: 13.03.2015

(Red Bull Records / EMI)

Gesamtspielzeit: 55:20

Internet:

http://awolnationmusic.com
https://www.facebook.com/AWOLNATION


Megalithic Symphony, das Debüt von Awolnation, war ein richtiger Paukenschlag. Wer hätte gedacht, dass man Popmusik mit soviel Verve und fast schon irre und punkig darbieten kann? Ein Volltreffer, der zudem mit „Sail“ einen veritablen Hit abwarf, auch wenn er etwas länger vor sich hinköcheln musste, bevor die Allgemeinheit davon Wind bekam. Eine lange Tour und zahlreiche Festivalauftritte waren die Konsequenz.

Doch irgendwann musste der Weg wieder zurück ins Studio führen. Zwar hat Aaron Bruno schon lange eine Band um sich geschart. Aber doch klingt Run wieder wie das Produkt eine exzentrsichen Eigenbrötlers. Im ersten Moment sogar ziemlich überraschend. Der Titeltrack startet düster und tief brummend. Der Sound: eine dunkle Sountracknummer. Der Gesang: fast schwebend und zurückhaltend. Ist es also vorbei mit dem ADHS-Pop, willkommen in Ritalin-induzierter Gelassenheit?

Nein, nicht ganz. Das folgende „Fat Face“ klingt hell und aufgedreht wie eh und je. Ganz so, also hätte Bruno den jungen Elton John unter Strom gesetzt. Nur die aufgeregten Rhythmen fehlen noch. „Hollow Moon (Bad Wolf)“ sorgt dafür im Anschluss für das gewünschte Maß an Explosivität. Da ist er also wieder, dieser Awolnation-Wahnsinn, wenn auch in gemäßigteren Dosen, selbst wenn immer wieder knallende Adrenalinschübe wie „Kookseverywhere!!!“ eingeworfen werden. Run wirkt so, als übe sich Aaron Bruno in Selbstbeschränkung. Im Vordergrund steht der Song an sich und nicht dieser „alles auf einmal wollen“-Charme, der das Debüt so cool machte. „Headrest for my soul“ ist gar eine entspannte Akustikgitarren-Songwriter-Nummer (wenn auch eine nicht besonders eindringliche).

Das ist auf der einen Seite etwas schade. Auf der anderen ist Weiterentwicklung aber auch kein Schaden, wenn gute Songs dabei raus kommen. Und davon bekommt man zahlreich geliefert. Zum Beispiel das beschaulich beginnende und zum groß angelegten Refrain schlendernde „I am“ oder auch der legitime „Sail“-Nachfolger „Jailbreak“, bei dem trotz dem positiven Grundklang eine ganze Ladung Melancholie mitschwingt.

Wo Run zum Ende mit etwas austauschbaren bzw. nervigen Nummern missfällt, endet es mit „Drinking Lightning“ versöhnlich und am Ende ist man sich sicher ein gutes Album gehört zu haben. Zwar fehlt der Platte im Vergleich zum Debüt der überbordende Klangoverkill und auch das letzten bisschen Wahnsinn. Auf der anderen Seite hat das Ganze am Ende vielleicht eine etwas längere Halbwertszeit. Man wird sehen...



Mario Karl



Trackliste
1Run4:01
2 Fat Face3:33
3 Hollow Moon (Bad Wolf)4:18
4 Jailbreak4:41
5 Kookseverywhere!!!4:07
6 I Am4:34
7 Headrest For My Soul2:08
8 Dreamers2:25
9 Windows3:37
10 Holy Roller3:58
11 Woman Woman3:37
12 Lie Love Live Love4:41
13 Like People, Like Plastic4:31
14 Drinking Lightning5:08

 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>