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Britischer Löwe trifft auf fränkische Metropole: Iron Maiden-Boss Steve Harris der Nürnberger RoFa
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Der legendäre Iron Maiden-Bassist Steve Harris hat 2012 ein Soloalbum mit dem Titel „British Lion“ veröffentlicht, das er 2013 mit einer Clubtour bewirbt. Unter anderem ist auch ein Termin in der Nürnberger Rockfabrik angesetzt. Die Gelegenheit, den Ausnahmemusiker in dem kleinen Rahmen zu sehen, wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Bereits um 20 Uhr sind einige Leute da und die Vorband, die ziemlich pünktlich beginnt, spielt vor einem ziemlich ansehnlichen Haufen von ca. 300 Leuten auf. Man sieht sehr viele Fans mit Iron Maiden-Shirts, die ihr Idol aus nächster Nähe bewundern wollen. Die Vorband war mit das Lächerlichste das ich je gesehen habe. Die Musik kann ich nicht wirklich einordnen. Zumindest war sie musikalisch einwandfrei gemacht. Aber nach dem zweiten Song zieht sich der Gitarrist aus bis auf seine schwarze Unterhose - und spielt das restliche Set so durch. Da gibt’s nur eine Möglichkeit: Bier holen oder Toilette! Wir vertreiben uns die Zeit am Merchandising-Stand, bei dem im Gegensatz zu einem Iron Maiden-Konzert T-Shirts zu absolut fanfreundlichen Preisen angeboten werden.
Pünktlich um 21 Uhr geht das Licht aus und Steve Harris und seine Band betreten unter großem Jubel die Bühne der Nürnberger Rockfabrik. Mit dem ersten Song auf dem neuen Album, „This Is My God“, geht es gleich von Beginn an richtig fetzig zur Sache. Steve Harris post wie immer und bearbeitet seinen Bass mit unglaublicher Präzision und Geschwindigkeit. Die nächsten beiden Songs werden in genau der gleichen Reihenfolge präsentiert wie auf der CD, was ich ein bisschen einfallslos finde. Die musikalische Darbietung seiner Begleitband ist allererste Sahne. Der Schlagzeuger Simon Dawson prügelt sich über Manier den Arsch ab und verdrischt sein Drumkit nach bester Tommy Aldridge-Manier. Sänger Richard Taylor kommt beim Publikum sehr gut an und schafft es sehr gut, die Stimmung in der Rockfabrik anzuheizen. Dieser Job ist anhand der Unmenge an neuen Songs, die so noch nicht live zu hören waren, gar nicht so leicht. Sehr viele Fans im Publikum können etliche Songs auswendig mitsingen, was mich doch sehr erstaunt. Die beiden Gitarristen David Hawkins und Grahame Leslie brennen ein regelrechtes Feuerwerk ab und bilden ein ziemlich schlagkräftiges Tandem auf der Bühne. Die Songs des aktuellen Albums sind live in meinen Augen noch stärker und kraftvoller, als auf der CD. Soundmäßig wird hier absolute Gourmetkost verabreicht. Man hört jedes Instrument zielsicher heraus und es macht richtig Spaß, die Band zu sehen und gut zu hören. Bis auf den Song „The Lesson“ werden sämtliche Songs des aktuellen Albums gespielt. Insgesamt bringen Steve Harris und seine Truppe noch vier neue Songs und mit „Do You Want It“ einen Song, der mir unbekannt ist.
Als Zugabe fungiert der Uralt-Klassiker der UK-Legende UFO „Let It Roll“, der beim Publikum sehr gut ankommt. Wenn man Steve Harris’ Bewegungen und Bühnenposen beobachtet merkt man sehr gut, dass er eine Schwäche für die Band und deren Bass-Urvieh Pete Way hat. „Eyes Of The Young“ wird zum Partykracher allererster Güteklasse. Das Publikum geht hier mächtig steil und die überaus spielfreudige Band läuft hier noch einmal zur absoluten Hochform auf. Steve Harris schont sich zu keiner Sekunden und als die letzten Töne des Songs vorbei sind, bekommt er und seine Band tosenden Applaus vom Nürnberger Publikum und das völlig berechtigt.
Das Konzert war der absolute Hammer und zeigt eine Band mit geradezu überschäumender Spiellaune. Man merkt den Jungs den Spaß auf der Bühne überdeutlich an und das überträgt sich natürlich auch aufs Publikum. Die Stimmung in der Rockfabrik war gut, aber nicht absolut begeisternd. Vielleicht hätte es doch geholfen, den einen oder anderen Maiden-Song zu spielen. Ich finde auch, dass die Bühne viel zu hoch ist und somit einen direkten Kontakt zum Publikum eher verhindert, als fördert. Leider werden die Fans nach dem Konzert fast schon herausgeworfen. Es soll ziemlich schnell danach wieder der reguläre Discobetrieb laufen und die Bühne wird in Windeseile abgebaut. Die Bühnenteile werden quer durch die Menge getragen und es ist teilweise großes Glück, dass die Bühnenarbeiter die Teile nicht den Gästen an die Schädel donnern. Überhaupt ist die Organisation in der Rockfabrik der absolute Schwachpunkt. Hunger darf man keinen haben, denn die Küche ist an dem Abend erst ab 21.00 geöffnet. Dumm, wenn man schon vorher Hunger hat. Bleibt zu hoffen, dass die Veranstalter lernfähig sind und bei den nächsten Konzerten ihre Arbeit besser machen.
Setlist:
1. This Is My God
2. Lost Worlds
3. Karma Killer
4. Father Lucifer
5. The Chosen Ones
6. These Are the Hands
7. Guineas and Crowns
8. The Burning
9. Last Chance
10. Us Against the World
11. A World Without Heaven
12. Do You Want It
13. Judas
14. Let It Roll
15. Eyes of the Young
Stefan Graßl
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