Novalis
Konzerte
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Info |
Musikrichtung:
Romantic Rock
VÖ: 21.11.2008 (1977)
(Revisted / SPV)
Gesamtspielzeit: 78:56
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Ein ganz persönliches Vorwort
Konzerte war für mich immer ein besonderes Album – schon rein äußerlich. Und das hat etwas mit der guten alten Zeit zu tun, in der es noch keine digitalen Speichermedien, sondern nur LP und Cassette gab. Eine LP entsprach damals in der Regel einer Seite einer C 90-Cassette. Denn die hatte auf jeder Seite eine Spielzeit von 45 Minuten – und das reichte in der Regel für zwei LP-Seiten. In der Regel! Denn da gab es Ausnahmen. Alben, die 48 oder 50 Minuten lang waren und den finanziell klammen Schüler vor die schwere Entscheidung stellten, auf die letzten 3 oder 4 Minuten der LP zu verzichten oder eine ganze C 60-Cassette für ein Album zu verwenden – und dabei dann auch noch gut 10 Minuten Spielzeit zu verschwenden.
An dieser Stelle schlug die Minute von Konzerte. Es ist das einzige Album, an das ich mich erinnern kann, dem es gelang als Einzel-LP eine C 60-Cassette bis an den Rand zu füllen.
Jetzt also auch auf CD – und da bleibt sie ihrer Tradition treu. Zwar sind 60 Minuten auch für eine CD bereits eine respektable Spielzeit. Aber es wurden noch einmal drei Bonus-Tracks drauf gepackt, so dass mit knapp 79 Minuten auch die Kapazität einer CD optimal ausgenutzt wird.
Jetzt geht’s richtig los – Die Texte
Novalis gelten zu Recht und passend zum Bandnamen als die Romantiker unter den Krautrock-Bands – und passen genau deshalb nicht so ganz in den Rahmen der Vorstellungen, den man gemeinhin mit Krautrock verbindet.
Was sie machen ist zu schön, zu harmonisch und auch zu professionell für das, was in den frühen 70ern an experimentellen, manchmal genial dilettantischen und fast immer etwas schrägen Tönen unter dem Etikett Krautrock zusammengefasst wurde.
Novalis wollen genau wie ihr Namensgeber, der Philosoph, Dichter und Theologe des ausgehenden 18. Jahrhunderts, die Seele emporheben, in die Einheit mit einem Gott, der ganz im Geiste der Romantik im Naturerleben gefunden werden soll und kann, die Möglichkeiten menschlichen, rationalen Verstehens gleichzeitig übersteigend, seinem gefühlsmäßigen Mitempfinden aber zugänglich.
Diese Gedanken werden auf Konzerte nicht nur in den drei auf Novalis zurückgehenden Texten „Astralis“, „Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren“ und „Wunderschätze“ transportiert. Die Eigenkomposition „Wer Schmetterlinge lachen hört”, einer der schönsten Titel von Novalis, vermittelt diese 200 Jahre alte Naturmystik mindestens so gut wie die Originale. Ein Text, der sich – genau wie das Frühlingslied „Es färbte sich die Wiese grün“ - mit den besten Texten der deutschen romantischen Dichtung messen kann.
Last not least – Die Musik
Wer nun verträumte, elfengleiche Musik voller Harfen und Flötenklänge erwartet, muss enttäuscht werden. Das ist nicht Novalis. Novalis sind ohne jeden Abstrich eine Rockband.
Natürlich gibt es ruhige Momente: der elegische Beginn von „Es färbte sich die Wiese grün“ zum Beispiel, die Akustik-Gitarren Begleitung von „Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren“ oder manche Phasen des extrem langen „Sommerabend“.
Aber Novalis können es auch richtig krachen lassen. Ein absolutes Highlight in dieser Hinsicht ist das rasante Vor-Finale von „Wer Schmetterlinge lachen hört”. Da wird aus allen Rohren geschossen. Die Gitarre kann sich gerade noch zurückhalten, bevor sie völlig in den Rock’n’Roll verfällt.
Man kann diese Musik zwar erleben, aber nicht beschreiben, zitiert Matthias Mineur in den Liner Notes. Da hat er recht zitiert. Was soll es also, hier mit Superlativen herum zu schmeißen, um deutlich zu machen, wie diese Band exzessives Live-drauf-los-Rocken, instrumentale Brachialabfahrten, feinfühliges Beschreiben von Gefühlen und Ahnungen und romantisches Träumen immer wieder in jedem einzeln Stück unter einen Hut bringt.
Welche Ausnahmestellung Novalis einnimmt, wird vielleicht an dem kleinen Detail deutlich, dass ich in dieser Review auf das Lieblingshilfsmittel des Rezensenten völlig verzichtet habe und die Band mit keiner anderen verglichen habe. Das war keine Absicht. Mir fällt einfach keine ein.
Noch ein letztes Wort für die stolzen Besitzer der LP. Das Anschaffen der CD ist absolut unerlässlich. Denn die drei Bonustracks liefern die komplette erste LP-Seite der grandiosen LP Brandung in einer Live-Version aus dem Jahre 1978, die zwar etwas rauer ist, als der Sound der ursprünglichen LP, aber den etwas direkteren rockigeren Ansatz dieser LP mit ins Programm bringt. Der LP-Auftakt „Irgendwo, irgendwann” ist ein idealer Rausschmeisser für diese Live-CD.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Bolero | 0:53 |
2 |
Dronsz | 1:47 |
3 |
Es färbte sich die Wiese grün | 8:44 |
4 |
Impressionen | 9:40 |
5 |
Wer Schmetterlinge lachen hört | 8:42 |
6 |
Wunderschätze | 11:15 |
7 |
Sommerabend | 16:46 |
8 |
Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren (Live, 1978) | 3:07 |
9 |
Astralis (Live, 1978) | 8:55 |
10 |
Irgendwo, irgendwann (Live, 1978) | 4:28 |
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