Musik an sich


Reviews
Jim Gilmour

Great Escape


Info
Musikrichtung: Progrock

VÖ: 23.03.2007

(Progrock Records)

Gesamtspielzeit: 57:16

Internet:

http://www.jimgilmour.net
http://www.progrockrecords.com



Wolfgang Kabsch:
Wenig neue Ideen


Great Escape ist die zweite Soloscheibe des Saga Keyboarders Jim Gilmour. Und dass es die Soloscheibe eines ambitionierten und erprobten Keyboarders ist, hört man über die ganze Länge. Zwar gibt es natürlich genügend Gitarrenpassagen, zumeist kraftvolle Riffs aus typischen Progrock Zutaten, doch das Keyboard, ob als Piano oder Synthesizer steht im Vordergrund. Das Album besteht aus zehn Stücken, fünf instrumental und fünf mit Gesang. Und, um es noch mal zu wiederholen, für die Gilmourschen Fähigkeiten gibt es mehr als genug Raum. Das ist ja auch nicht weiter tragisch, schließlich ist es sein Metier.

Auch an den zumeist kraftvollen, typischen Progrocknummern gibt es weder von der Komposition, noch von der instrumentellen Umsetzung großartig etwas zu meckern und ich denke, der Genrefreund wird an diesem Album seine helle Freude haben, sofern er eher rückwärts gewand ist. Denn da kommt der große Minuspunkt des Albums: Zum Einen übertreibt Herr Gilmour es dann und wann mit der Spielfreudigkeit und zum Anderen finde ich zu wenige neue Ideen in diesem Werk. So bleibt es ein ambitioniertes Standard Progalbum, das sich jedoch nicht aus der breiten Masse herausheben kann.






Norbert von Fransecky:
Steckt große Teile der Neo Prog Szene in die Tasche


D'accord, Wolfgang! Wirkliches Neuland betritt Jim Gilmour mit seinem Album an keiner Stelle. Aber allein unter diesem Kriterium betrachtet dürften wir 97 Prozent der neu erschienenden Scheiben keine Chance geben.

Mich hat the Great Escape ausgesprochen positiv überrascht - und seinem Namen alle Ehre gemacht. Es gelingt Gilmour fantastisch aus dem von seiner Stamm-Band Saga vorgegebenen Rahmen zu entkommen ohne seine Wurzeln zu verleugnen.

Er knüpft an den keyboardlastigen Pomp-Prog an, der Saga groß gemacht hat und in dem die Band nach einigen Scheiben erstickt ist. Mit Rückgriff auf Stilistiken der 70er Jahre haucht er dem Stilmix neues Leben ein, wobei die Keyboards oft die Rolle der Gitarre übernehmen. Dabei stehen dem Saga typischen Synthesizer häufig (E-)Pianos oder Hammonds zur Seite. So entstehen packende Stücke, die jeden hard rockenden Headbanger auf die Tanzfläche locken dürften ("Algonquin", "Canoe do it?").

Als Kontrast dazu gibt es eher softe Nummern ("Lost along the Way", "The Northwind"), die kitschfreie Romantik zwischen Saga und den Moody Blues kreieren. Und bei einem Keyboarder, der in die 70er schielt, dürfen natürlich auch Anlehnungen an ELP nicht fehlen ("Radiant Lake"), die aber durch die Kombination mit Soft-Jazz-Piano-Läufen à la Mezzoforte aufgelockert werden. Erfrischend!

Auch wenn Gilmour oft auf gut ausgetretene Trampelpfade im Prog-Dschungel zurückgreift, steckt er mit seinem Album große Teile der derzeitigen Neo Prog Szene in die Tasche. Denn es gelingt ihm packende Nummern zu schreiben, dabei anspruchsvoll zu bleiben und zudem noch etliches an Abwechslung zu liefern. In die eigenen (Saga-)Fußspuren tritt er nur selten - so z.B. beim Gesang im abschließenden Longtrack "Last Portage".

Während ich viele Scheiben der Konkurrenz mit einem sachlich begründeten "nicht schlecht" gut bewerte und zur Seite lege, macht Great Escape mächtig Lust darauf, die Scheibe auch häufiger aufzulegen.

Damit hat Gilmour mindestens das Level der hoch gelobten letzten Saga-Alben erreicht. Das Einzige, was dem Album fehlt, ist der eine überragende Ohrwurm.




Wolfgang Kabsch / Norbert von Fransecky



Trackliste
1No Sign 7:21
2Algonquin 5:32
3Lost along the way 5:14
4Killarney sunrise 4:44
5The Northwind 4:01
6Radiant Lake 4:42
7Carden Isle (piano Improv) 3:47
8Wasteland 2:59
9Canoe do it? 5:28
10Last portage 13:28
Besetzung

Jim Gilmour: Keyboards, Gesang
John Bianchini: Gitarren
Roger Banks: Schlagzeug
Christian Simpson: Schlagzeug
Corrina Tofani: Gesang


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