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Campo di Marte
Concerto Zero
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Fangen wir mal bei Äußerlichkeiten an. Denn ein Blick auf die Spielzeit der Doppel(!)-CD könnte ja schnell heftiges Stirnrunzeln auslösen. 75 Minuten hätte man doch auch auf eine CD pressen können. Hätte man – zweifelsohne. Aber wenn man das schicke Pap-Klapp-Cover in den Händen hält, das nicht nur die beiden CDs aus seinen Eingeweiden entlässt, sondern auch noch ein dickes Booklet zu jeder(!) der beiden CDs, dann ist man schnell versöhnt. Man hat hier wirklich mal wieder eine Anti-Raub-Kopierer-CD vor sich, die für’s Geld mehr bietet, als die auf Plastik gebrannten Datenmengen.
Concerto Zero ist eigentlich auch gar keine Doppel-CD, sondern zwei einzelne CDs in einer Verpackung. Die beiden Live-Mitschnitte sind in einem Abstand von gut 30 Jahren entstanden. Das 72’er Konzert der ersten CD stammt von der einzigen(!) Vinyl-Test-Pressung, die seiner Zeit für United Artists angefertigt wurde. Der Sound hat deutlichen Bootleg-Charakter. (Vielleicht hat die Testpressung den Test damals daher nicht bestanden.)
Die improvisierten Passagen des Openers erinnern an Deep Purples Scandinavian Nights-Live-Album. Hard Rock-Einschläge sucht man allerdings vergebens. Sollte sich jemand eine Fusion zwischen den Genesis und Deep Purple um 1969/70 vorstellen können, müsste er etwa hier landen. Für “Alba“ gilt: Deep Purple gehen – Genesis bleiben. Dazu kommen erst romantisch fantasievolle Flötentöne und dann Improvisationen, die an die wildesten Stellen auf der Yessongs erinnern. Auch zur Uriah Heep-Live-Scheibe sind Bezüge zu finden. Beim Gesang des “Epilogo“ wird der Sound unterirdisch. Dafür bekommen wir wieder Anklänge an Deep Purple – und zwar diesmal an die Vocal-Parts des Concerto. Die abschließenden beiden Sätze des “Prologo“ beginnen etwas folkiger mit recht „quietschnder“ Flöte. Dann wird es wild mit einer Akustik, die viel Toleranz erfordert. (Klingt wie ein Plattenspieler, der schon auf ner fetten Staubmatte läuft.) Am Ende wird mit Backward-Sounds experimentiert.
30 Jahre später ist der Sound natürlich völlig anders. Aber auch stilistisch hat die Band sich verändert. Grobschnitt auf Italienisch habe ich mir immer wieder notiert und beziehe mich dabei vor allem auf das symphonische Debüt der Kraut-Legende. Außerdem sind häufiger Heavy-Parts, Blues-Rock und auch Folk-Einsprengsel zu hören. Nicht jeder Track ist dabei wirklich überzeugend und die Italiener sind mit dieser aktuellen Live-CD ganz gewiss nicht in der Gegenwart angekommen. Dennoch sollte diese Scheibe ihre Freunde finden. Denn insgesamt sind Campo di Marte eine echte Entdeckung vor allem für Freunde Frühsiebziger Musik.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
CD 1 - Live 1972, Florenz 1 Prologo Parte 2 (Settimo Tempo) (7:56) 2 Alba (Secondo Tempo) (12:32) 3 Epilogo (Quarto Tempo) (5:42) 4 Prologo Parte 1 (Quinto Tempo/ Sesto Tempo) (5:28)
CD 2 – Live 2003, Ronta (Finnland) 1 Primo Tempo/ Settimo Tempo (10:03) 2 Back in Time (3:26) 3 Bluesy Rocky (6:07) 4 Italian Irish (5:02) 5 Secondo Tempo (4:07) 6 Terzo Tempo/ Quarto Tempo (8:13) 7 Rock Barock (2:45) 8 Outro July the 12th 2003 (3:52) |
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Besetzung |
(1972) Alfredo Barducci (Orgel, Flöte, Horn) Carlo Felice Marcovecchio (Dr, Voc) Paul Richard Ursillo (B, Voc) Mauro Sarti (Dr, Flöte, Voc) Enrico Rosa (Git, Voc)
(2003) Mauro Sarti (Dr) Maurilio Rossi (B) Alexandr Malin Sass (Keys) Enrico Rosa (Git, Voc) Eva Rosa (Blockflöten,Synths)
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