Rameau, J.-Ph. (Les Musiciens de Monsieur Croche)
Kantaten und Konzerte
|
|
Info |
Musikrichtung:
Kantaten und Konzerte
VÖ: 01.03.2005
Alpha / Note 1 CD DDD (AD 2003) / Best. Nr. Alpha 067
Gesamtspielzeit: 71:48
|
|
|
LEIDENSCHAFT UND ATMOSPHÄRE
GAMBE ODER VIOLINE?
Bevor es auf dieser Platte die angekündigten Stücke von Jean-Philippe Rameau zu hören gibt, wird man zunächst in klangvoll deklamierten Französisch über die Vorzüge der viole de gambe gegenüber der violon aufgeklärt. Es ist Benjamin Lazar, der hier in die Rolle des französischen Kulturkritikers Hubert Le Blanc schlüpft und einige Ausschnitte aus dessen 1740 publizierten Défense de la basse de viole zum Besten gibt. Die Gambe gilt Le Blanc als das urfranzösische Instrument. Mit ihrem gleichermaßen delikaten und intimen, farbenreichen Klang kommt sie der menschlichen Stimme am nächsten. Die Violine hingegen wird spöttisch als lautstarker „Pygmäe“ bezeichnet. Sie ist das Instrument der Italiener; aufdringlich und virtuos versucht sie, der Gambe ihre Herrschaft streitig zu machen. Das gibt dem Autor Gelegenheit, einen geistreichen Dialog zwischen den beiden zu inszenieren: Volumen und Brillanz (Herr Violine) gegen Wärme und harmonischen Reichtum (Frau Gambe).
SOWOHL - ALS AUCH!
Hat man die CD dann bis zum Ende gehört, muss man wohl für „unentschieden“ plädieren. Zwei Kantaten Rameaus demonstrieren im Wechsel mit drei seiner Pièces en Concerts die charakteristischen Vorzüge der beiden Protagonisten aufs Schönste. Interpretatorisch bestechen die drei ausgewählten Concerts durch die Ausnutzung der vom Komponisten vorgesehenen Besetzungsalternativen (Flöte & Gambe, Violine & Flöte oder zwei Violinen, jeweils zusammen mit dem Cembalo). Die Musiciens de Monsieur Croche (eine Anspielung auf das Kritiker-Pseudonym des Rameau-Liebhabers Debussy) lassen die vielen schönen Details der Musik blühen und funkeln: Wohlplatzierte Verzierungen, kleine agogische Schlenker und eine nicht zu gezirkelte Artikulation loten das ganze Ausdrucksspektrum aus und sorgen überdies für atmosphärische Wirkungen, die z. B. der technisch ebenfalls guten Gesamteinspielung von Christophe Rousset, Ryo Terakdo und Kaori Uemura (harmonia mundi) weitgehend abgehen. So kommt die duftige Eleganz der stimmungsvollen Musik ebenso zur vollen Wirkung wie ihre rhythmische Energie. Dieser Ansatz erweist sich auch bei den frühen Kantaten Rameaus als stimmig. Hier kündigt sich schon der spätere Opernkomponist an, der sich eben nicht mit gezierten Seufzern und gestelzter Deklamation zufrieden gibt, sondern eine kraftvolle Ausdrucksmusik schreibt, deren Spektrum von der elegischen Klage bis zum sturmumtosten Zornesausbruch reicht. Der Expressivität trägt das Ensemble durch sein affektbetontes Spiel Rechnung. Auch die zwei Vokalsolisten, die klangschöne und -intensive Sopranistin Karine Deshayes und der wandlungsfähige Bass Alain Buet, loten ihre Partien mit Subtilität und Leidenschaft aus.
So gelingt den Musiciens de Monsieur Croche die nahezu ideale Verbindung von Ausdruck und Klangsinn. Da wünscht man sich eigentlich nur noch eine baldige Fortsetzung mit den Konzerten 2, 4 & 6.
Georg Henkel
Trackliste |
1 | 01 „Dèfense de la basse de viole“ (Hubert le Blanc) |
2 | 02-04 Cinquième Concert |
3 | 05-07 Kantate „Le Berger Fidèle“ |
4 | 08-10 Premier Concert |
5 | 11-13 Kantate „Thetis“ |
6 | 14-16 Troisième Concert |
|
|
|
|
|
Besetzung |
Karine Deshayes, Sopran Alain Buet, Bass Benjamin Lazar, Rezitation
Alexis Kossenko, Flöte Christophe & Fabien Roussel, Violinen Atsushi Sakaï, Gambe Tom Titt, Basse de violon Sébastien D’Hérin, Cembalo
|
|
|
|