Musik an sich


Reviews
Edguy

Hellfire Club


Info
Musikrichtung: Heavy Metal

VÖ: 15.03.2004

(Nuclear Blast)

Gesamtspielzeit: 70:36

Internet:

www.edguy.net


Auch Musikredakteure brauchen mal Urlaub und so machte ich mich auf in Deutschlands hohen Norden um neue Welten zu entdecken, fremde Kreaturen zu bewundern und fantastische Abenteuer zu erleben, doch irgendwie kam ich mir selbst dort richtig heimisch vor. Wo ich auch in Hamburg meine Fühler ausstreckte wurde ich überraschenderweise mit meinen Lieblingen von Edguy konfrontiert. Egal ob Edguyposter auf fast jeder dritten Plakatwand der Hansestadt, Tobias Sammet`s lächelndem Gesicht auf dem W.O.M.-Magazin bzw. 1000 anderer Hochglanzheftchen oder Hinweisschilder mit Supersonderangeboten des neuen Longplayers, die Truppe aus Fulda war einfach allgegenwärtig. Als die Jungs abends dann auch noch im altehrwürdigen WDR-Rockpalast über die Mattscheibe flimmerten, begann ich mich langsam zu wundern an welchem Rädchen Sammet und Co. gedreht haben um einen solchen Popularitätsschub zu bekommen?

An Veränderungen im Musikstil kann es ja (glücklicherweise) nicht liegen, da Hellfire Club es seinen zahlreichen Vorgängern gleichtut und die Metalboygroup es wieder einmal geschafft hat eine richtig geile Metal-Scheibe in die Regale der CD-Handlungen zu stellen. "The same procedure as every year" also? Von wegen, denn der Teufel steckt, passend zum Titel des Silberlings, bekanntlich im Detail. Hellfire Club rockt, trotz der gelungenen Kooperation mit dem Babelsberger Filmorchester, dessen dezenter Einsatz für einen fast grenzenlosen Tiefgang sorgt, um einiges mehr als die bisherigen Edguy-Titel, da die Gitarren deutlich in den Vordergrund gerückt worden sind und "Roland" den unsichtbaren Keyboarder (Kleiner Insidergag) in das zweite Glied verdrängt haben. Weitere Überraschungen, diesmal songtechnischer Natur, sind die gelungene, über zehnminütige symphonische Hardrocknummer "The Piper Never Dies", der fast Twisted-Sister-artige Nonsensrocker "Lavatory Love Machine" sowie die allseits bekannte Singleauskopplung "King Of Fools", bei der sogar auf Gitarrenläufe á la Rammstein zurückgegriffen wird.

Die restlichen Songs gehören entweder in die Sparte "Flotte Headbanghymne mit geilem Refrain", wobei ich besonders "Mysteria" und "Down To The Devil" empfehlen kann, oder in das Fach "Bombastische Songs für Avantasia-Freunde", das feine Nummern wie die Wunderkerzenballade "Forever" oder das durch den Männerchor im Refrain dominierte "Navigator" beinhaltet. Einzig bei dem offiziellen Rausschmeißer "The Spirit Will Remain" wurde es, trotz der gelungenen Lyrics, mit Orchesterpassagen und Schmalz ein wenig sehr übertrieben und so darf dieses Liedlein allein auf weiter Flur das "Vorsicht, ich bin ein Totalausfall!"-Schildchen tragen.

Woran liegt es nun, dass solche nicht unbedingt massenkompatible Mucke den Mainstream so langsam erobert? Vielleicht an der guten Promotion des neuen Labels oder vielleicht doch einfach an dem Fakt, dass sich Bühnen bzw- Proberaumschweiß und der Glaube an die eigenen Kräfte irgendwann automatisch auszahlt. Klingt ja fast wie im Märchen und zumindest Fans dieses Musikstils dürften sich wie in einer Geschichte der Grimm-Brüder vorkommen, wenn sie dieses starke Album genießen.



Manuel Liebler



Trackliste
1Mysteria5:45
2The Piper Never Dies10:07
3We Don`t Need A Hero5:29
4Down To The Devil5:28
5King Of Fools4:17
6Forever5:41
7Under The Moon5:05
8Lavatory Love Machine4:24
9Rise Of The Morning Glory4:39
10Lucifer In Love (instr.)0:32
11Navigator5:20
12The Spirit Will Remain4:12
13Children Of Steel (Bonustrack)4:04
14Mysteria - Altern. Version (Bonustrack)5:33
Besetzung

Tobias Sammet, voc
Jens Ludwig, git
Tobias Exxel, bass
Dirk Sauer, git
Felix Bohnke, drums

Producer: Sascha Paeth


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