Stucki, Marc / Sylvie Courvoisier

Blue False Indigo
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Ein Duo aus der Schweiz legt mit der Veröffentlichung Blue False Indigo ein recht individuelles Werk vor. Der Schweizer Saxofonist Marc Stucki und die ebenfalls aus der Schweiz stammende, jedoch in Brooklyn lebende Pianistin Sylvie Courvoisier sind dafür verantwortlich. Piano und Saxofon, eine nicht alltägliche Kombination im Jazz, spontan fallen mir dazu auch nur erst einmal die Zusammenarbeiten von Pharoah Sanders & John Hicks oder Dave Brubeck und Paul Desmond ein. Doch deren Musik ist jeweils nicht unbedingt zu vergleichen mit der auf Blue False Indigo, sind es doch allein nur die Saxofonisten, die sich stilistisch völlig unterscheiden.
Sylvie Courvoisier hatte ich bereits einmal in einem relativ freien Umfeld in der Konstellation Vandermark – Wooley – Courvoisier – Rainey erlebt, hier wies ich unter anderem darauf hin, dass sich die Kompositionen der Pianistin als recht verspielt im Ausdruck erwiesen.
Gemeinsam mit Stucki werden nun ganz andere Stimmungen erzeugt. Insgesamt ist auch die Gestaltung recht frei fließend und frei gehalten, man nimmt sich viel Raum und erlaubt sich künstlerische Freiheit, die dazu führt, dass sowohl (scheinbar) feste Strukturen neben unvorhersehbaren Passagen stehen. "Twin White Oaks" zum Beispiel strahlt sehr viel Ruhe in der spontan wirkenden Entstehung aus.
Das ist mitnichten Free Jazz, obwohl die Musik recht frei wirkt, und insgesamt sehe ich es so, dass Sylvie Courvoisier in ihrer Gestaltung wohl ein wenig mehr Freiheit nutzt als ihr Kollege, der eher mit Ruhe und Bedacht Tonfolgen kreiert und dabei sehr sensible Passagen vorträgt, er bricht eigentlich nicht aus, sondern läßt seine Freiheit gar mit einer Art Zurückhaltung wirken, wie zum Beispiel auf "Elderflower Tree " nachzuvollziehen ist. Ganz verhalten schafft er spannende Momente, die vom eher lebhaften Pianospiel untermalt werden.
Vom Start weg, mit "Iberis", eine sehr schöne Ballade, die nicht unbedingt nur romantisch klingt, bis zum Titelsong, wird ein recht feinsinniger Mix geboten, der sowohl balladeske Songs oder Passagen enthält wie auch Anknüpfungen an Avantgarde, verknüpft mit sehr freien Elementen, man lausche einfach mal "Monchurian Catalpa", und bringt insofern auf der Basis von Jazz so manche fordernde Stimmung zu Gehör.

Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Iberis (5:16)
2 Twin White Oaks /4:49)
3 Elderflower Tree (5:37)
4 Bleading-Heart (1:30)
5 Hybrid Spinosissima (4:36)
6 Dense-Flowered Mullein (6:22)
7 Angelica Archangelica (4:22)
8 Field Horsetail (1:29)
9 Monchurian Catalpa (5:34)
10 Blue False Indigo (3:17)
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Besetzung |
 Marc Stucki (saxophone)
Sylvie Courvoisier (piano)

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