Beethoven, L. v. (Montebugnoli)

Symphonie Nr. 3 "Eroica" (Klavierfassung)


Info
Musikrichtung: Romantik

VÖ: 05.01.2024

(Evil Penguin Classic / Note 1 / CD / 2023 / Artikelnr. EPRC0059)

Gesamtspielzeit: 68:07

Internet:

Beethoven and his 1803 Erard



ANSCHLAGSVERSUCH

Als Ludwig van Beethoven 1803 an seiner dritten Symphonie, die später den Beinamen "Eroica" erhielt, arbeitete, erreichte ihn aus Frankreich kommend eine echte Novität: Ein Erard-Flügel. Das Instrument besitzt dank seiner Stoßmechanik anstelle der zu jener Zeit üblichen Prellmechanik einen perkussiveren, durchdringenderen Klang und bot mit seinen vier Pedalen zusätzliche Möglichkeiten der Kolorierung. Der Preis dafür liegt im deutlich höheren Kraftaufwand beim Anschlag und in einem langsamer ansprechenden Ton. Darüber, wie sich dies alles auf die ab dann entstehenden Werke Beethovens ausgewirkt haben könnte, wird seit Jahrzehnten spekuliert (vgl. schon Skowronek, Early Music 2002, Vol. 30, Nr. 4). Mittlerweile beschäftigt sich damit sogar ein eigenes musikwissenschaftliches Forschungsprojekt in Belgien, in dessen Rahmen dieses CD entstanden ist.

Der Pianist Luca Montebugnali hat dafür eine auf die Besonderheiten des Erard-Flügels zugeschnittene Klavierversion jener Symphonie Nr. 3 erstellt, die den Mittelpunkt dieser CD bildet. Klavierarrangements der Symphonien gibt es bereits einige, auch Franz Liszt machte sich darum verdient. Sie können durchaus ihren Reiz und ihre Berechtigung haben. Einen echten Erkenntnisfortschritt oder gar ein befriedigendes Hörerlebnis bewirken sie allerdings nur selten und da macht auch Montebugnalis Version keine Ausnahme. Vor allem aber zeigt sich, warum Beethoven später mit dem Erard haderte und ihn so lange immer wieder umbauen ließ, bis er schließlich "kaputtrepariert" war. Die etwas trägere und zudem kraftaufwändigere Mechanik steht einem flüssig-geschmeidigen Spiel im Wege. Es entstehen Stop-Motion ähnliche Effekte, gepaart mit einem zwar interessant herben, aber recht geräuschhaft durchschlagendem Klang. Das mag symphonische Klanggewalt besser imitiert haben als die seinerzeitigen Klaviere Wiener Bauart. Der schroffe Ton hat aber rasch etwas Enervierendes.

Noch grotesker ist das Resultat, wenn hiermit die Introduktion zu Haynds "Schöpfung" vorgestellt wird oder Musik aus Glucks Opern. Ja, all dies mag seinerzeit auch auf einem Erard erklungen oder gar mit seiner Hilfe komponiert worden sein - gedacht hierfür ist es deswegen aber nicht, so dass die CD ihren Wert ausschließlich als musikwissenschaftlicher Versuch hat.



Sven Kerkhoff



Trackliste
Beethoven: Symphonie Nr. 3, op. 55 "Eroica" (Fassung für Klavier)
Haydn: Die Vorstellung des Chaos, Largo aus "Die Schöpfung" (Fassung für Klavier)
Gluck: Ballet des ombres heureuses aus Akt II, Szene 2 von "Orpheus & Eurydice" (Fassung für Klavier); Air de danse - air des peines, Andante grazioso aus dem Prolog, Szene 2 von "Echo et Narcisse" (Fassung für Klavier); Air de danse, allegro vivace aus Akt III, Szene 5 von "Echo et Narcisse (Fassung für Klavier)
Besetzung

Luca Montebugnoli: Klavier (Nachbau des Erard-Pianos von 1803 von Chris Maene, 2016)


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