Lieblingslieder 40: Lea - “Wenn Du mich lässt“
Auch wenn wir an ganz anderen Orten unterrichten, verbindet Ingo und mich eine Erfahrung. Wenn man offen ist, dann lehrt man als Lehrer nicht nur, man lernt auch. Nicht zum ersten Mal präsentiert uns Ingo hier ein Lied, das ihm zum Lieblingslied geworden ist, nachdem er durch SchülerInnen darauf aufmerksam wurde. Dieses Mal het er sich ein einfaches, schlichtes, melancholisches Liebeslied vorgenommen. “Wenn Du mich lässt“ wurde im August 2021 als Vorabsingle des vierten Albums Fluss von Lea veröffentlicht. Ich selbst hatte davon überhaupt nichts mitbekommen. Die Sängerin war mir bis vor einem Jahr eigentlich völlig unbekannt. Weil sich meine Schüler aber immer wieder nach Liedern von ihr erkundigten, bin ich auf die Suche gegangen und habe einige Lieder von Lea für meinen Unterricht ausgewählt. Nicht alles ist nach meinem Geschmack, doch “Wenn Du mich lässt“ hat mich sofort angesprochen, weil es ziemlich schlicht, aber mit einem schönen, melancholischen Text ausgestattet ist. Zudem gefällt mir die sehr durchsichtige Produktion des Songs mit vielen geschmackvollen akustischen Gitarrenlinien. Textlich handelt es sich – wie so oft in der Popmusik – um ein Liebeslied. Den Text finde ich hier jedoch sehr gelungen. Es ist eigentlich eher eine Liebeserklärung an eine Person, die – egal was auch gerade passiert – bedingungslos geliebt wird, wie man in der ersten Strophe erfährt: Du musst mich nicht zum Lachen bringen Und nicht so tun, als geht's dir gut Musst mir nicht irgendetwas Vorspielen Wie du bist, bist du genug Wie du bist, bist du gut Dabei bleibt die Künstlerin auch irgendwie vage und es bleibt ungewiss, ob das Gegenüber ebenso denkt, wenn im Refrain gesungen wird: Ich werd' dich lieben, auch wenn du's grad' nicht kannst Werd' für dich Lügen, auch wenn du's nicht verlangst Ich würd' für dich kämpfen und wenn ich mich dabei verletz' Ich werd' dich lieben, wenn du mich lässt Für eigene Interpretationen bleibt hier viel Raum. Eine Eigenschaft, die ich an Liedtexten sehr mag. Und es lässt sich sowohl als Frau, wie auch als Mann problemlos interpretieren. Musikalisch ist das Lied sehr einfach gehalten. “Wenn Du mich lässt“ bewegt sich harmonisch in E-Dur und bleibt auch durchgehend in der Tonart. Es gibt keinerlei Ausbrüche – und das unterstreicht meines Erachtens den Text sehr gut. Die Melodie ist dabei sehr fein komponiert und hat mit seinen kleinen rhythmischen Synkopierungen einen gelungenen Aufbau. Ich spiele das Lied in meiner Variante, mit der Konzertgitarre in der Originaltonart. Es klingt also E-Dur. Allerdings spiele ich selbst in D-Dur und verwende den Capo im zweiten Bund, weil ich den Klang der Gitarre so besser finde und besser mit meiner Stimme harmoniert. Auch wenn mich nicht alle Lieder von Lea begeistern, so ist “Wenn Du mich lässt“ doch ein Lied, welches mit sehr ans Herz gewachsen ist und sich in kurzer Zeit zu einem Lieblingslied gemausert hat. Die Qualität des Songs ist dabei so gut, dass dies wohl auch so bleiben wird. Daher muss es in diese Kolumne – ohne Wenn und Aber! Einfach ein Lieblingslied! Ingo Andruschkewitsch |
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