Johannes Motschmann
Aion2
|
|
|
Der 1978 in Hamburg geborene Johannes Motschmann ist ein Komponist, Pianist und Keyboarder, und das seit seinem neunten Lebensjahr! Nach späteren mehreren Studien in den Fächern Komposition, Klavier, elektronische Musik, Musiktheorie und Algorithmischer Komposition gründete er mir David Panzl und Boris Bolles ein erstes eigenes Trio. Man spielte eine seinerzeit Aufmerksamkeit erregende Mischung aus klassischer und elektronischer Musik. Man stellte seinerzeit Einflüsse von Tangerine Dream fest sowie Musik der entsprechenden Berliner Schule ähnlicher Klänge.
Zahlreiche Orchester und Ensembles führten seine Werke auf und diese fanden auch Einzug bei diversen Festspielen. Nun erschien ein neues Album, das sich genretechnisch zwischen Neoklassik, Ambient und Electronica bewegt. Und so führt uns Aion 2 in eine Welt, die sich zwischen elektroakustischer Musik und algorithmischer Komposition bewegt. Die Grundlage bildet die Komposition "AION" für Künstliche Intelligenz (KI) und Ensemble, die für das Ensemble Modern geschrieben und 2021 in der Frankfurter Alten Oper uraufgeführt wurde. Wir hören Kompositionen, die mithilfe der Software entstanden sind. Ziel war es, künstliche Intelligenz als "Mitmusiker" zu integrieren. Entstanden ist ein Album, das komplett durch künstliche Intelligenz komponiert und dann von Menschenhand instrumentiert und verfeinert wurde.
Nach mehreren Minuten des Eröffnungstitels schwebe ich noch immer, es ist irgendwie ein Gefühl, als würde ich mir den Film "2001: Odyssee im Weltraum" anschauen und wäre mit meinen Gedanken nicht mehr auf der Erde, sondern flöge zeitlupengleich durch die Unendlichkeit des Alls. Und das setzt sich fort, sowohl mit dieser schon fast drohnenhaft wirkenden Gestaltung des Sounds, jedoch inklusiver nuancenreicher Zugaben, die sich immer wieder dezent einschleichen und die Würze darstellen, bis sich dann mit Track Vier, "Acuta", so etwas wie Lebhaftigkeit einstellt, das erinnert mich ein wenig an Musik von Andreas Vollenweider aus seinen Anfangstagen, ohne dass eine Harfe dabei ist.
Und hier wird dann auch deutlich, dass in der Tat Ensembles wie Tangerine Dream in gewisser Weise hinsichtlich der Atmosphäre Spuren hinterlassen haben. Dieses wird dann noch offensichtlicher mit "Overlap", weil hier die Elektronik noch vordergründiger und nun auch viel prägnanter eingesetzt wird, auch in rhythmischer Hinsicht. Und so gewinne ich den Eindruck, dass sich die Musik ständig erweitert hat dahingehend, von der anfänglichen Ruhe nun kraftvoller zu werden. Doch noch während "Overlap" und spätestens mit "Echo" ist das schon wieder vorbei. Allerdings höre ich eine weitere Veränderung, weil "Echo" nun ganz auf das Piano konzentriert wurde.
Allerdings war das wohl nur wie ein Zwischenspiel, denn die Elektronik wabert erneut voran mit "Rupture". "2001: Odyssee im Weltraum" erfasst mich aufs Neue mit "Vox Humana I und II", hier kann ich ganz direkt "György Ligeti - Atmosphères" assoziieren! Weitere Stille erfasst mich mit "Cor de Nuit" und die Platte endet atmosphärisch so, wie sie begann.
Ja, dieser Sound ist prickelnd, beruhigend und gleichfalls beunruhigend wirkend, geheimnisvoll, bedrohlich, einschmiegsam, kalt und auch warm zugleich. Als Oberbegriff empfinde ich die Bezeichnung Ambient durchaus als passend. Faszinierend ist dabei, dass neben den Synthesizern von Motschmann und Bolles das Ensemble Modern ausschließlich mit akustischen Momenten agiert und es vollbringt, dennoch fast schon elektronisch zu klingen. Den Angaben im Innenteil der Verpackung ist zu entnehmen, dass der Part des Ensembles wohl am 26.Oktober 2021 live in der Alten Oper Frankfurt am Main eingespielt wurde.
Ja, Mensch und Maschine arbeiten gekonnt zusammen, wer hier wen letztlich beherrscht, sei dahingestellt und den Ohren von Zuhörern*innen zu beurteilen.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Bordun
2 Carillon
3 Vox Coelestis
4 Acuta
5 Overlap
6 Echo
7 Rupture
8 Vox Humana I
9 Vox Humana II
10 Cor de Nuit
11 Dissolve
|
|
|
|
|
Besetzung |
Johannes Motschmann (piano, synthesizer)
Boris Bolles (synthesizer, violin)
David Panzl (multipercussion=
ENSEMBLE MODERN:
Dietmar Wiesner (flute)
Christian Hommel (oboe)
Inigo Alonso (clarinet)
Johannes Schwarz (bassoon)
Saar Berger (horn)
Sava Stolanov (trumpet)
Uwe Dierksen (trombone)
Jozsef Juhasz (tuba)
Uell Wiget (piano, celeste)
Hermann Kretschmar (piano, harmonium)
Rumi Ogawa (percussion)
Rainer Römer (percussion)
David Haller (percussion)
Giorgos Panagiotidis (violin)
Jagdish Mistry (violin)
Megumi Kasakawa (viola)
Eva Böcker (cello)
Michael Maria Kasper (cello)
Paul Cannon (double bass)
Josepha Motschmann (vocals - #3)
|
|
|
|